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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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hatte. Binnen weniger Augenblicke änderte sich alles. All ihre Hoffnungen, ihre Pläne, all das würde warten müssen. Stattdessen würde er schneller als jemals zuvor Lügen erfinden müssen. Er würde das Vertrauen der Königin gewinnen müssen, denn in dem Krieg, der auf sie zukam, würden sie Corinns Armeen brauchen.
    Ein paar Stunden später schritt Sire Dagon über die Terrassen und stieg die Treppen hinauf, die ihn zur Königin führen würden; jetzt war er selbst ein Bote. Es würde nicht leicht sein, zu ihr vorzudringen. Sire Dagon wusste, womit sie sich in letzter Zeit beschäftigte. Anscheinend war es ihr gelungen, Barad den Geringeren zu ergreifen. Was das für eine Aufregung unter den Adligen gegeben hatte! Alles das Werk eines ihrer Agenten, eines gewissen Delivegu – ein Glückspilz, und nunmehr auch offiziell bei Hofe anerkannt. Die Nachricht von Barads Gefangennahme hatte sich auch beim gemeinen Volk verbreitet, so dass es nicht offensichtlich war, welcher Nutzen darin lag. Tatsächlich ging das Gerücht, dass sie Barad verstümmelt haben sollte. Dass sie ihm die Augen herausgeschnitten und an ihrer statt Steine eingesetzt haben sollte. Andere sagten, dass sie ihn mittels Zauberei verflucht hätte. Es war die Art von verrücktem Gerede, das die Rebellion des Mannes in Gang hätte setzen können, aber Corinn hatte endlich angeordnet, einen neuen Wein unters Volk zu bringen. Dadurch hatte sie mit einiger Verspätung die Wünsche der Gilde erfüllt, doch das war häufig der Fall. Außerdem hatte sie König Grae freundlich, aber bestimmt in sein Heimatland zurückgeschickt. Die Gildenmänner waren sich nicht sicher, was sie davon halten sollten, aber da lag höchstwahrscheinlich etwas Interessantes unter der Oberfläche verborgen. In Anbetracht dieser Geschehnisse hatte Corinn jedes Recht der Welt, sich in einem Netz aus Komplikationen verstrickt zu sehen. Wie simpel all diese Dinge ihr am Ende dieses Tages erscheinen würden!
    Vor der Tür zu den Gemächern der Königin stand Sire Dagon mit ausgestreckten Armen still, während ein Marah ihn nach versteckten Dolchen absuchte. Er versuchte, geradeaus zu blicken, das Gesicht in Falten gelangweilter Duldsamkeit gelegt. Das Letzte, was er wollte, war, einen der beiden Numrek anzusehen, die Wache standen. Doch seine Augen hatten ihren eigenen Willen. Sie huschten lang genug zu ihnen hinüber, um ihm zu bestätigen – verdammt –, dass die Wachen beiderseits der Tür ihn ansahen. Ließ sich aus ihren zerklüfteten Zügen irgendetwas ablesen? Er war sich nicht sicher. Wie dumm! Reiß dich zusammen, dachte er. Ohne es sich anmerken zu lassen, atmete er mehrmals lang und tief durch, fand seine Fassung wieder. Gildenmänner beherrschten ihre Gefühle, nicht anders herum. Ehe er durchgewinkt wurde, nahm er sogar wieder Zuflucht zu dem stummen Zählsystem, das man ihm als Junge beigebracht hatte, arithmetische Übungen, die er im Hinterkopf durchführte und die ihm halfen, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen.
    »In Ordnung«, sagte der Marah, »Ihr könnt eintreten. Vergebt die Formalität, Sire.« Er trat zur Seite und deutete in Richtung des Korridors.
    Sire Dagon bedachte ihn mit einem Blick, der andeuten sollte, dass er sehr wohl wusste, wo er hinwollte. Zumindest hätte er das unter normalen Umständen getan. Doch wieder beschlossen seine Augen, ihm den Gehorsam zu verweigern. Zitternd glitten sie zur Seite, als er vorbeiging, und ja, der Numrek zu seiner Linken beobachtete ihn! Es war kein Zweifel möglich. Der Rohling hatte ihn mit mehr als beiläufigem Interesse angesehen.
    Im Korridor beschleunigte der Gildenmann seine Schritte, dabei versuchte er, lautlos aufzutreten und lauschte auf irgendein Anzeichen, dass der Numrek ihm folgte. Er musste noch an zwei weiteren Numrek vorbei, die vor dem Vorzimmer herumlungerten, doch er schaffte es ohne Missgeschick. Sobald er im richtigen Vorzimmer war, stürmte er auf Rhrenna zu, stolperte dabei über die Teppichkante und schlug sich ein Bein an einem Sofa an.
    Die Sekretärin sah ihn stirnrunzelnd an. »Sire Dagon …«
    Er verlangsamte seine Schritte nicht. Stattdessen streckte er einen Arm aus, packte die Frau am Ellbogen und zog sie mit. Sie versuchte zu protestieren, doch er brachte sie grob zum Schweigen. »Seid still! Euer Leben hängt davon ab!«
    Der Flötenspieler, der in der Ecke neben der Tür saß, die zum eigentlichen Arbeitszimmer der Königin führte, beachtete sie nicht genug, um verblüfft

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