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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Braun – und Silber, das schimmerte wie Sonnenlicht auf dem Wasser.
    Eigentlich fand Dariel das alles ein bisschen grell. Einmal hätte er beinahe gesagt, dass die Farben dem extravaganten Geschmack eines Piraten-Außenpostens auf einer Meeresinsel entsprächen, doch er hatte sich die Bemerkung verkniffen, überzeugt, dass der Vergleich Corinn nicht zusagen würde. Trotzdem, ob grell oder nicht, Acacia hatte die Wirren menschlicher Schicksale stumm und unverwüstlich überstanden. Er fragte sich, ob die Insel wohl alle Reiche überdauern und in ihrer Schönheit noch lange weiterbestehen würde, wenn die Menschen längst aufgehört hatten, sich um sie zu streiten. Auch dann würde Acacia noch vom Meer umgeben sein, genau wie jetzt. Die Sonne würde sich am einen Horizont erheben und am anderen versinken, genau wie jetzt. In gewisser Weise war diese Vorstellung von einem einsamen Acacia ein erfreulicher Gedanke, auch wenn Dariel nicht ganz klar war, warum das so sein sollte. Er sollte doch eigentlich danach streben, dass sein Volk hier ohne Ende herrschen würde. Das tat er natürlich auch. Doch er war mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass ein Mensch sich durchaus gleichzeitig zwei gegensätzliche Dinge wünschen konnte. Nachdem der Ratsherr sich für seine Identität verbürgt hatte, ließ Dariel Rialus vor Corinns Arbeitsräumen zurück. Als er die inneren Gemächer betrat, bemerkte er einen Geruch, den er in den Räumen seiner Schwester schon öfter bemerkt hatte. Was hier in der Luft hing, war etwas anderes als das wohlriechende Gebräu, das in kleinen, überall im Raum verteilten Töpfchen leise vor sich hin brodelte, etwas anderes als der Duft der blühenden Büsche, die in großen Schalen auf ihrem Balkon wuchsen. Er hielt es für ein ätherisches Öl, mit dem sie sich betupft hatte, ein Geruch, der einzig und allein ihr zu eigen war. Und das war merkwürdig, denn er fand den Geruch nicht unbedingt angenehm, dazu war er zu scharf und zu trocken.
    Corinn wartete auf ihn. Sie war allein, stand mit in die Hüften gestemmten Armen und gelassener Miene da, als hätte sie den Zeitpunkt seiner Ankunft genau vorausgesehen. Seine Schwester hatte die Angewohnheit entwickelt, anscheinend stets vollkommen bereit zu sein und sich niemals überraschen zu lassen. Das war nur eine weitere Kleinigkeit, die ihm ein gewisses Unbehagen bereitete. Das Lächeln, das ihre Wangen wölbte, war allerdings eindeutig echt. Spontan. Eine weitere typische Eigenschaft, derer er sich in den letzten paar Jahren bewusster geworden war. Sie konnte so vollkommen zwischen reservierter Gelassenheit und mädchenhafter Vertrautheit hin und her wechseln, dass es jedes Mal unmöglich war, sie sich in dem jeweils anderen Zustand vorzustellen.
    »Wie siehst du denn aus, Dariel?«, rief sie. »Bist du gekommen, um dir einen Spaß mit mir zu erlauben. Ist es das? Schau dich doch nur an!«
    »Du hast mir doch aufgetragen, bei den einfachen Leuten zu arbeiten wie ein Sklave«, sagte Dariel. Er hob die Arme und drehte sich, so dass sie seine Aufmachung von allen Seiten betrachten konnte. »Deswegen sehe ich jetzt auch genauso aus.«
    »Aaden will dich unbedingt sehen. Aber wenn du so zu ihm gehst, zieht er wahrscheinlich sein Schwert und fordert dich heraus.« Sie trat ein paar Schritte vorwärts, hinein in seine erhobenen Arme, und drückte ihn kurz. Dann wich sie zurück und musterte ihn. »Komm, setzen wir uns. Lass uns reden.«
    Gleich darauf saßen sie einander gegenüber in weichen Ledersesseln. Ein Tisch mit geschliffener Steinplatte stand zwischen ihnen, und in seiner Mitte glomm ein kleines Feuer, das beträchtliche Hitze abstrahlte. Eine Dienerin stellte zwei Becher mit warmem Würzwein auf den Tisch und verschwand.
    »Sag mir«, begann Corinn, während sie einen Becher nahm und ihre Hände daran wärmte, »hast du erreicht, was du vorgehabt hast?«
    Dariel nickte. Er hatte ebenfalls eine Frage zu stellen und fand, das sie sich ihr zuerst widmen sollte. »Hast du Nachricht von Mena?«
    »Mena geht es gut. Sie hat das, was ich ihr aufgetragen habe, fast vollendet. Melio geht es auch gut, und Kelis auch. Sie haben ihre Pflichten auf bewundernswerte Weise erfüllt. Ich weiß, dass ein Teil von dir gerne bei ihnen wäre und mit ihnen die Übeldinge jagen möchte … und vielleicht auch deine Schwester beschützen will. Aber Mena muss nicht beschützt werden. Es war richtig von dir, dass du mit dem Vorschlag zu mir gekommen bist, wohltätige

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