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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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glatt durch einen Vogel hindurch und bohrte sich in der Ferne in den Boden, lange nachdem der Vogel herabgestürzt war. Hanish klatschte Beifall, während sie Gelegenheit fand, ihn zu necken, was ihm offenbar Vergnügen bereitete.
    Als er vorschlug, ein offizielles Abendessen ausfallen zu lassen, erhob Corinn keine Einwände. Sie speisten gemeinsam, saßen an den gegenüberliegenden Enden eines allzu langen Tisches. Als Hauptgang wurden in Chilisoße gedünstete Kammmuscheln aufgetragen, garniert mit wohlriechenden Kräutern. Der Geschmack war wundervoll, ein Zusammenspiel von Süß und Feurig, von dem Corinn ganz warm wurde. Sie tranken einen Weißwein, der so trocken war, dass sie unwillkürlich die Wangen einsog. Hanish ahmte sie nach; Corinn warf ihm vor, er habe das Gericht nur deshalb ausgewählt, damit sie sich zum Narren machte. Er leugnete es nicht.
    Später tranken sie auf dem großen Balkon der Villa süßen Likör. In der Tiefe versank das Meer in Dunkelheit. Bald darauf ging der Mond auf und leuchtete durch ein Spitzengewebe dünner Wolken hindurch. Der Wind war frisch, aber nicht unangenehm. Corinn bekam eine leichte Gänsehaut. Sie stand so dicht neben Hanish, dass sie die Duftöle riechen konnte, die in seine Haut gerieben worden waren. Sie streifte ihn gedankenverloren mit der Schulter; einmal empfand sie es wie einen kribbelnden Schlag, als ihre Brust seinen Arm berührte. Hatte sie solche Bewegungen beabsichtigt? Oder hatten der Wein und der Likör – die die Ränder der Welt angenehm verschwimmen ließen – sie so unbeholfen gemacht? Sie war sich nicht sicher.
    Als er ihr nachschenken wollte, hielt sie ihm das kleine Glas hin und fragte: »Und was kommt als Nächstes? Werdet Ihr mir einen Zug aus einer Nebelpfeife anbieten?«
    Die Frage war scherzhaft gemeint gewesen, doch auf einmal rieb Hanish nervös über das Mauerwerk der verwitterten Balkonbrüstung und sah einen Moment lang aus wie ein Kind, das nur mit dem Druck seiner Finger einen Abdruck zu hinterlassen versuchte. »Das würde ich niemals tun.«
    »Habt Ihr mich hierhergebracht, um mich zu verführen? Geht es bei alldem darum?«
    Blut stieg Hanish in die Wangen. Sogar seine Stirn rötete sich. Eine so offenkundige Gefühlsregung hatte sie bei ihm noch nie erlebt. »Ich habe Euch hierher mitgenommen, um Euch ein Geschenk zu machen. Allerdings fürchte ich, Ihr werdet es mir ins Gesicht schleudern.«
    »Dann mache ich Euch also Angst?«
    »Ihr macht mir Angst wie noch nie ein Mensch zuvor.« Corinn versuchte vergeblich, in seinem Gesicht zu lesen. Sie wartete. Hanish forderte sie mit einer Handbewegung auf, mit ihm auf einer Bank Platz zu nehmen. Sie beugten sich vor und blickten über die Brüstung. Nebeneinander saßen sie da, so nahe, dass ihre Knie sich berührten.
    »Wie fändet Ihr es, wenn das alles Euch gehören würde?«, fragte Hanish. »Diese Villa, meine ich. Es gibt keinen Grund, weshalb Ihr nicht von allem das Beste haben solltet. Ihr wart eine Prinzessin; Ihr seid immer noch eine Prinzessin. Es beschämt mich, dass Ihr mir das nicht glauben wollt. Ich stelle mir einen Tag vor, an dem Ihr und Eure Geschwister euch hier versammelt, um die wundervolle...«
    »Ihr braucht mich nicht zu kaufen, Herr. Ich bin bereits Eure Sklavin.«
    »Bitte, Corinn«, wehrte Hanish ab. »Das Haus hat einer Familie mit Namen Antalar gehört. Ihr habt sie gekannt, nicht wahr?«
    Corinn nickte.
    Hanish gestand, dass er selbst einem Angehörigen der Familie begegnet sei, und zwar während des Krieges, vor einer Schlacht. Er habe den jungen Mann getötet, sagte er. Das bedaure er. Er sei stark und stolz gewesen und habe ihn an seinen Bruder Thasren erinnert. So zornig, so sehr darauf erpicht, das Richtige für sein Volk zu tun. Doch es hätte keine andere Möglichkeit gegeben. Weil er an jenem Tag dort gewesen war, wo er war, habe der junge Mann einfach sterben müssen. Ein nicht vollauf gelebtes Leben schaffe solche Schuldgefühle. Anders könne es nicht sein. Er bedaure auch das, was ihr angetan worden sei.
    »Ich weiß, dass Ihr nicht käuflich seid«, sagte er. »Aber wenn Ihr nur ein wenig Freundlichkeit in Euch tragt, werdet Ihr begreifen, dass ich versuchen muss, Euch dieses Geschenk zu machen. Falls ich Euch zu lange im Palast eingesperrt haben sollte, entschuldige ich mich dafür. Ich hatte immer Angst, Euch aus den Augen zu lassen.«
    »Warum das?«
    Er schüttelte den Kopf, gerade genug, um zu zeigen, dass er auf diese Frage im Moment

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