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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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als warteten sie nur auf einen Vorwand, um ihm ihre grässlichen Piken in den Bauch zu rammen.
    Das war nichts Neues. Alle Sklaven, mit denen er in Ushen Brae zu tun gehabt hatte, hatten deutlich gemacht, dass sie ihn zutiefst verachteten. Dass sie keinerlei Interesse an ihm hatten. Das konnte er nicht begreifen. Sollten sie ihn nicht als eine Verbindung zu ihrem Heimatland betrachten? Wut oder Hoffnung, beides wäre verständlicher für ihn gewesen. Sie gaben ihm gar nichts. Trotz seiner merkwürdig bevorzugten Position machte Rialus das zu schaffen. Konnte es sein, dass er hier keine Verbündeten finden würde? Niemanden, der ihm helfen würde, die Mittel zu finden, sich seinen Häschern zu widersetzen? Auch wenn er nicht sagen konnte, wie sein Widerstand letztlich aussehen würde, war er sich sicher, dass er sich wehren würde. Dass es dazu kommen musste, wenn er eine Möglichkeit fand. Doch auch jetzt, Wochen später, war er seinem Ziel keinen Schritt näher gekommen. Anscheinend wusste er immer noch nichts über dieses Land oder dieses Volk.
    Wenn er sich einmal auf eigene Faust davonmachen könnte, wenn er sich nach Belieben umsehen, ein bisschen erforschen könnte … Devoth hatte ihm versprochen, dass er etwas über Ushen Brae erfahren würde. Was hatte er gesagt? Du wirst viele prachtvolle Dinge sehen. Du bist unser Gast, darum wirst du die Dinge sehen, die uns großartig machen. So viel dazu. Rialus hatte die unmittelbare Umgebung seiner Gemächer niemals verlassen, außer für Ausflüge von vielleicht einer Meile, um andere Auldek-Würdenträger zu treffen, stets von Sklavenwachen eskortiert. Könnte er doch nur sehen, was sie vor ihm verbargen.
    Obwohl ihm, kaum dass er das gedacht hatte, der Gedanke kam, dass auf sich allein gestellt zu sein vielleicht doch keine so gute Idee wäre. In Avina lebten Wesen, über die er wirklich nicht zufällig stolpern wollte. Einmal, als er Devoth einen langen Korrider entlang gefolgt war, vorbei an Türen, die sich zu verschiedenen Übungsräumen öffneten, hatte er eine Kreatur gesehen, bei deren Anblick er schlagartig stehen geblieben war. Sie war ihm wegen ihrer Größe ins Auge gefallen, denn sie war so gewaltig, dass sie mit keinem anderen Lebewesen zu vergleichen war, das er jemals gesehen hatte. Höchstens vielleicht mit einem der Übeldinge, aber die hatte er niemals mit eigenen Augen gesehen.
    Das Geschöpf war so hoch wie drei oder vier Männer; und selbst das war kein genaues Maß, denn es kauerte auf langen, gekrümmten Beinen. Außerdem hatte es Flügel – große, schwarze, gelenkige Schwingen aus widerlichen Membranen, die es ungeschickt zur Seite streckte, wenn es vorwärtswatschelte. Mit seiner pelzigen Brust und dem langschnäuzigen, hundeähnlichen Gesicht sah es wie eine riesige Fledermaus aus. Entsetzlich, umso mehr angesichts des Auldek auf seinem Rücken, der mit einer Art Geschirr dort festgeschnallt war. Die Kreatur sprang auf Befehl des Auldek hierhin und dorthin, und ihre Schwingen halfen ihr dabei. Der Auldek hielt einen Speer in einer Hand, mehrere weitere steckten in einem Köcher neben ihm.
    »Hübsch, was? Das ist ein Kwedeir.« Devoth war zurückgekommen, um zu sehen, was Rialus da anstarrte. »Geh da lieber nicht rein. Es ist beinahe Fütterungszeit.«
    Als Devoth das sagte, bemerkte Rialus einen Sklaven, der in den Raum geführt und gegen seinen Willen auf die Kreatur zugeschoben wurde. »Ihr wollt doch wohl nicht sagen, dass dieses Ding …«
    »Den Mann dort frisst? Doch, das will ich. Es ist schon ziemlich merkwürdig, wie sie fressen. Sie schleichen sich gern an ihr Fressen an. Selbst wenn es ihnen dargeboten wird, schleichen sie sich an, und dann machen sie einen Satz, beißen in den Kopf und machen dann eine Pause. Es ist jedes Mal dasselbe. Sie machen eine Pause und hören zu, wie der Unglückliche schreit. Und dann beißen sie noch einmal zu und reißen ihm den Kopf ab, während der Körper noch um sich schlägt. Willst du zusehen?«
    Seine Augen schienen genau das zu wollen, doch Rialus riss eine Hand hoch und hielt sie sich vors Gesicht. »Beim Schöpfer, nein!«
    Devoth tat grollend seine Erheiterung kund, bedeutete Rialus jedoch mit einem Schubs, sich wieder in Bewegung zu setzen. Ein paar Schritte weiter, und ein schriller Schrei durchschnitt die Luft, ein qualvoller Schrei des Entsetzens. Devoth zuckte nicht einmal zusammen. Stattdessen grunzte er und sagte: »Wir verwenden sie, um Ausreißer einzufangen. Nette

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