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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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ich mein Versprechen erfüllen und nur die Reihenfolge der Ereignisse abändern. Aber jetzt bin ich mir in dieser Hinsicht nicht mehr sicher.«
    »Was hat sich seitdem geändert?«, fragte Thaddeus. Er hatte das Gefühl, dies sei der Kern von Alivers Besorgnis, und wünschte sich, er hätte sich selbst mehr Gedanken über dieses Problem gemacht. Als er noch jünger und scharfsinniger gewesen war, hätte er all das längst hinterfragt.
    Aliver schaute auf, straffte sich und schien den Raum ganz neu wahrzunehmen. Er fuhr sich mit den Fingerspitzen unter den Augen entlang. »Wie die Menschen sich vom Nebel lossagen... das ist den Santoth zu verdanken. Ich habe ihnen gesagt, mit Soldaten, die sich allabendlich mit einer Droge berauschen, könnte ich nicht kämpfen. Daraufhin haben sie einen Zauberspruch geflüstert. Ich habe ihn im Kopf vernommen und gespürt, wie er jede Nacht übers schlafende Land gekrochen ist. Wie tausend Schlangen, und jede hat einen Süchtigen aufgesucht.«
    »Das ist ja unglaublich«, murmelte Dariel. »Ich habe davon gehört, wie die Leute vom Nebel losgekommen sind, aber...«
    »Ja, es ist unglaublich«, sagte Aliver, dann überlegte er, wie er fortfahren solle. Seine Gedanken illustrierte er zunächst mit den Fingern, dann gab er es auf und ließ die Hände auf den Knien ruhen. »Ich konnte spüren, dass der Zauberspruch nicht ganz makellos war. Das haben sie mir immer gesagt. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Die Sprache habe ich nicht verstanden. Es schien mir nicht einmal eine Sprache zu sein. Es ist eine Art Musik, als ob Stimmen aus Millionen von unterschiedlichen Tönen Melodien formen. Die Töne waren wie Worte. Und sie waren auch wieder nicht wie Worte...«
    Suchend blickte er von einem zum anderen, in der Hoffnung, dass sie ihn besser verstünden, als er sich auszudrücken vermochte. Ihre verständnislosen Blicke schienen ihn zu enttäuschen. Thaddeus hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, doch er hatte bereits erfasst, worum es Aliver ging. Anstatt es zu widerlegen, saß er da und fühlte, wie ihm allmählich die Bedeutung des Gesagten klar wurde.
    »Ich kann es nicht erklären«, fuhr Aliver fort. »Aber die Santoth hatten natürlich recht. Der Zauberspruch war an den Rändern unsauber. Sie hatten nicht vor , die Nebelträume in etwas Schreckliches zu verwandeln, doch so ist es gekommen. Sie haben den Rauschzustand zu einem Albtraum gemacht, der die Menschen mit ihren größten Ängsten und Schwächen heimsucht. Sie haben ihn zu einer solchen Folter gemacht, dass die Süchtigen die Droge jetzt mehr fürchten als die Qualen des Entzugs, mehr als den Verlust der Träume, deretwegen sie den Nebel stets geraucht haben. Versteht ihr, was ich meine? Es hat zwar gewirkt, aber das war nicht das Lied, das sie hatten singen wollen. Sie hatten sie mit liebevollem Druck sanft davon lösen wollen. Stattdessen war der Zauber zu dem Zeitpunkt, als er wirksam wurde, bereits zu etwas Bösem geworden. Wenn das selbst dann passiert, da sie lediglich unseren Verbündeten helfen wollen, was würden wir dann entfesseln, wenn sie gegen unsere Feinde vorgehen und das Lied, das sie im Sinn haben, von Tod und Vernichtung handelt?«
    Was für eine Frage, dachte Thaddeus. Genauso hätte er es auch formuliert. Er wusste keine Antwort darauf und saß mit den anderen schweigend da.
    »Wisst ihr«, meinte Dariel schließlich, »wenn dies alles für uns gut ausgeht, werden wir eine höchst erstaunliche Geschichte zu erzählen haben. Eine, die neben der Legende von Bashar und Cashen im Regal stehen kann, wie Vater zu sagen pflegte. Wisst ihr noch, was er gesagt hat? Die erstaunlichste Geschichte muss erst noch geschrieben werden. Aber sie wird geschrieben werden, und dann wird sie den Platz neben der von Bashar und Cashen verdienen. «
    Aliver sagte, er verstehe diese Geschichte jetzt ganz anders.
    Er berichtete, was die Santoth ihn gelehrt hatten, doch Thaddeus hörte nicht zu. Sobald Dariel die Worte ausgesprochen hatte, war ihm klar geworden, dass etwas Entscheidendes gesagt worden war. Ein Schauer lief ihm über den Rücken und breitete sich auf die gesamte Muskulatur aus. Er hatte selbst gehört, wie Leodan diese Worte gesagt hatte, jedoch in einem anderen Zusammenhang.
    Jemand näherte sich dem Zelteingang. Der Wachposten dort fragte ihn schroff nach seinem Begehr. Eine Frauenstimme antwortete. Thaddeus konnte keine Worte verstehen, doch es lag ein selbstbewusster Tonfall darin. Thaddeus glaubte

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