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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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viel mehr Möglichkeiten zu sterben als nur durch ein Schwert. Insekten, mein Prinz, sind eine davon. Vielleicht könnte ein Voraustrupp, der mit den Winterverhältnissen des Mein vertraut ist, aufbrechen, bevor das Tauwetter diese Plagen ausbrütet, doch das würde ich in General Alains Abwesenheit nicht empfehlen.«
    Aliver schüttelte den Kopf; er war bestürzt, einen Soldaten solches Widerstreben äußern zu hören. Man hatte ihn stets gelehrt, an unmittelbare Militärschläge zu denken, zumal ihre Armee den Streitkräften jeder einzelnen Provinz zahlenmäßig überlegen war. Er wollte sich eigentlich erkundigen, was mit General Alain geschehen sei, doch Schnitzers Bemerkung zeigte, dass alle anderen bereits Bescheid wussten. »Die Mein haben nur zwanzigtausend Soldaten«, wandte er ein, »und zehntausend davon stehen im ganzen Reich in unseren Diensten. So wurde es verfügt. Deshalb lautet meine Frage: Wie schnell können wir eine Streitmacht aufstellen, die stark genug ist, um zehntausend Kämpfer zu besiegen? Das sollte doch möglich sein.«
    Schnitzer murmelte, die Bevölkerung des Mein sei schon immer schwer zu schätzen gewesen. Bisweilen scheine ihre Größe im Widerspruch zu den offiziellen Angaben zu schwanken. »Wenn wir gegen die Mein Krieg führen, dürfte es kaum vor dem Sommer zu einem Waffengang kommen. Eine kurzfristige Strafexpedition... ich bin mir nicht sicher, ob das möglich wäre. Wenn Hanish den Zeitpunkt so legen wollte, dass wir nicht sofort zurückschlagen können, dann hat er gut gewählt. Außerdem sollten wir die Natur der Mein-Soldaten in Betracht ziehen. Die Männer der Mein töten ohne Bedenken. Sie merzen die Schwachen aus und werden deshalb von Generation zu Generation stärker. Sie üben unter schwersten Bedingungen, bewahren geheime Bräuche, über die wir nur Mutmaßungen anstellen können. Für jeden einzelnen getöteten Mein werden wir teuer bezahlen müssen.«
    Die Runde bekundete halblaut ihre Zustimmung. Ein Berater meinte, ihm sei zu Ohren gekommen, dass die Mein an einem abgelegenen Ort eine geheime Armee ausbildeten. Ein anderer pflichtete ihm bei. Julian schüttelte den Kopf angesichts der spekulativen Richtung, die das Gespräch eingeschlagen hatte, hatte jedoch außer seinem Missfallen nichts beizutragen.
    »Hanish kämpft den Maseret«, sagte Schnitzer, »den Duelltanz, den die Mein so schätzen. Sollte er wirklich hinter dem Attentat auf den König stecken, wäre dies einem Dolchstoß ins Gesicht vergleichbar. Er will, dass wir zurückzucken und aus dem Gleichgewicht geraten. Wir müssen uns eingestehen, dass er das bereits erreicht hat.«
    »Ich fürchte, der nächste Schlag wurde bereits in die Wege geleitet«, bemerkte Chales.
    Relos nickte mehrfach mit dem Kopf, was er immer dann tat, wenn er etwas sagen wollte. »Diese Menschen glauben an etwas. Sie sprechen mit den Toten, und die Toten, so hat man mir gesagt, sind sehr überzeugende Redner. Glaube ist etwas Gefährliches, wenn eine Ideologie daraus wird.«
    Aliver blickte in die Runde. Was war mit diesen Männern los? Was seinem Vater zugestoßen war, sollte nichts weiter sein als ein taktischer Schritt in einem viel größeren Tanz? Mit den Toten reden? Ihrem Tonfall nach hätte man meinen können, dies sei nicht mehr als ein Strategiespiel oder eine geschäftliche Unterredung …
    »Sind wir nur hier, um die Bedingungen für die Übergabe der königlichen Insignien an unsere Feinde festzulegen?«, fauchte Aliver. »Verflucht sollt Ihr sein, wenn Ihr mir nicht ein einziges mannhaftes Wort zu sagen habt!«
    »Junger Prinz«, sagte Thaddeus mit gequälter Miene, als hätte er diese Unterhaltung lieber unter vier Augen geführt, »es besteht kein Grund, uns zu verfluchen. Keiner der Anwesenden glaubt, dass wir in unmittelbarer Gefahr sind. Sie möchten Euch nur klarmachen, dass die Lage ernst ist.«
    »Dessen bin ich mir bewusst«, sagte Aliver. »Habe ich meinem Vater nicht selbst ins Gesicht gesehen? Erklärt mir, was immer ich wissen muss. Aber ich sage es noch einmal – äußert Euch dazu, wie wir Hanish Mein bestrafen können. Das ist es, was wir tun werden. Wir müssen nur noch entscheiden, wie und wann. Verstanden?«
    Die Anwesenden murmelten ihre Zustimmung, doch während des Rests der langwierigen, ergebnislosen Beratung fragte sich Aliver, ob sein Ausbruch klug gewesen sei. Als die Sitzung vertagt wurde, schwirrte ihm der Kopf von Ideen, die sich hoben und senkten und gegeneinanderstießen wie

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