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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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hinwies, dass sie auch weiterhin nur langsam vorankommen würden. Obwohl sie jetzt gepflasterte Straßen benutzten, müssten sie darauf achten, dass die Ahnen nicht allzu sehr durchgerüttelt wurden. Mit ihren empfindlichen Leibern müsse man äußerst behutsam umgehen.
    Es waren noch etliche andere Briefe gekommen. Einer stammte von einem Aufseher, der sich um das Gebiet außerhalb des Palasts und der Unterstadt kümmerte. Er berichtete, die Akazien, die er weisungsgemäß dicht an den Wurzeln abgesägt habe, hätten neue Triebe bekommen. Die Bäume seien zäher als gedacht. Offenbar seien sie nicht abgestorben, und es werde ständige Arbeit seinerseits erfordern, sie am Nachwachsen zu hindern.
    Ein anderer Brief trug Sire Dogans Siegel. Er ersuchte um eine Audienz. »Ersuchen«, formulierte er es, während der Gildenmann sein Erscheinen gleichzeitig mit einer solchen Bestimmtheit noch für denselben Tag anmeldete, dass es eher einer Forderung gleichkam. Schön, dachte Hanish. Es war allmählich an der Zeit, dass die Gilde ihm Bericht erstattete. Und einerlei, ob das Sire Dagons Absicht war, Hanish war entschlossen, das Gespräch in die entsprechenden Bahnen zu lenken.
    Das Äußere der Gildenleute setzte Hanish immer wieder in Erstaunen. Ihr hageres, zerbrechliches Aussehen passte schlecht zu ihrem gelassenen Auftreten und ihrer unerschütterlichen Selbstbeherrschung. Sire Dagon trug eine mit goldenen Bändern umwickelte Kappe. Sein hageres Gesicht war so bleich wie eh und je. Sein Hals wirkte noch länger als bei ihrer letzten Begegnung, doch das mochte auch eine Täuschung sein.
    Sie verneigten sich voreinander, dann nahm Sire Dagon Platz. Mit einem müden Seufzen ließ er sich in den Sessel sinken, schob eine Hand unter sein Gewand und zog eine kurze Pfeife hervor. Sie war aus blauem Glas, hatte einen kleinen Kopf und ein äußerst dünnes Mundstück. Mit einem seiner langen Fingernägel schnippte er den Deckel des Pfeifenkopfs auf und vergewisserte sich, dass er gestopft war. Die Füllung entzündete sich von selbst, als hätte er beim Öffnen einen Funken ausgelöst. »Ich würde Euch gern probieren lassen«, sagte er, »doch ich bezweifele, dass Ihr dieser Reinheit gewachsen wärt.«
    Hanish legte den Kopf schief und verzog andeutungsweise den Mund, um seiner Geringschätzung der Droge Ausdruck zu verleihen. »Ich weiß zu wenig darüber, wie die Gilde auf den Angriff auf ihre schwimmenden Plattformen zu reagieren gedenkt. Ihr müsst mich auf den neuesten Stand bringen.«
    Um zu zeigen, dass er aus freien Stücken Rede und Antwort stehe und nicht etwa deshalb, weil Hanish es von ihm verlangte, wartete der Gildenvertreter einen Moment. Dann ließ er sich vage darüber aus, dass schwere Schäden entstanden seien, die ihnen jetzt und bis auf weiteres erhebliche Probleme bereiten würden. Auf diese zukünftigen Probleme werde die Gilde eine angemessene Antwort finden. Im Moment gehe es vorrangig darum, dass es bei der Auslieferung der Quote an die Lothan Aklun zu Verzögerungen gekommen sei. Das sei keine bloße Zeitfrage. Durch die Explosion seien zahlreiche Brände ausgebrochen. Auch die Lagerhäuser, in denen die Quote untergebracht gewesen sei, seien in Flammen aufgegangen. Dabei habe es sich um einen großen Gebäudekomplex gehandelt, im Grunde eine kleine Stadt. In dem Chaos sei es zu einem Aufstand der Ware – so nannte er die Kinder – gekommen. Sie seien in andere Bereiche der Plattformen vorgedrungen und hätten mit Pechfackeln weitere Feuer gelegt. Das Ishtat-Inspektorat habe den Aufstand natürlich niedergeschlagen, doch da sei die ganze Plattform schon nahezu zerstört gewesen. Schließlich sei man gezwungen gewesen, die Vertäuung der Lagereinheit zu lösen, sie wegzuschleppen und ausbrennen zu lassen. Dabei sei die ganze Ware vernichtet worden. Eine ganze Lieferung.
    »Das hättet Ihr mir eher mitteilen sollen«, meinte Hanish.
    Sire Dagon zog an der Pfeife. Er stieß eine bläuliche Rauchwolke aus und sagte in unbeteiligtem Ton: »Wir sind der Ansicht, dass die Probleme der Gilde ohne Belang für Euch sind.«
    »Sie sind durchaus von Belang für mich. Verfolgen wir nicht ganz ähnliche Interessen?«
    Der Gildenmann starrte Hanish mit einem Blick an, der vielleicht zornig war; allerdings war es schwer, in Sire Dogans hagerem Gesicht irgendwelche Gefühlsregungen wahrzunehmen. »Die Gilde verfolgt wirtschaftliche Ziele. Wir betrachten jeden als Gegner, und niemanden mehr als unsere reichen Kunden.

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