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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Arbeit zu verrichten. Und jetzt erzähl mir davon.«
    Dariel griff nach dem Wein, sog den würzigen Geruch ein, und machte sich daran, ihre Frage ausführlich zu beantworten. Im vergangenen Jahr hatte er eine Art von Freude an täglicher Arbeit gefunden, die er nie zuvor erlebt hatte. Entstanden war das Ganze dadurch, dass er des Krieges so müde gewesen war, ebenso wie der Piraterie, der Gewalt und der Tatsache, immer wieder zusehen zu müssen, wie diejenigen starben, die er liebte. Dariel hatte nach dem Krieg gegen Hanish Mein mehrere Jahre lang Truppen angeführt, um die überlebenden Mein zur Strecke zu bringen – zumindest diejenigen, die noch immer auf irgendeine Weise rebellierten. Und er hatte die überall im Reich aufflackernden Aufstände im Keim erstickt, da jedes Volk versuchte, eine Möglichkeit zu finden, sich mehr von der Landkarte der Bekannten Welt einzuverleiben, bevor sich alles wieder beruhigte. Es hatte ihn erstaunt, dass der Frieden anscheinend genauso brutal war wie der Krieg. So war es immer nach Kriegen, hatten die Ratgeber ihm erklärt, aber es beunruhigte ihn dennoch. Dies war nicht einfach irgendein Krieg gewesen. Es war Alivers Krieg gewesen! Der Krieg, der die Welt wieder in Ordnung bringen sollte, auf dass keine weiteren Kriege mehr notwendig wären. Alle behaupteten, das zu glauben; doch es kam ihm so vor, als ob nur wenige so handelten, als würden sie es auch tatsächlich glauben.
    Als schließlich wieder überall Ruhe eingekehrt war, stellte er fest, dass er sich noch immer genauso unbehaglich fühlte. Er wollte den Thron nicht, auch wenn er als männlicher Erbe Anspruch darauf hätte erheben können. Diese Art von Macht reizte ihn nicht. Er hatte auch nicht den Wunsch, im Palast herumzulungern und Edelfrauen den Hof zu machen, wie es sich Corinn anscheinend von ihm wünschte. Und er konnte auch nicht zu den Außeninseln zurückkehren und erneut über die grauen Wasserhänge segeln. Die Inseln waren in einem Handel, den Corinn eigenmächtig abgeschlossen hatte, komplett der Gilde übereignet worden und bildeten jetzt einen eigenen Staat im Reich. Das Ganze war, wie Corinn ihm klargemacht hatte, eine Wiedergutmachung für Dariels Anschlag auf die Plattformen der Gilde. Dariel hatte es erst einige Zeit später richtig begriffen, aber sie war tatsächlich ziemlich wütend auf ihn gewesen, als ihr seine Rolle bei dem Angriff klar geworden war. Er hatte die Gilde gelähmt und sie um Tausende von Quoten-Sklaven gebracht, abgesehen davon, dass auch Hunderte von Gildemännern umgekommen waren. Der Angriff war ein so monströser Erfolg gewesen, dass Corinn der Gilde widerstrebend mehr hatte zugestehen müssen, als sie es vorgehabt hatte. Und ihren Andeutungen nach hatte sie sogar noch etwas drauflegen müssen, um der Gilde das Versprechen abzuringen, dass Dariel nicht auf irgendeine geheimnisvolle Weise – durch Gift oder durch einen Unfall – ums Leben kommen oder auf ebenso geheimnisvolle Weise einfach verschwinden würde. Dass sie offensichtlich überzeugt war, dass die Gilde so etwas tun könnte, hatte ihm einen Schauer über den Rücken gejagt.
    Außerdem hatte er, kaum dass er richtig zur Ruhe gekommen war, Träume gehabt – richtige Albträume –, von jenem Tag, als Aliver getötet worden war. Anfangs hielt Dariel sie für eine Art verspätete Trauer um seinen Bruder, doch als die Träume immer eindringlicher wurden, begriff er, dass es damit nicht getan war. Mehr und mehr träumte er von dem Nachspiel des Duells und von dem Mord an Maeander Mein. Den er befohlen hatte, obwohl Aliver Maeander freies Geleit zugesichert und den Einzelheiten des Zweikampfes zugestimmt hatte. Dariel war sich nicht sicher, ob seine Klinge den Mann überhaupt berührt hatte, doch er hatte seinen Leuten die Tat eingeflüstert und sie alle zu Komplizen seines Mordes gemacht. Es war eine üble Art, die ehrwürdigen Augenblicke nach dem Dahinscheiden seines Bruders zu beflecken. Je mehr Zeit verstrich, desto größer wurde seine Scham. Immer inbrünstiger suchte er nach einer Möglichkeit, ohne Reue leben zu können und genug aus dem Leben zu machen, das noch vor ihm lag, damit er irgendwann das Gefühl haben würde, etwas Gutes auf dieser Welt geleistet zu haben.
    Wren war es gewesen, die vorgeschlagen hatte, er solle sich wieder eine Arbeit suchen, die ihn beschäftigte. Aber nichts, was mit Töten zu tun hatte, nichts Militärisches. »Warum nicht etwas bauen?«, hatte sie gefragt. »Wahrscheinlich

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