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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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des Boten, und er war es, der genug sah, um an dieser Unterhaltung teilnehmen zu können. Yoen selbst konnte sie nicht sehen. Er hatte sich und seine Worte diesem Mann vor mindestens vierzehn Tagen eingeflößt. Sie hatten in dem Gefäß gelebt, und nun ließ der Mann sie heraus. Mehr als das, er formte sie. Er sprach und reagierte mit Yoens Stimme und seinem Verstand, obwohl Yoen selbst nicht Teil davon war. Mór hatte diesen Prozess niemals verstanden. Und sie hatte ihn auch nie gemocht.
    »Was wünschen die Ältesten von mir?«, fragte Mór.
    »Erzähl mir von dem Akaran.«
    Sie konnte ihm einiges erzählen, doch die Antwort, die er auf das geben würde, was sie sagte, musste schon vor Wochen in das Gefäß eingelassen worden sein. Es war nicht allzu logisch, aber das waren nur wenige von den Dingen, die das Freie Volk von den Lothan Aklun gelernt hatte. Sie antwortete so vollständig, wie sie konnte, erzählte Yoen alles, was ihr wichtig erschien. Sie ließ aus, wie sie bei ihrer ersten Begegnung mit Dariel reagiert hatte, doch das war eine Einzelheit und zählte nicht zu dem Wesentlichen, das er wissen musste.
    »Glaubst du, er sagt die Wahrheit?«
    Mit mehr Bitterkeit, als sie beabsichtigt hatte, erwiderte Mór: »Ich weiß nicht, welchen Stellenwert die Wahrheit für die Akarans hat.«
    Yoens Augen starrten sie an. Warteten.
    »Er scheint zu glauben, was er sagt. Er ist ernst, aber das muss nicht bedeuten, dass er aufrichtig ist. Er könnte einfach nur dumm sein.«
    »Wir müssen vorsichtig mit ihm sein«, sagte Yoens Stimme, nachdem er lange über ihre Worte nachgedacht hatte. »Wenn er die lebende Prophezeiung ist, muss er es selbst herausfinden dürfen. Wir können es ihm nicht aufdrängen. Wir können allerdings gewisse Schritte unternehmen. Das ist es, was du tun wirst: ihn weiter prüfen. Finde eine echte Prüfung.«
    Mórs Augen weiteten sich. Eine echte Prüfung bedeutete eine Aufgabe, die in der wirklichen Welt vollbracht werden musste, mit wirklichen Gefahren. »Und wenn er stirbt?«
    »Dann ist er nicht der Rhuin Fá. Mór, mein Liebes, geh mit dem …«
    »Warte«, unterbrach Mór seine Worte, die, wie sie wusste, der Anfang eines Abschieds sein würden. »Yoen, woher wissen wir, dass wir nicht irren, wenn wir ihm eine Rolle aufzwingen? Du selbst hast mir einst erzählt, dass die Prophezeiung des Rhuin Fá möglicherweise nichts weiter ist als ein Märchen, das unsere Hoffnungen am Leben erhalten soll. Vielleicht geben wir diesem Akaran eine Bedeutung, die er nicht haben sollte, setzen unser Vertrauen in jemanden, der es nicht verdient.«
    Obwohl er nur seine Augen hatte, um Gefühle auszudrücken, war Mór sich sicher, dass sie den Ausdruck erschöpfter Liebe sah, den Yoen ihr so oft gezeigt hatte. »Liebes, woher weißt du, dass eine Prophezeiung nicht genau so funktioniert?«
    Diese Frage wirbelte eine halbe Stunde später immer noch durch Mórs Gedanken, nachdem sie Abschied von Yoen genomen, dem Gefäß Lebewohl gesagt und sich in den Untergrund von Avina zurückbegeben hatte. Tunnel ging voran. Dariel wurde so oft in eine neue Zelle verlegt, und sie war so damit beschäftigt, sich um die mannigfaltigen Belange des Volkes zu kümmern, dass es beruhigend war, einfach Tunnels breitem grauem Rücken folgen zu können. Und ehe sie sich’s versah, waren sie in Dariels neuem Quartier angekommen. Tunnel drehte sich um und musterte sie mit besorgtem Gesicht. Sie hatte unterwegs kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Ihr wurde klar, dass er keine Ahnung hatte, was Yoen zu ihr gesagt hatte. In Anbetracht seiner offensichtlichen Zuneigung zu Dariel wäre es hartherzig, weiter zu schweigen.
    »Es ist in Ordnung.« Sie tätschelte seinen gewaltigen, muskelbepackten Unterarm. »Ich habe keine Anweisungen, ihm etwas zuleide zu tun. Er wird nur noch weiter geprüft werden.«
    Tunnel hob das Kinn, eine Geste, die für ihn eine Vielzahl von Bedeutungen zu haben schien. Dieses Mal, dachte sie, signalisierte sie Erleichterung, Anerkennung der Vernunft und einen Hauch von »Siehst du, ich habe es dir ja gesagt.«
    »Ja, Tunnel weiß Bescheid.« Sie berührte seine muskulöse Brust mit der Handfläche und zog die Hand dann schnell wieder zurück. »Geh hinein. Lass Skylene wissen, dass sie so vorgehen kann, wie wir es besprochen haben. Sie kann seine Fragen beantworten. Ich höre eine Weile von hier aus zu.«
    Als sie allein in dem engen Durchgang war, lehnte sich Mór gleich neben der Tür an die steinerne Wand. Wie

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