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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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halten. »Die Leute fürchten sich schnell«, hatte sie an jenem Abend zu den vier jungen Frauen gesagt, als sie von den Eiern erfahren hatte und gemeinsam mit ihnen um das Nest herumgekauert war. »Selbst meine Schwester könnte glauben, dass Albträume aus diesen Eiern schlüpfen werden. Übeldinge. Aber wir, die wir Elya am besten kennen, wissen, dass in ihr nichts als Güte ist.« Sie hatte jeder der Frauen in die Augen gesehen, ehe sie weitergesprochen hatte. »Diese kleinen Wesen werden Schönheiten sein. Sie werden ein Segen für das Reich sein, wenn wir nur mutig genug sind, dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit geboren werden können.« Die Zofen hatten ihr zugestimmt, genau wie sie es erwartet hatte.
    Dennoch ließen die Eier sie nur noch mehr darüber nachdenken, nach Vumu zu reisen. Vielleicht sollte sie die Eier, Elya und Melio auf den Archipel mitnehmen. Dort könnte sie Elyas Nachkommen in größerer Abgeschiedenheit aufziehen. Melio würde mit ihr gehen. Natürlich würde er mitkommen, vor allem, wenn sie ihm sagte, dass sie bereit und willens war, sein Kind zu empfangen. Sie und Elya würden gemeinsam Mütter sein. Und was dann? Vielleicht konnte sie dann das andere Vorhaben in Angriff nehmen, über das sie in letzter Zeit nachgedacht hatte: eine Akademie der Kampfkünste. Es würde nicht das Gleiche sein wie die Marah-Ausbildung. Sie würde es zu etwas anderem machen, bei dem es weniger ums Töten, sondern mehr darum ging, Körper und Geist zu schärfen und durch die Beherrschung bestimmter Fähigkeiten Frieden zu finden. Zuerst würde sie das selbst erreichen müssen, doch sie hatte mehr und mehr das Gefühl, dass sie jetzt dazu in der Lage sein würde, da die Kriege vorbei waren und es keine Übeldinge mehr gab.
    »Prinzessin«, fragte eine der Dienerinnen, »wird Prinz Aaden noch etwas essen? Oder braucht er sonst noch irgendetwas von uns?«
    »Nein, ich glaube nicht«, sagte Mena. »Ihr könnt zum Palast zurückgehen. Wir kommen bald nach.«
    Sie nutzte den kurzen Wortwechsel, um aufzustehen und die Beine zu strecken. Der neu angekommene Numrek und der Anführer ihrer Leibwache verließen ihre Posten und marschierten mit den für sie typischen langen Schritten zu den beiden anderen hinüber. Wahrscheinlich lässt Corinn sie überprüfen, dachte Mena. Das tat sie oft, sogar innerhalb der königlichen Gemächer und anderer geschützter Bereiche. Mena machte sich auf den Weg zu ihrem Neffen und zu Elya.
    Es tut mir leid, dass ich Geheimnisse vor dir habe, dachte Mena, aber du wirst schon sehen. Später wirst du mir einmal danken, und wir werden wirklich Möglichkeiten finden, besser zu sein und etwas mit unserer Herrschaft zu bewirken. Nicht dass sie alles logisch und in allen Einzelheiten durchdacht hätte, aber Mena glaubte halb, dass Elya Corinns Herz erwärmen könnte. Beim Schöpfer, das war nötig! Irgendetwas musste die eisige Barriere zum Schmelzen bringen, die sie zwischen sich und der Welt aufgebaut hatte. Mena hatte gedacht, Grae könnte das zuwege bringen, aber Corinn hatte ihn zurückgewiesen und ihn ohne Erklärung weggeschickt. Sie hat Angst, dachte Mena. Sie hat immer noch Angst davor zu lieben. Es war nicht sehr logisch, doch sie hatte einfach das Gefühl, dass Elya das mit der Zeit ändern würde.
    Aaden war abgestiegen, sein Jagdspiel war anscheinend vergessen. Aus der Ferne sah es aus, als führten die beiden Jungen ein von viel Gefuchtel begleitetes Schauspiel auf, vor einem Publikum, das aus einer einzigen, hingerissenen Vogelechse bestand. Ohne sich bewusst dafür zu entscheiden, wusste Mena, dass sie die Eier früher oder später Aaden gegenüber zur Sprache bringen würde – vielleicht durch einen Versprecher, einen ungewollten Hinweis, den er – neugierig wie er war – nicht einfach vorbeiziehen lassen würde, ohne Fragen zu stellen. Es würde geschehen, und sie würde die Schultern zucken und sie würden das Geheimnis einige Zeit lang bewahren. Schließlich würde auch Corinn es herausfinden. Sie würde die Lippen schürzen und säuerliche Fragen stellen und wegen der Gefahren vor Ärger kochen, und dann … nun, dann würde alles gut sein. Wie wundervoll es sein würde, kleinere Versionen von Elya über der Insel fliegen zu sehen! Was für Geschichten sich die Menschen dann erzählen würden. Ein neues Zeitalter, das heraufdämmerte, und neue Kreaturen, die es ankündigten.
    Mena war noch immer ein ganzes Stück von dem Trio entfernt. Als sie einen Blick

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