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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Priester von Adaval die wolfsköpfigen Wachen des rebellischen Kults von Andar getötet hat?«
    »Zum einen waren es zwanzig wolfsköpfige Wachen. Deine Chancen standen viel besser.«
    Mena stupste ihn an. »Mach dich nicht über mich lustig.«
    »Selbst wenn die Menschen den Priester von Adaval vergessen, Mena Akaran werden sie nicht vergessen. Und Maeben auch nicht. Oder den Vollstrecker, der voller Schönheit fliegt. Oder die Kriegerprinzessin, die die wilden Numrek zurückgeschlagen hat. Solche Dinge können nicht in Vergessenheit geraten.«
    Hatten sie noch mehr gesagt? Ja, das hatten sie wohl getan. Dennoch war es merkwürdig, dass sie es geschafft hatten, über ganz alltägliche Dinge zu reden. Sie hatte ihm einen Traum beschrieben, den sie in ihrer Kindheit gehabt hatte – einen Traum, in dem sie und ein anderes Mädchen versucht hatten, Fische mit Netzen zu fangen. Er hatte behauptet, er würde niemals träumen und hatte gesagt, dass das Leben auch so schon merkwürdig genug für ihn sei. Sie hatten herumgealbert und sich mit der vollkommen unsinnigen Frage aufgehalten, was schlimmer war, die Stiche der Mücken in Senival oder die der schwarzen Fliegen im Frühling Aushenias.
    Irgendwann hatte Mena sich von ihm weggerollt und aus reiner Gewohnheit, ohne auch nur einen Augenblick darüber nachzudenken, mit ihrem kurzen Reinigungsritual begonnen, damit, seinen Samen mit der Kräutertinktur, die er so hasste, aus sich herauszuwaschen. Vielleicht war das der Moment gewesen, in dem er sich innerlich von ihr gelöst hatte. Denn als sie wieder ins Bett geschlüpft war, hatte er sich wortlos abgewandt. Sein Atem war gleichmäßig gewesen, wenn auch noch nicht der des Schlafes, und sie hatte sich entschieden, einen Arm um ihn zu schlingen, ihren Knöchel um seinen zu legen und das Schweigen mit ihm zu teilen. Doch dieses Schweigen war für ihn vielleicht etwas anderes gewesen als für sie.
    Die Nachricht, die sie jetzt in den Fingern hielt, bestätigte das.
    M.,
du hattest natürlich mit allem recht.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich es begriffen habe, doch jetzt ist es mir klar.
M.
    Sie kannte die Worte auswendig, denn sie hatte sie vor fast zehn Jahren selbst geschrieben. Es war die Nachricht, die sie ihm zurückgelassen hatte. Und darunter dieselbe Nachbemerkung:
    Ich liebe dich.
Wenn die Welt es jemals zulässt, beweise ich es dir.
    Genau dasselbe, was sie geschrieben hatte, als sie von Uvumal zurückgekehrt war, wo sie Maeben getötet hatte, und kurz bevor sie sich Maeander Mein ausgeliefert hatte. Damals hatte sie es nicht ertragen, Melio Lebewohl zu sagen. Zu viel von dem, was vor ihr lag, war ungewiss gewesen, alles auf der Welt hatte auf dem Spiel gestanden, und sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie sich dem hätte stellen können, wenn er sie gebeten hätte, es nicht zu tun. Sie hatte den Brief geschrieben, hatte ihn neben ihn gelegt und war auf leisen Sohlen davongeschlichen. In vielerlei Hinsicht feige. Und andererseits auch verletzend. Und doch war das, was sie ihm geschrieben hatte, absolut wahr gewesen. Er hatte recht gehabt; es hatte eine Weile gedauert, bis sie es begriffen hatte; sie liebte ihn und wollte es eines Tages beweisen.
    Wie war nun diese inhaltlich gleiche, neuere Version zu verstehen? Gab er ihr dasselbe Versprechen? Nein, denn er brauchte nichts zu beweisen. Er hatte sie niemals auf irgendeine Weise im Stich gelassen. Oder wollte er sie daran erinnern, was sie einst versprochen und bis jetzt nicht gehalten hatte? Ja, wahrscheinlich. Es gab nur eins, was sie noch hätte tun können, um ihm ihre Liebe zu beweisen, und das hatte sie Jahr um Jahr um Jahr aufgeschoben. Sie verdiente es, daran erinnert zu werden. Wenn dies hier sie wirklich an die Nachricht erinnern sollte, die sie ihm geschrieben hatte, dann verstand sie es; und wenn die Welt ihr eine weitere Chance gab, würde sie ihm alles geben. Sie würde beweisen, dass sie auf ihn vertraute, wenn auch nicht auf die Freundlichkeit der Welt.
    Das war ihr morgendlicher Refrain, doch am Nachmittag hatte sie einen anderen. Sie ist nur meine Schwester , sagte sie sich wieder und wieder. Ich habe keine Angst vor meiner Schwester.
    Doch die Tatsache, dass sie das wohl hundertmal stumm wiederholte, während sie unterwegs zu Corinn war, die sie zu sich gerufen hatte, strafte diese Behauptung Lügen. Als Mena Corinns Arbeitszimmer betrat, stand die Königin hinter ihrem Kartentisch und studierte die Karten und Dokumente, die dort

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