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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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anlocken, die auf den verkohlten Erdstreifen herumpickten, welche die Hügel wie Wundnarben überzogen. Corinn hatte mit ihren Gefährtinnen darüber gesprochen und gemeint, bald müssten sie die Tage, an denen sie ausritten, sorgfältig auswählen. Es sei schon vorgekommen, dass Menschen von den sich rasch ausbreitenden Feuern überrascht worden und darin verbrannt seien. Die jungen Frauen hatten ihr schweigend zugehört und ehrfürchtig darüber gestaunt, dass sich ein Feuer ganz von selbst entzünden konnte. Für Menschen, in deren Heimat der Winter neun Monate währte und wo im Sommer – wie Igguldan gesagt hatte – jederzeit ein plötzlicher Schneesturm losbrechen konnte, musste die Vorstellung wahrhaft erschreckend sein. Es gefiel Corinn, dass sie Teile des Lebens auf der Insel fürchteten, an die sie selbst seit jeher gewöhnt war, wenngleich dieser Gedanke auch, wie so oft, wehmütigen Schmerz auslöste. Igguldan. Sie ertrug es nicht, an ihn zu denken. Was für eine Qual, einer großen Liebe so nahe gekommen zu sein, nur damit gefühllose Wahnsinnige sie ihr entrissen.
    Je näher sie den Klippen des Hafenfelsens kamen, desto mehr frischte der Wind auf. Als sie dort anlangten, hielten Rhrenna und ihre Landsmänninnen die Hüte fest. Corinn, die keine Kopfbedeckung brauchte, da sich ihre Haut in der Sonne erwärmte und bräunte, anstatt sich zu röten und zu schälen, saß so aufrecht im Sattel wie stets. Allerdings war ihre Belustigung nur von kurzer Dauer.
    »Seht, Larken ist aus Talay zurückgekehrt«, rief eines der Mädchen. »Das ist sein Schiff.«
    Corinn hatte das Schiff rasch erspäht. Auf dem feuerroten Hauptsegel prangte eine Spitzhacke mit kurzem Griff. Das war Larkens Wappen, das ihm Hanish für seine Verdienste im Krieg verliehen hatte. Der Anblick des geschwellten roten Segels, das sich auf dem funkelnden Meer näherte, erfüllte sie mit Groll.
    Larken. Sein Name erinnerte sie stets an die Zeit vor ihrer Gefangenschaft. Er war es gewesen, der vor neun Jahren in Kidnaban an ihre Tür geklopft hatte. Groß und in seinem Marah-Gewand auf wölfische Art stattlich, hatte er vor ihr gestanden.
    Er hatte aufrichtig zu ihr gesprochen, mit Ruhe, die eine Stärke versprach, wie sie ihr schon seit längerem nicht mehr begegnet war. Thaddeus Clegg habe ihn geschickt, erklärte er. Er solle sie in Sicherheit bringen, sie allein. Um ihre Geschwister würden sich andere Beschützer kümmern, da sie an verschiedene Orte gebracht werden sollten. Es sei nicht klug, sie alle zusammen zu verstecken. Thaddeus und ihr Vater hätten entsprechende Vorkehrungen getroffen. Dies alles belegte er mit Dokumenten, alle mit Siegel, Unterschrift und einem Abdruck von Thaddeus’ Ring versehen.
    »Kommt«, hatte Larken gesagt. »Ihr könnt mir vertrauen. Mein einziges Bestreben ist, Euch zu beschützen.«
    Sie hatte ihm vertrauen wollen. Jetzt fragte sie sich, wie sie hatte einwilligen können, ihn zu begleiten, ohne vorher mit ihren Geschwistern gesprochen zu haben. Sie hatte es versucht, doch er war so überzeugend und ernsthaft gewesen. Hanish Meins Spione seien ihnen auf der Spur, meinte er. Im ganzen Reich wimmele es von Verrätern. Nicht einmal Crenshal, ihrem Gastgeber, könne man noch vertrauen, und deshalb müsste sie fliehen. Sie müsste sich beeilen. Ihre Brüder und ihre Schwester seien schon unterwegs. Wenn sie mitkäme, könne sie darauf vertrauen, sie bald wiederzusehen. Es sei die einzige Möglichkeit.
    Larken war höflich und ehrerbietig gewesen, und gleichzeitig tatkräftig und entschlossen. Er wusste genau, was zu tun war. Sie musste seinen Anweisungen einfach folgen. Das tat sie und sah zu, wie die Welt an ihnen vorüberglitt. Sie traten aus dem Haus, gingen hinunter zur Arbeiterstadt Crall, schritten durch die Straßen und Gassen zum Hafen und kletterten in eine Schaluppe, die Larken mit dem Geschick eines erfahrenen Seemanns ganz allein steuerte. Als die Sonne aufging, umrundeten sie das Kap und ließen Crall hinter sich. Larken kannte alle Landmarken auf Kidnaban, und als sie die Insel hinter sich ließen und Kurs auf Kap Fallon nahmen, erklärte er ihr, was er vorhatte. Als sie spät in der Nacht die schlafende Stadt Danos erreichten, war sie erschöpft gewesen und hatte ihr Schicksal in seine Hände gelegt.
    Larken erklärte ihr, sie würden sich mit einem Magistrat treffen. Er wisse als Einziger, wie es von hier an weitergehe, und sie könne ihm vollständig vertrauen. Der Mann erwartete sie am

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