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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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verbergen.«
    »Ja«, stimmte Dariel ihr zu. Nichts in seiner Stimme deutete darauf hin, dass er ihr ihre Worte übelnahm. Mór stellte sich vor, wie er grinsend ein Bein auf einen Schemel legte. »Aber jetzt haben wir genug von mir gesprochen. Jetzt gibst du mir etwas. Du hast es versprochen.«
    Hierauf folgte ein kurzes Schweigen, dann räusperte sich Skylene. Mór stellte sich ihr angespanntes Gesicht vor, wie sie den Kopf ein bisschen neigte und sich mit der Linken leicht von der Stirn nach hinten über den Federschopf strich. »Was willst du denn wissen?«, fragte sie.
    »Alles.«
    »Das ist ein bisschen zu viel für eine Sitzung.«
    »Dann erzähl mir etwas über die Auldek.«
    Und das tat sie. Mór drückte ihr Ohr noch fester an den Spalt, denn Skylene sprach anfangs sehr leise. Gut, dachte sie. Ja, sag dem Akaran die Wahrheit. Lass es eine Strafe für seine weiche Seite sein, die sich so gern schuldig fühlt.
    Skylene sprach wie üblich sehr knapp und schilderte die Einzelheiten auf eine leidenschaftslose Weise, die Mór nicht zustande gebracht hätte. Es war schwer, Mythen und Wahrheit auseinanderzuhalten, aber einige der Göttlichen Kinder waren damit betraut worden, die mündliche Überlieferung der Auldek zu bewahren. Und sie hatten das, was sie erfahren hatten, an das Freie Volk weitergegeben. Einst waren die Clans von Ushen Brae viel zahlreicher gewesen. Sie waren eine Kriegerkultur, deren Wurzeln in Jahrtausende währenden Streitigkeiten zwischen den Stämmen lagen, eine Kultur, in der die Männer dafür lebten, im Kampf zu fallen, und alles riskierten, um sich einen Platz in den Hallen der Krieger der Nachwelt zu verdienen. Sie beteten einen Kriegsgott namens Bahine und ein Pantheon geringerer Tiergottheiten an, die alle Krieger waren.
    »Wenn es so geblieben wäre«, sagte Skylene, »hätte es niemals einen Quotenhandel gegeben.«
    Aber es war nicht so geblieben. Obwohl die Stämme über fruchtbares Land und Reichtümer verfügten, sorgten die ständigen Kriege für Festgelage oder Hungersnöte, führten zu Triumph oder Vernichtung. Mit Schwertern und Äxten mochten sie stark gewesen sein; doch als die Lothan Aklun kamen, hielten sie sie für Hunde, die sich um Abfälle stritten.
    »Als sie kamen?«, unterbrach sie Dariel. »Woher?«
    Skylene räumte ein, dass sie das nicht wusste. Doch sie kamen, und bald danach kam auch die Gilde. »Es ist so lange her, dass es schwer ist, die genaue Wahrheit zu ermitteln, aber manche glauben, die Lothan Aklun und die Gilde haben von Anfang an gemeinsame Sache gemacht, als hätten die Lothan Aklun Ushen Brae entdeckt, die Möglichkeiten erkannt, Handel zu treiben, und die Gilde gerufen, damit sie für sie die Meere befährt.
    Die Sache ist die, Dariel«, fuhr Skylene fort, »die Lothan Aklun wollten nicht mit Erzen, Gewürzen oder Ölen handeln. Selbst der Nebel war nur deshalb wichtig, weil die Bekannte Welt ihn unbedingt wollte. Aus irgendeinem Grund wollten sie ihren Handel auf Quotensklaven aufbauen, auf Seelen. Sie haben den Seelenfänger geschaffen. Das ist kein Gegenstand. Oder, genau genommen, keine Vorrichtung, kein Werkzeug. Sondern der Ort, wo einem Geschöpf die Lebenskraft genommen und einem anderen gegeben wird. Wir wissen nicht, wie das funktioniert oder warum. Es heißt, auf dem Fußboden stehen Worte geschrieben. Vielleicht sind das die Zaubersprüche, oder vielleicht konzentrieren diese Worte auf eine bestimmte Weise die Macht der Lothan Aklun. Mit dem Seelenfänger können sie die Lebenskraft aus einem Körper nehmen und sie in einen anderen einsetzen, auch auf Vorrat, wenn es nötig ist. Deshalb ist Devoth nicht gestorben, als der Pfeil ihn ins Herz getroffen hat. Er hat viele Leben unter seiner Haut. Eines davon zu töten, bereitet ihm Qualen, aber die gehen vorbei.«
    »Mir wird ganz schwindlig«, sagte Dariel. »Wochenlang erzählst du mir nichts, und jetzt plötzlich …«
    »Ja. Nun, deine Ruhepause ist vorbei. Aber fall mir bloß noch nicht in Ohnmacht. Das Ergebnis von alledem ist das Ushen Brae von heute. Die Lothan Aklun haben Nebel gegen Quotenkinder eingetauscht, und diese Kinder haben sie den Auldek verkauft, die große Summen dafür bezahlt haben. Die Auldek ihrerseits haben die Sklaven benutzt, um ihre Welt in Gang zu halten, um ihre großen Städte zu bauen und um viel mehr Reichtümer hervorzubringen, als sie und die Lothan Aklun es von selbst jemals gekonnt hätten. Siehst du, wie das alles zusammenpasst?«
    »Eigentlich nicht.

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