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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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entgegenritt. Sie hatte auch nicht gebeten, mitkommen zu dürfen. Obgleich sie ihm Erfolg und eine schnelle Reise gewünscht hatte, war ihr Abschiedskuss ohne Leidenschaft gewesen. Sie hatte sich nicht an ihn gepresst, wie sie es sonst immer tat, sondern war ihm mit höflichem Gleichmut begegnet. Halb fragte er sich, ob sie seiner bereits überdrüssig sei, doch das war ein törichter Gedanke, den er rasch beiseiteschob. Die Wahrheit, dachte er, war ganz einfach, dass sie besser darin geworden war, ihre Gefühle zu verbergen, mehr wie die Mein-Frauen.
    Auf der Überfahrt von der Insel nach Aos überzeugte er sich selbst davon, dass es so sei. Corinn war von Gefühlen erfüllt gewesen, die sie verbergen wollte, beschloss er: ein Zittern der Mundwinkel, etwas Unverwandtes in ihrem Blick, die zornige Bewegung, mit der sie eine Haarsträhne zurückgeworfen hatte, die ihr in die Stirn gefallen war. Ja, es war alles da gewesen. Er hätte es nirgendwo festmachen können, doch sie hatte sich nicht allzu sehr von dem zerbrechlichen Mädchen unterschieden, das seine Familie verloren hatte. Sie war verlassen worden, und dieser Schatten schwebte noch immer über ihr. Sie verabscheute Abschiede, bemühte sich aber nach Kräften, sich nichts anmerken zu lassen. Ironisch, überlegte er, wenn man bedachte, dass es eigentlich seine Rückkehr war, die sie fürchten musste.
    Außerdem hatte sie vermutlich von Alivers Auftauchen in Talay gehört. Vielleicht war ihr sogar zu Ohren gekommen, dass Mena und Dariel angeblich ebenfalls noch am Leben seien. Er war sich nicht sicher, welche Wirkung das auf sie haben würde. In Wahrheit tat er sich selbst schwer mit diesen Neuigkeiten. Wie war es möglich, dass die Suche jahrelang erfolglos geblieben war? Warum hatte niemand die Akaran für die Belohnung verraten, die er mit Freuden ausgezahlt hätte? Erst war es eine fortwährende Enttäuschung gewesen, und nun war es ein Ärgernis zum unpassenden Zeitpunkt. Wenigstens war auf Maeander Verlass. Sein Bruder mit seinem Hang zu Tod und Vernichtung, mit seiner Liebe zu Waffen und den bizarren Tieren, die ihm die Lothan Aklun geschenkt hatten: Er würde mit den Akaran fertig werden.
    Als er diese Gedanken erfolgreich geordnet hatte, bemühte er sich nach Kräften, seine Gefühle für Corinn zu verdrängen. Er hatte die Punisari angewiesen, sie nicht aus den Augen zu lassen. Allerdings sollten die Wachen sie dies nicht merken lassen. Sie sollten ihr das Gefühl vermitteln, sie könne sich frei bewegen, sie jedoch daran hindern, den Palast zu verlassen. Mehr war nicht nötig, damit sie die ihr zugedachte Rolle würde spielen können. Wenn keine anderen Akaran verfügbar wären, würde Corinn auf dem Altar sterben müssen, um seine Ahnen zu erlösen. Es würde ihn schmerzen, das ja, doch damit würde er sich später befassen. Er war stark genug, entschlossen genug, dass er tun konnte und tun würde, was nötig war.
    Darum ging es schließlich bei dieser Reise. Er wollte Haleeven dabei helfen, die Tunishni das letzte Stück nach Acacia zu bringen, wo die Kammer auf sie wartete, die er für sie hatte bauen lassen. Eine größere Verantwortung gab es nicht. Hatte es niemals gegeben und würde es niemals geben, nachdem seine Arbeit getan war. Nicht einmal der bevorstehende Krieg gegen Aliver und seine wachsende Schar ließ sich damit vergleichen. Maeander war mehr als fähig, sich darum zu kümmern. Zu den Kriegskünsten seines Bruders hatte Hanish volles Vertrauen. Gewiss war es von entscheidender Bedeutung, Aliver zu besiegen. Das war auch der Grund, weshalb er Maeander erlaubt hatte, alle Mittel anzuwenden, die er für sinnvoll hielt, unter anderem auch die Antoks, die bislang noch in keiner Schlacht der Bekannten Welt eingesetzt worden waren. Doch auch ein schlechtes Abschneiden auf den Feldern von Talay würde diese Auseinandersetzung nicht entscheiden. Die Befreiung der Tunishni hingegen schon.
    In Aos ging er an Land und schritt sogleich vom Hafen fort, ohne die erhabene Pracht des Ortes auf sich wirken zu lassen. Unter acacischer Herrschaft hatte sich das Hafenstädtchen zu einer florierenden Siedlung entwickelt. Doch das war vor dem Krieg gewesen. Jetzt residierten hier eine Handvoll Mein-Edelleute und einige wenige Punisari in Pracht und Reichtum, wie sie es sich im kalten Tahalia niemals hätten träumen lassen. Vielleicht war es die Erinnerung an seine Heimat, die Hanish veranlasste, im Gehen nicht den Blick zu heben. Sein Volk hatte es weit

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