Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
Vom Netzwerk:
seine Söldnerarmee gegen Acacia geführt hat. Es mag scheinen, als habe der Mein gesiegt, doch in Wahrheit wurde mein Volk überrumpelt und nur vorübergehend geschlagen. Mein Vater hatte bereits Pläne geschmiedet, die großen Mächte der Welt gegen die Mein zu verbünden. Ich bin zu dir gekommen, um dich zu bitten, mich bei diesem Kampf zu unterstützen. Als Anerkennung für die Weisheit deines Entschlusses und zum Dank für die Überlassung deiner starken Krieger wird Acacia dich reich belohnen.«
    Oubadal hielt einen Fetischstab in der Linken, einen vergoldeten Kreuzstab, umwickelt mit Lederbändern und geschmückt mit Vogelfedern. Bevor er antwortete, kratzte er sich mit dem Ende des Stabes am Hals. »Warum sollte mein Volk für dich bluten? Du bist ein Prinz ohne Reich, während Hanish Mein zwei Schwerter in Händen hält und mit beiden zu schlachten versteht.«
    »Ich habe vielleicht kein Reich, aber eine Armee«, sagte Aliver. »Hast du gehört, dass sich immer mehr Krieger um mich scharen? Außerdem geht es bei dem Kampf nicht allein um mich. Reicht Hanish Meins Arm nicht bis hierher in den Süden, greift er nicht nach eurem Reichtum und nimmt sich, was ihm gefällt? Sie stehlen sogar die Kinder eures Landes und verkaufen sie an Fremde auf der anderen Seite der Welt. Für mich klingt das wie das Werk eures Feindes. Ihr nennt die Mein doch nicht eure Freunde, oder?«
    »Nein, selbstverständlich nicht.« Der Häuptling schaute sich um, als wollte er bei diesem Gedanken ausspucken. »Aber warum sollte es mich kümmern, welches bleichhäutige Volk uns ausraubt? Die Mein tun nichts anderes als zuvor die Acacier. Mach kein beleidigtes Gesicht, Prinz! Die Wahrheit vermag nicht zu kränken. Wohl wahr, die Mein haben die Sklavenquote verdoppelt, aber siehst du, sie fragen nicht danach, woher wir die Sklaven nehmen. Dieser Unterschied kommt unsere Feinde teurer zu stehen als uns. Verstehst du mich?«
    Aliver empfand es als heftige Kränkung, als bleichhäutig bezeichnet zu werden, enthielt sich aber einer Bemerkung. »Mein Vater wollte niemanden ausrauben; das gilt auch für mich.«
    »Viele sind in seinem Namen in unser Land gekommen und haben uns bestohlen. Entweder du bist ein geschickter Täuscher, oder du weißt nicht, wie die Welt in Gang gehalten wird. Du hast in einem prächtigen Palast gelebt, nicht wahr? Eine ganze Insel hat euch gehört. Mit Pferden und Edelsteinen und erlesenen Speisen und unzähligen Dienern. Was glaubst du, wer das alles bezahlt hat? Ich werd dir etwas sagen. Komm näher.«
    Oubadal winkte mit seinem Stab. Aliver beugte sich vor und stützte sich etwas unbeholfen auf Händen und Knien ab. Der Häuptling neigte sich ihm entgegen; er roch nach Sandelholz und Schweiß. »Männer wie du und ich sind nicht vom Schöpfer gesegnet. Das ist eine wohlfeile Lüge. In Wahrheit herrschen wir, weil wir, anders als unser Volk, genau wissen, dass der Schöpfer sich von uns abgewandt hat. Die Welt ist so, wie wir sie uns formen; und die Welt, über die dein Vater geherrscht hat, hat wenige sehr reich gemacht und viele in großer Armut gehalten.«
    Einige der alten Männer bekundeten halblaut ihre Zustimmung. Einer schnalzte laut mit der Zunge.
    Der Häuptling fuhr fort: »Dein Volk hat uns nicht nur unser Gold und unsere Kinder geraubt. Dein Volk hat meinen jüngeren Bruder, meine Schwester und die Zweitfrau meines Vaters als Geiseln genommen. Meine Angehörigen, verstehst du? Mein eigen Fleisch und Blut. Leodan hat sie mit der einen Hand einge-kerkert und mit der anderen das Herz meines Vaters gepackt, um ihm klarzumachen, dass seine Kinder zu leiden hätten, wenn Halaly sich seinen Forderungen verweigert. Ich habe sie nie wiedergesehen. Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt noch leben. Kannst du mir meine Geschwister zurückgeben? Kannst du mir das versprechen?«
    Aliver schloss die Augen, dann schlug er sie langsam wieder auf. »Ich weiß es nicht. Das wurde vermutlich von Alecia aus in die Wege geleitet. Mein Vater hat vielleicht nicht einmal davon gewusst...«
    »Welcher König kann sich auf Unwissenheit berufen?«
    »Einer, der zu weise ist, um von sich zu behaupten, er sei allwissend!«, entgegnete Aliver scharf. »Acacia war ein gewaltiges Reich. Die Verwaltung lag größtenteils in den Händen der Gouverneure. Hättest du meinen Vater gekannt, würdest du wissen, dass ihm die Familie über alles ging. Er hätte niemals zugelassen, dass deine Geschwister entführt werden.«
    Oubadal

Weitere Kostenlose Bücher