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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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schüttelte den Kopf. »Große Macht geht mit großer Verantwortung einher. Das Volk macht uns ein Geschenk, wenn es uns erhöht; der Preis dafür ist, dass wir die Wunden ihrer Sünden in der Seele tragen. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, hast du die Krone, nach der du verlangst, nicht verdient. Geh heim und sei ein Kind; such die Brust deiner Mutter.«
    Ein Sperling kam unter das Dach geflogen, flatterte umher und wechselte von einem Stützbalken zum anderen. Aliver blickte auf und beobachtete ihn. Das Gespräch hatte eine unerwartete Wendung genommen. Er kam sich vor wie ein Narr, wie das Kind, als das der Häuptling ihn bezeichnete.
    »Genug davon«, sagte Oubadal schließlich und schlug einen umgänglicheren Ton an. »Kein Mann kann zur Mutterbrust zurückkehren; lass uns nach vorne blicken. Es gibt für dich eine Möglichkeit zu bekommen, wonach du verlangst. Du kennst doch meine Feinde, die Balbara? Sie plagen mein Volk schon seit Anbeginn der Schöpfung. Die Halaly haben sich die Balbara zwar schon vor geraumer Zeit unterworfen, doch in letzter Zeit sind sie kühn geworden. Sie bieten uns die Stirn, dringen in unser Gebiet ein und überfallen bisweilen abgelegene Dörfer. Das muss ein Ende haben. Ich will sie vernichten.«
    »Vernichten?«
    »Ja. Ich werde ihre Krieger töten, ihre männlichen Nachkommen kastrieren und ihre Frauen als Konkubinen verkaufen, auf dass sie die Kinder der Halaly austragen. Wenn du uns hilfst, sie vom Erdboden zu tilgen, mein Volk als den Talay ebenbürtig anerkennst und uns das Recht versprichst, in deinem Namen Tribut einzufordern -«
    »Ich will keinen Tribut.«
    »Ha! Als dein Volk über Acacia geherrscht hat, hat es Tribut getrunken wie ein Durstiger Wein. Bestimmt wird es wieder genauso sein. Wenn du uns den Talay gleichstellst, erklärst du dich damit einverstanden, dass unser Land wieder Halaly heißt, und zwar nicht nur auf unseren Landkarten, sondern auch auf deinen. Weshalb sollte das Land von der einen Seite des Horizonts zur anderen Talay heißen? Und wenn meine Angehörigen noch leben, gibst du mir meine Familie zurück und versprichst, keine weiteren Angehörigen unseres Volkes als Geiseln zu nehmen. Versprichst du mir das, werden die Halaly dich bei deinem Krieg unterstützen. Stärkere Kämpfer als die meinen wirst du nirgendwo finden. Ich kann dir binnen einer Woche zehntausend Krieger zur Verfügung stellen. Solche Kämpfer wie die meinen hast du noch nicht gesehen, Prinz. Ich weiß nicht viel über die Verbündeten der Mein, diese Nuhm-reck, aber wir werden sie mit eingekniffenem Schwanz vor uns hertreiben wie Hunde.« Er grinste. »Ich kann dir garantieren, dass auch die Bethuni dir treu bleiben werden. Wenn du willst, besiegeln wir die Vereinbarung mit einem Bluttrank, sodass sie nicht gebrochen werden kann, selbst wenn du oder ich zugrunde gehen.«
    Aliver starrte Oubadal lange an. Die schwerlidrigen Augen und die gelassene Überheblichkeit des Häuptlings vermochten ihn nicht mehr einzuschüchtern. Auch seine eigene Unwissenheit fiel kaum ins Gewicht, wenn die Vorstellung, die der Häuptling von seiner Rolle hatte, so widerwärtig war. Er würde einfach eine andere Möglichkeit finden müssen. »Ich werde dir nicht helfen, ein ganzes Volk zu vernichten. Wenn du so mächtig bist, warum tust du es nicht selbst? Wenn du auch über die Bethuni herrschst, warum bittest du sie dann nicht um Unterstützung?«
    »Die Bethuni sind durch ältere Verpflichtungen gebunden«, erwiderte Oubadal. »Zwischen den beiden Völkern gibt es Blutsbande. Sie können nicht gegen die Balbara kämpfen, doch sie schätzen sie auch nicht. Ich will ganz aufrichtig sein, Prinz. Ohne deine Unterstützung wäre der Ausgang eines Krieges zwischen uns und den Balbara ungewiss. Auch ihre Krieger sind tapfer.«
    »Vielleicht sollte ich mit den Balbara sprechen«, sagte Aliver. »Ich habe mich an das falsche Volk gewandt.«
    Oubadal fand diese Feststellung anscheinend erheiternd. »Solltest du dich mit unseren Feinden gegen uns verbünden, Prinz, so fändest du dich in mehrerlei Hinsicht verflucht. Wer wäre deine Armee? Die Balbara und die Talayen? Wir würden gegen sie kämpfen. Und währenddessen würden die Bethuni Talay angreifen. Die Küstenstämme würden sich nicht gegen uns stellen, denn auch sie sind durch Blutsbande mit uns verbunden. Würden die Balbara uns nicht angreifen, sondern mit dir in den Krieg ziehen, so würden wir uns an ihren Frauen und Kindern oder den Alten

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