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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Dorfes, aus Holz erbaut und mit Stroh gedeckt, das als großes Dach über dem Markt diente und Schutz vor Sonne und Regen bot. Sangaes Untertanen zählten einige hundert Seelen. Da sie ein Hirtenvolk waren, waren die Einwohner nur selten vollzählig versammelt. Das Dorf lag weit abgeschieden, war auf den meisten Landkarten nicht vermerkt und den Mein möglicherweise gänzlich unbekannt. Sie hätten schon sehr gründlich suchen müssen, um es ausfindig zu machen oder um einen Beleg für die Freundschaft zu finden, die Sangae als junger Mann mit dem verstorbenen König Leodan geschlossen hatte. Niemand außer Thaddeus wusste von der Bedeutung, die dieser Mann für das Vermächtnis der Akarans hatte.
    Sangae trat blinzelnd aus dem schattigen Inneren seiner Hütte in den Sonnenschein hinaus. Er starrte Thaddeus mit der bebenden Eindringlichkeit an, mit der er eine Geistererscheinung betrachtet hätte. Ein wüstes Durcheinander von Gedanken huschte über seine Miene, Gefühle, die sich dicht unter der Haut zu regen schienen. Thaddeus wusste, dass dem Mann gewiss sogar so weit im Süden Gerüchte zu Ohren gekommen waren, die seinen Ruf beschmutzten. Vielleicht war Sangae sich noch immer nicht sicher, welchen Kanzler er vor sich hatte: den Verräter oder den Retter. Und das würde nur ein Teil des Aufruhrs in seinem Inneren sein. Dieser Mann war seit neun Jahren Adoptivvater. Er konnte nicht anders, als die Folgen zu fürchten, die Thaddeus’ Erscheinen für seinen Sohn haben mochte.
    Doch als Sangae ihn ansprach, tat er es beherrscht und höflich. »Alter Freund, die Sonne scheint auf Euch, aber das Wasser ist süß.«
    »Das Wasser ist kühl und klar, alter Freund«, erwiderte Thaddeus.
    Es war die traditionelle Begrüßung im Süden Talays, und es freute Sangae, dass der ehemalige Kanzler so fließend antwortete, und noch dazu auf Talayisch. Dann aber ging er zum Acacischen über. »Es ist lange her«, sagte er. »So lange, dass ich mich schon gefragt habe, ob Ihr kommen würdet. Lange genug, dass ich gehofft habe, Ihr würdet nicht kommen.«
    Auf diese Worte etwas zu erwidern, fiel Thaddeus schwer. Der Häuptling hielt den Blick des ehemaligen Kanzlers fest. Seine Nase und Lippen, die rundliche Stirn und die ausladenden Wangenknochen: Jedes einzelne dieser Merkmale drückte mehr Großzügigkeit aus, als es einem einzigen Gesicht hätte möglich sein sollen. Sein volles Antlitz stand in merkwürdigem Gegensatz zu seinen schmalen Schultern und der hageren Brust. Seine Augäpfel waren nicht weißer als die von Thaddeus, nicht weniger stark geädert und vergilbt, doch sie hoben sich leuchtend vom Nachtschwarz seiner Haut ab. Thaddeus verspürte einen Stich von Angst. Wie mochte es einem acacischen Königskind unter diesen Menschen ergangen sein? Diese Vorstellung vermochte er nicht einmal ansatzweise zu fassen. Vielleicht war es ja ein furchtbarer Fehler gewesen. Er schob diesen Gedanken beiseite, für Selbstzweifel war jetzt nicht der richtige Moment. »Im Namen des Königs, mein Freund«, sagte er, »danke ich Euch für das, was Ihr getan habt.«
    »Ich sehe nichts«, erwiderte Sangae, eine weitere Redensart seines Volkes, die bestritt, dass er irgendetwas getan hatte, was Dank verdiente.
    »Ihr sprecht meine Sprache besser als ich die Eure.«
    »Ich hatte in den vergangenen Jahren viel Zeit zum Üben. Wie war Eure Reise?«
    Sie unterhielten sich eine Weile über dieses unverfängliche Thema, denn das war leichter, als über den Grund seines Besuchs zu sprechen. Nur Einzelheiten. Doch das freundschaftliche Geplauder konnte nicht ewig währen, und Thaddeus stellte – trotz seiner Furcht vor der Antwort – schließlich die entscheidende Frage: »Ist der Prinz wohlauf?«
    Sangea senkte den Kopf zu etwas, das einem Nicken glich, obwohl es nicht ganz eine Bestätigung war. Mit einer Handbewegung forderte er Thaddeus auf, seine Hütte zu betreten und ihm gegenüber auf einer bunten Webmatte Platz zu nehmen. Eine junge Frau stellte eine mit Wasser gefüllte Kürbisschale zwischen ihnen ab. Kurz darauf stellte sie eine Schüssel mit Datteln daneben, dann zog sie sich zurück. Der Raum war nach allen Seiten offen. Selbst im Innern ihrer Häuser verlangte es die Bewohner von Umae nach Weite, nach freier Sicht und strömender Luft. Thaddeus konnte in allen vier Himmelsrichtungen Menschen sehen und hören, doch in dem stillen Raum, den die beiden Männer einnahmen, herrschte Abgeschiedenheit. In Anbetracht der sengenden Hitze des

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