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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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zurückwarf, sah sie, dass zwei der Numrek in die Arena herabgestiegen waren und ihr folgten. Ein leises Unbehagen kroch ihr das Rückgrat hinauf. Sie mochte es nicht, wenn sich jemand in ihrem Rücken befand, vor allem, wenn dieser Jemand bewaffnet war. Das war nichts Ungewöhnliches. Sie strich mit den Fingern über den Gürtel, der ihre Tunika in der Taille zusammenhielt. Nur ein Lederriemen. Keine Waffe daran. Diese Erkenntnis war ein weiterer Schreck, doch sie schob ihn rasch beiseite. Natürlich war sie unbewaffnet. Sie hatte großen Wert darauf gelegt, ihr Schwert abzulegen, als sie nach Acacia zurückgekehrt war. Das war schwer genug gewesen, aber gerade deswegen umso wichtiger. Wer wollte schon immer mit einem Schwert in der Hand leben, als wäre es ein zusätzlicher Körperteil? Sie nicht. Sie beschleunigte ihre Schritte, hüpfte vorwärts, um ihre heitere Stimmung am Leben zu erhalten.
    Elya schwang sich – anscheinend auf ein Zeichen des Prinzen hin – in die Luft. Ihre Schwingen entrollten sich und schlugen heftig genug, um sie einen Moment in der Schwebe zu halten. Aaden hob seinen Bogen, legte einen Pfeil an die Sehne und spannte ihn. Einen Augenblick lang sah es aus, als wollte er auf sie schießen. Dann jedoch wirbelte er herum und schoss den Pfeil in Richtung Meer ab. Elya schlug mit den Flügeln und raste hinter dem Geschoss her. Also ein Fangenspiel. Während Mena sie beobachtete, verlangsamte sie ihre Schritte wieder.
    Sie näherte sich den Jungen von der einen Seite, als vier Numrek die Stufen herunterkamen und von der anderen Seite her auf sie zuschritten, und die beiden anderen die Lücke hinter ihr schlossen. Der vorderste Numrek winkte den Prinzen mit einer Hand zu sich. »Prinz«, sagte er. Sein Acacisch hatte einen starken Akzent. »Eure Mutter wünscht, dass Ihr zu ihr kommt. Bitte kommt mit, ich werde Euch begleiten.« Während er sprach, ging er weiter auf den Knaben zu; die anderen waren dicht hinter ihm.
    »Warte!«, rief Mena, aber sie war sich nicht sicher, warum ihr das Wort herausgefahren war. Sie war nur noch etwa zwanzig Schritte entfernt; sie brauchte sich nur zu beeilen, dann konnte sie mit ihnen gehen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Der Wächter hatte gerade etwas getan, was Numrek niemals taten. Unwillkürlich glitt ihre Hand dorthin, wo das Heft ihres Schwertes gewesen wäre. Es gab immer noch keinen wirklichen Grund, sich von den Wachen des Prinzen bedroht zu fühlen. Doch genau das empfand sie jetzt – ein Gefühl der Bedrohung. »Was tust du da?«, fragte sie. »Ich nehme die beiden mit. Zieht euch zurück und …«
    »Bitte, Prinzessin, die Königin will, dass ich …«
    Mehr hörte sie nicht. Zwei Dinge geschahen zur gleichen Zeit. Ihr wurde klar, dass es das »Bitte« gewesen war, das ihren Puls hatte rasen lassen. Numrek waren niemals so höflich, selbst wenn sie der Königin dienten. Und dann ließ ein Schrei alle Köpfe herumfahren. Mena schaute zu den Rängen hinauf, wo eine Gestalt, die sie als Melio erkannte, aus einem der Tunnel geschossen kam. Er war bewaffnet, und ihm folgte ein Strom von Marah mit blanken Schwertern. Sie rannten über den Treppenabsatz und stürmten die Stufen herunter, immer vier oder fünf auf einmal.
    Wieder griff Mena nach ihrem Schwert und bekam wieder nichts als leere Luft zu fassen. Sie schaute zu ihrem Neffen hinüber, der verwirrt neben Devlyn stand, die Hände in die Hüften gestemmt, in der Pose eines Erwachsenen, der die merkwürdige Dringlichkeit der Marah missbilligte. »Aaden!«, rief Mena.
    Er drehte den Kopf.
    Der Numrek-Anführer wandte sich wieder dem Prinzen zu. Mit grimmigem Gesicht, aber ohne Hast trat er auf ihn zu, und ein Dolch glitt aus seinem Ärmel und in seine Hand. Die Bewegung war so verhalten, so im Einklang mit dem sachlichen Verhalten, das die Numrek normalerweise im Umgang mit dem Prinzen an den Tag legten, dass Mena nicht glauben konnte, was ihre Augen ihr sagten. Mit einer beiläufigen Bewegung streckte der Numrek den Arm aus und stieß Aaden die Klinge in den Bauch. Er drehte sie und betrachtete dabei das Gesicht des Jungen, dann riss er die Klinge wieder heraus und rammte sie Devlyn in den Unterleib. Der Numrek drehte auch hier die Klinge, riss sie nach unten. Devlyns Eingeweide ergossen sich ins Gras, und der Junge brach fast im gleichen Moment zusammen.
    Als Mena gesehen hatte, wie Aaden niedergestochen wurde, war sie losgerannt. Ihre Schritte fraßen die verbliebene Entfernung, so dass sie im

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