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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Es wundert mich, dass Ihr das anscheinend noch nicht erfasst habt.«
    Hanish war sich längst darüber im Klaren. Die Gilde hatte den Krieg in ruhigen Gewässern ausgesessen und befand sich jetzt in einer besseren Position denn je. Das Schicksal der Akaran, mit denen sie zweiundzwanzig Generationen lang Geschäfte gemacht hatte, kümmerte sie offenbar nur wenig. Hanish war diese Haltung einmal sehr gelegen gekommen. Jetzt jedoch bereitete ihm die mangelnde Treue der Gilde Sorge. Das durfte er allerdings nicht zeigen. Stattdessen sagte er in nachdenklichem Tonfall: »Ich glaube, das entsprach nicht der Absicht der Seeräuber. Die Leute glauben, sie kämpfen gegen eine organisierte Tyrannei. Sie wollen die Sklaven befreien und nicht verbrennen.«
    »Das sind die unüberlegten Folgen von ideologisch verbrämter Gewalt. Die Unschuldigen haben darunter am meisten zu leiden. So war es schon immer, und so wird es immer sein.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Wir werden uns bald mit den Seeräubern befassen. Dafür ist niemand besser geeignet als das Ishtat-Inspektorat. Wenn wir die Seeräuber aufgespürt haben, werden wir sie ein für alle Mal vernichten.«
    Zum Zeichen, dass er eine Frage stellen wolle, hob Hanish den Finger. »Wann werdet Ihr sie aufspüren? Ich dachte, Ihr hättet auf jedem einzelnen Felsen, der sich aus den Grauen Hängen erhebt, Eure Spione.«
    »Das stimmt auch, aber seit dem Angriff auf die Plattformen ist die Gruppe, die von Sprotte angeführt wird, untergetaucht.«
    »Tatsächlich?«
    Sire Dagon musterte Hanish aufmerksam; offenbar bemühte er sich, den Tonfall der Frage mit dessen Gesichtsausdruck in Einklang zu bringen. Er schob sich das Mundstück der Pfeife zwischen die schmalen Lippen, inhalierte und hielt den Rauch einen Moment in der Lunge. »Die Gilde muss ihren Verlust so schnell wie möglich ersetzen. Deshalb planen wir, die Einheiten aus der Küstenstadt Luana zu holen, nördlich von Candovia. Wir beabsichtigen, den Verlust mit einer einzigen Aktion auszugleichen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass wir uns sämtliche Einheiten aus Luana holen werden. Wir werden im Schutz der Dunkelheit auftauchen, die Stadt besetzen und mit der benötigten Ware wieder abziehen.«
    »Wie viele Kinder braucht Ihr?«, fragte Hanish.
    »Zweitausend«, antwortete Sire Dagon sachlich. Ehe Hanish etwas erwidern konnte, erklärte er, in dieser Region fände in Kürze ein Fest statt, zu dem die Menschen in Scharen herbeiströmen würden. Es würden sich besonders viele Kinder in der Stadt versammeln, um die Wiederkehr des Frühlings zu feiern. Sie würden aus den Nachbardörfern und umliegenden Marktflecken kommen. Ideal sei das alles nicht. Es werde nicht leicht sein, passende Kinder zu finden. Vielleicht würden sie die Anforderungen senken müssen. Trotzdem sei das immer noch die beste Lösung.
    Als er geendet hatte, saß Hanish da uns starrte ihn an. Zweitausend Kinder? In Anbetracht der Bevölkerungsdichte würde eine solche Zahl fast jedes Kind der Region bedeuten. Am liebsten hätte er dem Gildenmann dafür ins knochige Gesicht geschlagen. Zweitausend? Das verstieß gegen alles, was das festgelegte Quotensystem garantierte. Damit wurde das Ganze auf eine Weise als Barbarei entlarvt, von der sie sich nicht mehr erholen würden.
    Schweigend massierte er sich die Schläfen und dachte an Corinn. Er würde ihr später davon erzählen. Er würde ihr ins Gesicht sehen, sich ihre Antwort anhören, eine Art Maßstab bekommen, um seine eigenen Gefühle abzuwägen. Das würde ihm guttun. Es wurde immer schwerer, die Auswirkungen seiner Entscheidungen einzuschätzen. Corinn würde ihm eine Hilfe sein.
    »Es gibt Menschen«, sagte er mit mühsam unterdrücktem Zorn, »die die Ansicht vertreten, die Gilde habe ihre Schuldigkeit getan. Manche Leute meinen, Ihr nehmt zu viel und gebt zu wenig dafür.«
    »Welcher schlaue Berater hat Euch denn das eingeflüstert?«, höhnte Sire Dagon.
    Hanish überging die Frage. »Erwartet Ihr wirklich, dass ich Euch erlaube, eine ganze nachwachsende Generation zu verschleppen? Ausgeschlossen. Es herrschen auch so schon große Spannungen in den Provinzen. Welches Land der Bekannten Welt würde eine solche Vorgehensweise nicht als Bedrohung auffassen? Die Menschen wären außer sich vor Zorn. Das wäre der Funken, der alle möglichen Unruhen auslösen würde. Nein, Ihr müsst eine andere Lösung finden. Die Bevölkerung sollte wachsen, anstatt dezimiert zu

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