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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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dickbäuchige Hasen aus. Sie waren hergebracht worden, nachdem Corinn sich vor einigen Jahren entschlossen hatte, die Arena einzusäen. Die Tiere hielten das Gras kurz, und ihr Kot war ein angenehm duftender Dünger. Als sie Elya das erste Mal gesehen hatten, waren sie voller Angst hastig und tapsig davongerannt. Jetzt nahmen sie kaum noch Notiz von ihr. Auf Aadens Drängen hin drückte Elya ihren Körper dicht an den Boden, um einen sich anschleichenden Fleischfresser nachzuahmen. Die grasenden Tiere fürchteten sich nicht mehr als Hennen, in deren Mitte ein Kleinkind herumtappte. Sie mochten es allerdings nicht, mit den stumpfen Pfeilen beschossen zu werden, und Devlyn schien besonders gut darin, ihnen eins aufs Hinterteil zu verpassen.
    Wie merkwürdig, sich vorzustellen, dass Elya erst vor ein paar Wochen gar nicht Teil ihres Lebens gewesen war. Das schien jetzt völlig unmöglich. Sie gehörte zur Familie. Selbst Corinn konnte es sehen! Und wie eine Verwandte mochte Elya den Jungen auf eine Weise, die über seine persönlichen Eigenschaften hinausging. Vielleicht witterte sie das Band zwischen ihm und Mena und bot sich ihm deswegen an. Oder vielleicht war er etwas Besonderes. Der Gedanke erwärmte Mena. Vielleicht war es wirklich so. Auf alle Fälle schaffte er es, seine kindliche Natur und eine gelassene Akzeptanz seines Erbes und der Rolle, die es ihm auferlegte, miteinander im Gleichgewicht zu halten. Sie versuchte, sich Aliver so ungezwungen vorzustellen, doch das war er nie gewesen. Was mochte der Kontrast zwischen den beiden bedeuten?, fragte sie sich. Wohin könnte die Herrschaft von König Aaden führen?
    Sie bemerkte eine Bewegung auf der Treppe. Zwei weitere Numrek waren gekommen. Sie tauchten mit forschen Schritten aus einer der Tunnelmündungen auf, blieben kurz stehen und ließen die Blicke über die Arena und die Tribünen schweifen. Als sie die anderen Wachen sahen, machte der eine sich zum Anführer der kleinen Gruppe auf, während der Zweite auf den Numrek zuging, der ihm am nächsten stand. Mena sah, wie sie kurz miteinander sprachen, dann sahen sie wieder zu Aaden und Elya hinüber, die sich jetzt am anderen Ende des Stadions befanden.
    Es gab noch einen anderen Grund für Menas gute Laune, ein Geheimnis, das sie und Elya teilten. Vor drei Tagen hatte Elya ihr in dem abgelegenen Palasthof, der zu ihrem Bereich geworden war, ein Gelege mit vier Eiern gezeigt. Sie lagen auf einer Decke in einem Becken, das die Strahlen der Nachmittagssonne einfing und ihre Wärme in seiner steinernen Einfassung bewahrte. Die Eier waren anders als alle, die Mena jemals gesehen hatte – so groß wie Teller, cremefarben mit orangenen Wirbeln. Sie waren nur leicht länglich und verjüngten sich von einer Seite zur anderen hin – doch es war kein Zweifel möglich.
    Und es gab auch keinen Zweifel an Elyas nervösem, besorgtem Gebaren. Mit Tränen in den Wimpern blickte Mena von dem Gelege auf und sah Elya wartend hinter ihr stehen. In ihrem Blick lag eine Mischung aus so vielen Fragen. Er war hoffnungsvoll, stolz, ängstlich, suchte nach Anerkennung und war gleichzeitig auch herausfordernd, trotzig und zu allem bereit, sollte Zorn ein Teil ihrer Antwort sein müssen. In ihren Augen lagen die Hoffnungen einer Mutter, die sich der ungeheuerlichen Tragweite dessen gegenübersah, was es bedeutete, neues Leben zu erschaffen. Wie Elya hatte trächtig werden können oder wieso die Eier fruchtbar sein konnten, konnte Mena sich nicht erklären, doch das wollte sie auch gar nicht. Sie freute sich einfach nur darüber.
    Oder vielleicht sah Mena auch das, was sie ihrer Vorstellung nach empfunden hätte, hätte sie einen Beweis für ihre eigenen ungeborenen Kinder bekommen. Wie dem auch sei, sie formte Gedanken voller Wärme und Stolz und Trost und Freude und ließ sie zu Elya strömen. Selbst jetzt konnte sie noch die pulsierende Intimität jenes Augenblicks spüren und wusste, dass sie als Erstes zu den Eiern zurückkehren und ihnen freundliche Worte zuflüstern würde, wenn sie wieder in ihren Gemächern war.
    Sie hatte weder Corinn noch Aaden noch sonst jemandem irgendetwas davon erzählt, mit Ausnahme der vier Zofen, die in ihren privaten Gemächern lebten und arbeiteten. Vor denen konnte sie nichts geheim halten, doch sie waren ihr treu ergeben und genauso bezaubert von Elya. Sie würden nichts tun, das sie in Gefahr bringen könnte – und genau damit hatte Mena ihnen die Notwendigkeit erklärt, das Gelege geheim zu

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