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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Teppich aus faulenden Leichen vorgefunden, an dem sich Fliegenschwärme, Geier und andere Aasfresser gütlich taten.
    In den folgenden Wochen breitete sich das Abschlachten von den Feldern in alle Gassen und Höfe aus, in die Tempel, Monumente und Häuser. Es hatte den Anschein, als werde sich der Blutrausch der Mein erst dann legen, wenn der letzte Acacier auf ihren Klingen aufgespießt war. Andere Völker ergriffen aus Angst, ein ähnliches Schicksal zu erleiden, immer offener Partei für die Mein: Die Stämme Candovias waren sich noch nie so einig gewesen, Senival leistete für kurze Zeit heldenhafte Gegenwehr, dann legte es die Streitäxte nieder, und die Außeninseln von Vumu baten um Frieden, noch ehe auch nur ein einziger Streich gegen sie geführt worden war. Dass ein Reich mit einer so langen Geschichte so schnell auseinanderfallen konnte, verblüffte Leeka. Offenbar war der jahrelange Gehorsam bedeutungslos. All der Ruhm und der Tribut, mit denen man Acacia überschüttet hatte, verpufften innerhalb eines Augenblicks und wurden von lange gehegten Feindseligkeiten ersetzt.
    Allein das reiche Talay leistete den Mein noch Widerstand, nachdem das Festland und Acacia überrannt worden waren. Ob es dies für die Acaier tat oder auf seine eigene Unabhängigkeit aus war, blieb unklar. Vielleicht hatte es Acacia aufgegeben – so wie fast der ganze Rest der Welt -, und kämpfte trotzdem für sich selbst. Leeka war es einerlei. Talay kämpfte gegen die Mein und die Numrek-Horde. Das allein zählte. Er hatte sich dem Kampf eilig angeschlossen. Vor allem war er froh über die Gelegenheit gewesen, gegen die Numrek zu kämpfen.
    Viele hatten geglaubt, die Numrek könnten außerhalb der nördlichen Regionen nicht kämpfen. Sie schienen für das milde Klima Aushenias schlecht geeignet zu sein. Als sie jedoch das von der Sonne ausgedörrte Talay erreichten, rissen sie sich Pelze und Umhänge vom Leib, und zum Vorschein kamen grotesk weiße Kreaturen. Dank ihrer langen Gliedmaßen, ihrer gewaltigen Muskeln und des nun unverhüllten Umfangs ihrer Hände und Füße boten sie einen erschreckenden Anblick. Nach einem Tag in der Sonne bekam ihre Haut Blasen und schälte sich. In den ersten Schlachten sahen sie aus, als wären sie durchs Feuer geschritten. Große Hautlappen hingen ihnen vom Leib. Das Haar fiel ihnen büschelweise aus.
    Gewiss konnten sie doch nicht so verbrannt umherwandern und es überleben, hatte Leeka gedacht. Doch genau das taten sie. Sie kämpften wie die Wahnsinnigen. Sie standen inmitten des Gemetzels und sahen schrecklicher aus als viele der Leichen, doch nur die schlimmsten Verwundungen brachten sie zu Fall. Nach ein paar Wochen begannen sie, sich zu erholen. Ihre Haut wuchs dunkler nach und spannte sich über den Muskeln. Dann schälte sie sich erneut – weniger heftig als beim ersten Mal -, und beim nächsten Nachwachsen war sie wiederum etwas dunkler geworden. Bald darauf zogen sie stolz durch das Land, nackt bis auf einen Rock, der Männern und Frauen gleichermaßen als einziges Kleidungsstück diente. Zum Schrecken der zurückweichenden Talayen hatten die Numrek niemals gesünder und stärker gewirkt als in kupferfarbener Nacktheit. Zur Sommersonnenwende tanzten sie zu Ehren des längsten Tages und der Kraft der Sonne. Ein neues Gerücht machte die Runde. Die Numrek seien nicht das nordische Volk, für das man sie gehalten habe. Ursprünglich mussten sie eine Rasse der Tropen gewesen sein. Vielleicht seien sie in der Vergangenheit in den Norden verbannt worden und jetzt in ihr bevorzugtes Klima zurückgekehrt. Unter ihrem Ansturm kapitulierte Talay Stamm für Stamm.
    Die Leute meinten, Hanish Mein wolle Acacia vollständig vernichten. Der Hass der Tunishni, hieß es, sei so groß, dass Hanish alle Spuren des besiegten Volkes auslöschen wolle. Doch als Frieden eingekehrt war, erwies Hanish sich bei dem Versuch, seine Herrschaft über das Reich zu befestigen, als erstaunlich vernünftig. Er ließ die acacischen Bauten unbehelligt. Er ließ Alecia, Manil und Aos ihre Pracht. Er rührte keinen Stein und keine Statue Acacias an, mit Ausnahme der Standbilder von Tinhadin, die er umstürzen und zerschlagen ließ. Aus der Mauer von Alecia hatte er den schwarzen Stein von Scatevith herausschneiden, ihn in den Palast von Acacia schaffen und an der Stelle, wo früher Tinhadin und Edifus gesessen hatten, als Monument aufstellen lassen. Hauptsächlich jedoch füllte er die Orte Acacias mit seinem eigenen Volk

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