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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Beschützer haben. Einer davon würde ich sein. Ich würde sterben, damit sie leben kann.«
    Benabe musterte ihn; der Blick ihrer großen Augen wurde weicher, freundlicher, und das ließ sie müde aussehen. »Danke. Das würde Shen nicht gefallen. Stirb nicht für sie – lebe für sie. Sie glaubt, dass es eine bessere Möglichkeit gibt. Das hat sie mir erzählt. Sie ist zu mir gekommen, und es schien, als ob sie all die Zweifel in meinem Innern kennt. Sie hat gesagt, dass es ein paar auf der Welt gibt, die sie wirklich beschützen können. Die Steine. Sie haben ihr versprochen, dass sie die Liebe, die sie für Aliver empfunden haben, nun ihr schenken. Nur sie sind stärker als alle anderen zusammengenommen. Nur sie können sie sicher durch all das geleiten, was kommen wird. Sie glaubt ihnen, und ich glaube, dass sie mächtig sind, aber ich fürchte, dass sie mehr von ihr wollen, als sie ihr jemals geben werden. Es gibt Dinge, die sie ihr nicht erzählen. Das weiß ich.«
    Benabe beugte sich vor und stand auf. Dann drehte sie sich um und wollte zu ihrem einfachen Lager zurückkehren; der vertrauliche Augenblick war vorbei. Kelis musste ihr trotzdem noch eine Frage stellen, bevor sie ging. »Du hast von Sinper Ous Zielen gesprochen«, sagte er, »aber was ist mit deinen eigenen? Was willst du für deine Tochter?«
    Einen Moment lang sah Benabes Gesicht hart aus, und Kelis dachte, sie würde ihn schroff anfahren, wie in den ersten Tagen ihrer Reise. »Ich will, dass sie am Leben bleibt. Dass sie lebt und glücklich ist, und ich hasse die Welt dafür, dass sie ihr das schwermacht.«
    »Base, deine Tochter scheint glücklich zu sein. Hör doch, wie sie lacht.«
    Benabe tat wie geheißen und sagte dann: »Das tröstet dich, nicht wahr?« Sie wartete nicht auf seine Antwort, sondern ging davon, ehe er etwas sagen konnte.
    Am nächsten Tag begannen sie mit dem Aufstieg.
    Zumindest hatten sie das vor. Sie sahen die hoch aufragende Barriere vor ihnen an und marschierten darauf zu. Kelis maß seine Schritte sehr bewusst, versuchte schon jetzt, seine Beine so wirksam wie möglich einzusetzen, da er wusste, dass er vielleicht bald Shens Gewicht würde tragen müssen. Und dort, in den Muskeln seiner Oberschenkel, merkte er auch zuerst, dass etwas sehr Merkwürdiges geschah. Obwohl sie in die Vorgebirge und bald darauf auch in die eigentlichen Berge vordrangen, obwohl sie sich gegen Mittag umdrehen und sehen konnten, wie die Ebene hinter und unter ihnen zurückblieb, obwohl rings um sie herum nichts als Hänge und Schluchten waren, und obwohl sie Felsblöcke umgingen und Grate überquerten und sich ganz gezielt den leichtesten Weg bergauf suchten – trotz all dieser äußeren Anzeichen …
    »Kommt dir das hier merkwürdig vor?«, flüsterte Kelis Naamen zu und hielt ihn kurz zurück, während Benabe und Shen vorausgingen.
    Der Jüngere stand einen Augenblick da, ließ den Blick über das umliegende Gelände schweifen und rieb sich den Ellbogen seines verkrüppelten Arms. »Wir gehen nicht bergauf«, sagte er.
    Und genau das hatte Kelis auch gedacht. Seine Beine, die sehr wohl die Bürde kannten, seinen Körper zu tragen, spürten nichts von der Anstrengung eines Aufstiegs. Nach dem, was sie sehen konnten, schienen sie mehrere tausend Fuß in die Höhe gestiegen zu sein, und dennoch atmete nicht einmal Shen schwer, während sie vorwärtstänzelte und sich dabei mit ihrer Mutter unterhielt.
    »Wir sind auf der Suche nach Zauberern«, fügte Naamen hinzu. Er zuckte die Schultern und setzte sich wieder in Bewegung. »Vielleicht ist es dann ja ein gutes Zeichen, auf Zauberei zu stoßen.«
    An diesem Abend lagerten sie an einem kleinen Bach neben einem Akaziengehölz. Normalerweise hätte Kelis sich Sorgen wegen ihrer schwindenden Vorräte gemacht. Sie hatten fast nur noch Knollen und getrocknete Früchte und ein paar Stücke Oryx-Fleisch. Doch es mussten noch beunruhigendere Dinge bedacht werden – Kleinigkeiten, die aber genauso beängstigend waren wie diese Berge. Wieso war die Luft so kühl und feucht geworden? Wie konnte es sein, dass sie im südlichen Talay auf einen kleinen Bach mit klarem Wasser gestoßen waren, der über weiße Steine plätscherte? Zuerst hatte er es vor allem außergewöhnlich gefunden, dass es hier so ein dichtes Gehölz gab. Aus der Entfernung waren die Bäume hübsch anzusehen, waren Zeichen von Leben und einer Fülle, die sie schon vor vielen Meilen hinter sich gelassen hatten.
    Aber als er so dasaß

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