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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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macht, versteht ihr, nicht andersherum.« Er tänzelte vorwärts, plötzlich so leichtfüßig wie ein Fechter. Dann nickte er Nepos zu und fügte hinzu: »Wie es scheint, versteht Rialus Neptos das besser als die meisten anderen.«
    Der zweite Wächter stotterte immer noch, während seine beiden Kameraden um Vergebung baten. Mehrere der neu hinzugekommenen Marah verbeugten sich tief. Rialus versuchte, eine Frage nach seiner Aufmachung zu stellen, begriff aber anscheinend plötzlich, dass dies beleidigend wirken könnte, und erkundigte sich daraufhin nach allem Möglichen, wobei er niemals lange genug schwieg, um die Antwort zu hören. Dariel erwähnte beiläufig, dass er hier sei, um mit der Königin über Staatsangelegenheiten zu sprechen. Wahrscheinlich sollte er sich auf den Weg zu ihr machen, aber wenn Rialus es vorzöge, ihn zuerst auszufragen … Eine Handbewegung machte deutlich, dass ihm das gleichgültig war. Anscheinend störte es ihn nicht im Geringsten, sich zu verspäten, wenn die Marah ihn verhören wollten. Natürlich könnte es sein, dass es der Königin gar nicht gefiel, warten zu müssen …
    Gleich darauf marschierte Dariel weiter. Rialus schlurfte einen halben Schritt hinter ihm her und fuchtelte heftig mit den Armen und schnitt Grimassen, wenn Soldaten oder Wachen auftauchten, die möglicherweise daran denken könnten, sie aufzuhalten. Die verwirrten Blicke, die die Männer und Frauen ihm zuwarfen, machten deutlich, dass nur wenige seine Possen verstanden. Zumindest bis sie Dariels Gesicht und seine Haltung erkannten. Trotz seiner Lumpen schritt der Prinz so zuversichtlich und forsch dahin wie ein Soldat. Alle, die ihm vielleicht eine Frage hätten stellen wollen, traten stattdessen zur Seite.
    »Stimmt es, was ich über dich gehört habe, Rialus?«, fragte Dariel.
    »Was habt Ihr denn gehört, mein Prinz?«
    Dariel verringerte sein Tempo nicht, sah den Ratsherrn aber mit hochgezogenem Mundwinkel von der Seite her schief an. »Dass du die Liebe gefunden hast, Rialus. Dass du eheliche Eintracht in den Armen einer Frau gefunden hast, die einst deine Dienerin war. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so freigeistig denkst, obwohl ich gehört hatte, dass du emsig auf der Suche nach einer … nun ja, nach einer Frau warst, die dich ergänzt.«
    Dies war in den letzten Jahren ein Dauerscherz zwischen ihnen gewesen. Sobald Rialus Quartier in einem Gebäudekomplex bezogen hatte, der während Hanishs Herrschaft von den Mein benutzt worden war, hatte er damit angefangen, diesen Trakt fast ausschließlich mit hübschen jungen Frauen zu bevölkern. Es ging das Gerücht, dass nicht alle von ihnen viel darüber wussten, wie das Haus einer Amtsperson in Ordnung zu halten war, aber die meisten machten dies durch ziemlich dralle Formen wett. Ein paar, hieß es, kämen geradewegs aus Bordellen und dienten Rialus ausschließlich zur Befriedigung seiner beträchtlichen fleischlichen Gelüste. Doch wer wollte ihm das verdenken – war er doch in seinen besten Jahren in Cathgergen eingepfercht gewesen. Dariel fühlte sich ihm in dieser Hinsicht wirklich nicht überlegen. Und er verachtete Rialus auch nicht dafür, dass er eine Dienstmagd geheiratet hatte. Um ehrlich zu sein, beneidete er ihn darum, heiraten zu können, wen er wollte. Diese Freiheit besaß er selbst nicht, wie Corinn mehr als deutlich gemacht hatte.
    »Du brauchst mir nichts zu erklären«, schnitt Dariel ihm das Wort ab, bevor Rialus’ gestotterte Erklärung richtig in Gang kam. Er klopfte dem Mann kräftig auf die dürre Schulter und spürte, wie er unter dem Schlag zusammenzuckte. »Genieße dein Glück, Rialus. Mach ihr ein Kind. Werde unsterblich …«
    Die Stimme des Prinzen verklang. Er hatte gerade eine der oberen Treppen erstiegen und drehte sich jetzt auf der Terrasse um, um die Aussicht zu genießen. Wie immer bot das terrassenartig zum Meer hin abfallende Acacia einen wunderbaren Anblick. Unter ihm reihte sich Stufe an Stufe, Ebene an Ebene, die miteinander verschwammen wie ein von Treppenfluchten und Befestigungsmauern durchbrochenes Labyrinth, mit großen Häusern in den höheren Bereichen und kleineren Gebäuden weiter unten. Corinn hatte befohlen, neue Farben zu mischen, die die Rückkehr der Herrschaft der Akarans verkünden und das neue Zeitalter repräsentieren sollten, in das sie ihrer Meinung nach eintraten. Und so blitzten die Dächer und Turmspitzen und Kuppeln unter ihm in strahlenden Farbtönen: Himmelblau und Rot, Orange und

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