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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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die beiden? Was sie als Nächstes tat, tat sie ebenso instinktiv wie schnell. Sie rannte vorwärts, zog ihr Marah-Schwert und schrie dabei laut, hoffte, die Aufmerksamkeit der Bestie auf sich lenken zu können. Als sie sich den ersten Tenten näherte, schwang sie ihr Schwert in weiten Hieben, die sauber durch Fell und Haut und Knochen schnitten. Zähnefletschend und fauchend wichen die Tiere vor ihr zurück, als sie sich im Laufschritt den Weg zu den beiden Männern freihackte, die sich schreiend wanden und beinahe unter einem Berg aus beißenden, kratzenden Tenten verschwanden. Die Tiere bemerkten sie erst, als sie zweien den Kopf und ein paar mehr von ihnen die Glieder abgeschlagen hatte sowie einem weiteren den Schädel gespalten und noch einem mit einem Hieb den Bauch aufgetrennt hatte, so dass die Eingeweide herausquollen und sich über die beiden Männer ergossen.
    Eine Soldatenwoge brandete vorwärts, um ihr zu helfen. Sie hielt sie mit einer heftigen Handbewegung zurück. »Nein!«, rief sie. Sie wusste, dass die Formation auseinanderbrechen würde, wenn sie weiter vorrückten. Die Ordnung würde verlorengehen, und dann würden sie ihr Vorhaben nicht wie geplant ausführen können. Die Folge wäre Chaos – und noch viel mehr als nur sie würden sterben. »Nein!«
    Die Soldaten blieben stehen, rempelten gegeneinander, standen verwirrt und unsicher da, bis sie sie zurückwinkte. Kaum war ihr das gelungen, als ein weiteres Tenten sie ansprang. Sie duckte sich und trennte ihm mit einem Hieb das Bein ab.
    »Steht auf!«, zischte sie. »Macht euch los!« Sie gab dem Armbrustschützen mit der freien Hand einen Klaps und richtete sich dann auf. Mit derselben Hand zog sie ihr Kurzschwert.
    Das Übelding war etwa dreißig Schritte entfernt. Es war stehen geblieben, um sie zu mustern. Einen Augenblick lang war es eine Statue in einem Wirbelwind aus Bewegung. Mena sah etwas wie intelligente Neugier in seinem Gesicht. Die Augenbrauen schienen sich leicht zu heben; die Mundwinkel zuckten. Bis jetzt hatte sie nicht bemerkt, wie menschlich seine Hände waren, langfingrig und feingliedrig, mit denen es das Seil befühlte. Sie empfand den Augenblick als einen einer gemeinsam erlebten Stille. Fast war ihr, als würde die Kreatur gleich etwas sagen, etwas tun. Doch der Augenblick war kurz, und das Übelding sagte nichts. Die Kreatur schien es müde zu werden, sie zu mustern. Die menschenähnlichen Hände rissen abermals an dem Seil.
    Als es sich straffte, fing Mena es zwischen ihren beiden Klingen ein und durchtrennte es. Die Bestie geriet aus dem Gleichgewicht und ging erneut zu Boden. Mena drehte sich um und schob, zerrte und brüllte die beiden Männer auf die Beine und zurück in die Sicherheit des Kreises.
    »Denkt an eure Ringe!«, rief sie. »Alle Zweiten, die Seile festmachen!«
    Damit hob die Prinzessin den Arm und ließ ihn sogleich wieder sinken. Noch bevor die Bewegung beendet war, hatten ihre Hauptleute Befehle gebrüllt. Im nächsten Augenblick flog ein wüster Hagel aus Bolzen und Seilen aus allen Richtungen auf das Übelding zu. Viele trafen es – in Brust und Lenden, gruben sich tief in eine Wade und durchbohrten den anderen Knöchel, senkten sich in den verlängerten Rücken und knapp darüber in das muskulöse Fleisch seines Oberkörpers, in den Hals. Mehrere flogen durch die geschwungenen Hörner hindurch, und die Seile verhedderten sich, als das Übelding sich umdrehte. Ein paar streckten auch so manchen kleineren Affen nieder, spießten drei oder vier auf einmal auf, ehe sie an Schwung verloren. Und die Bolzen, die nicht trafen, rasten auf die gegenüberstehenden Schützen und Truppen zu. Jetzt kamen die Zweiten wieder ins Spiel. Sie stemmten sich jetzt nicht mehr gegen die Schützen, sondern zerrten nach hinten. Die Seile spannten sich, ehe sie die andere Seite erreichten, und die Armbrüste wurden von den Riemen festgehalten, selbst wenn sie den Schützen aus der Hand gerissen wurden.
    Sobald die Seile festgemacht waren, traten Schützen zwischen sie und schossen stumpfe Pfeile, an denen ebenfalls Seile befestigt waren, in hohem Bogen über die Kreatur. Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite wurden auch diese Seile verankert, so dass sich ein immer feinmaschigeres Netz immer enger um das Übelding zuzog und dabei auch viele Tenten mit einfing. Mena sah zu, bis das verletzte, gefesselte Übelding fest auf den trockenen Boden gepresst wurde. Sie wandte sich ab, als die Speerträger aus Halaly in den

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