Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
sprach er Acacisch. »So eine ebenmäßige Haut, so wundervoll für die Sommertage in dieser Gegend geeignet. Übrigens freut es mich, dass Ihr mit meiner Cousine und ihren Freundinnen ausreitet.«
    »Das ist kein Dienst, den ich freiwillig leiste«, entgegnete Corinn. »Wie Ihr Euch gewiss erinnert, kam der Befehl von Euch.«
    Hanish lächelte, als habe sie etwas durchaus Erfreuliches gesagt. »Es ist nicht leicht, Mein-Frauen in den höfischen Gepflogenheiten zu unterweisen. Sie sind darauf ebenso schlecht vorbereitet wie unsere Männer. Doch ich weiß, dass sie sich gern ein Beispiel an Euch nehmen.«
    Darauf wusste Corinn nichts zu erwidern. Hanish legte die Papiere auf den Schreibtisch, wandte sich ihr vollständig zu und sagte: »Ich habe Neuigkeiten, die Euch vielleicht interessieren werden. Larken ist soeben aus Talay zurückgekehrt. Er hat Kunde über Euren Bruder mitgebracht.« Er hielt inne, betrachtete Corinn und wartete auf eine Reaktion. »Wir haben ihn nicht gefunden, zumindest noch nicht. Aber ich habe keinen Zweifel, dass wir ihn aufspüren werden. Er hält sich irgendwo in Talay auf, im Landesinneren. Larken glaubt, er habe ihn nur knapp verfehlt. Aufgrund eines Hinweises von Einheimischen hat er ein Dorf durchkämmt, doch der Acacier, der sich dort versteckt hielt, ist ihm entwischt. Dein Bruder Aliver ist nicht leicht zu fangen.«
    »Woher wollt Ihr wissen, dass es Aliver war und nicht Dariel?«
    Hanish zuckte die Schultern. »Sicher sind wir uns nicht. Offen gesagt hatte ich gehofft, Ihr könntet mir in dieser Beziehung Klarheit verschaffen. War es Aliver? Wurde er nach Talay geschickt?«
    »Würde es Euch etwas nützen, wenn Ihr es wüsstet?«
    »Doch, ich denke schon.«
    Corinn sah ihm unverwandt in die Augen und antwortete aufrichtig: »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo er ist.«
    Hanish wirkte nicht mehr ganz so zufrieden mit ihr. Er machte den Eindruck, als wollte er sich von dem Schreibtisch abstoßen und näher an sie herantreten, doch er verschränkte stattdessen die Arme vor der Brust und sprach auf Meinisch weiter. »Verglichen mit dem Mädchen, das vor neun Jahren vor mir stand, habt Ihr Euch sehr verändert, nicht wahr? Wisst Ihr noch, wie wir Euch gepflegt haben, als Ihr am Fieber erkrankt wart? Am ›Fluch der Numrek‹? Glaubt mir, Prinzessin, würden wir die Krankheit nicht so gut kennen, hättet Ihr weit mehr gelitten. Vielleicht haben Eure Geschwister ja die ganze Wucht der Krankheit zu spüren bekommen, ohne dass ihnen jemand gesagt hat, dass sie wieder genesen würden. Auch sie werden sich verändert haben. Es könnte sogar sein, dass Ihr sie nicht mehr wiedererkennen würdet. Vielleicht würden sie Euch ebenfalls nicht mehr erkennen. Vielleicht gehört Ihr jetzt eher zu uns als zu ihnen, Corinn.«
    Corinns Augen zuckten empor, hefteten sich auf ihn, und ihre Verachtung für eine derartige Idee war deutlich darin zu lesen.
    »Prinzessin, wo sind Eure Geschwister?«, drängte Hanish, abermals auf Acacisch.
    »Das habt Ihr mich schon öfter gefragt.«
    »Und ich werde Euch wieder und wieder und wieder fragen. Es mag sein, dass Ihr die Wahrheit sagt, aber wenn es mir weiterhilft, würde es mir nichts ausmachen, diese Frage die nächsten zwanzig Jahre über fünfmal am Tag zu wiederholen.«
    »Und dann würdet Ihr aufhören?«
    »Falls ich den Tunishni so lange fernbleiben sollte, würde ich Euch die nächsten vierzig Jahre über zehnmal am Tag fragen. Corinn, Ihr lebt jetzt seit neun Jahren in meinem Haus, als Gast in dem Palast, der vorher euch gehört hat. Habe ich Euch irgendetwas zuleide getan? Habe ich Euch auch nur ein Haar gekrümmt? Nein? Dann helft mir, Eure Geschwister zu finden. Ich habe Euch schon einmal gesagt, dass ich lediglich will, dass sie in den Palast Eures Vaters zurückkehren und genau wie Ihr in Frieden leben. Was habt Ihr davon, wenn sie im Exil sind und sich in irgendeinem abgelegenen Winkel der Provinzen verstecken?«
    »Wo immer sie sich aufhalten, sie sind frei«, erwiderte Corinn. »Daran möchte ich um nichts in der Welt etwas ändern. Und sie bestimmt auch nicht.«
    »Dessen seid Ihr Euch sicher, nicht wahr?« Als Corinn schwieg, zog Hanish finster die Brauen zusammen. »Also gut. Es spielt keine Rolle. Wir werden sie finden. Ich habe Zeit und die Macht. Sie haben wenige Freunde und noch weniger Mittel. Beinahe hätten wir einen Eurer Brüder gefangen, dessen bin ich mir sicher. Das bedeutet, er ist auf der Flucht, er wird Fehler machen, den

Weitere Kostenlose Bücher