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Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Weise Manfreds Web of Trust mit
seiner Absicherung durch verschlüsselte Signaturen außer
Kraft zu setzen. Aber ich hab’s nicht getan.« Aineko
gähnt. »Denn auch Pam hat mich verprellt. Ich hab was gegen
Leute, die mich nur ausnutzen wollen.«
    »Egal, du bist trotzdem ein wirklich blödes Risiko
eingegangen, als du das Ding mit an Bord gebracht hast.«
    »Na und?« Die Katze wirft ihr einen dreisten Blick zu.
»Ich hab’s zur Sicherheit in meiner Sandbox gespeichert und
beim siebenhunderteinundvierzigsten Versuch zum Laufen gebracht. Das
Ding hätte auch Pamelas Freunden, den Beutejägern, nutzen
können, wenn ich’s bei denen ausprobiert hätte. Aber
jetzt ist es hier, genau zu dem Zeitpunkt, an dem du es
benötigst. Hast du Lust, dir das Paket einzuverleiben?«
    Amber streckt sich und setzt sich aufrecht auf den Thron.
»Ich hab dir’s doch gerade gesagt: Du musst verrückt
sein anzunehmen, ich würde irgendeinem bizarren Brocken einer
von Aliens ausgetüftelten Neuroprogrammierung Zugang zu meinem
zentralen Dialogprogramm oder auch nur zu meinem Exocortex
gewähren!« Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen. »Ist
es mit deinem Grammatikprogramm kompatibel?«
    »Klar doch.« Wäre die Katze ein Mensch, würde
sie jetzt nonchalant mit den Schultern zucken. »Es besteht
wirklich und wahrhaftig kein Risiko, Amber. Ich hab herausbekommen,
was es ist.«
    »Ich will mit dem Ding kommunizieren«, sagt Amber
impulsiv. Ehe die Katze etwas erwidern kann, setzt sie nach:
»Also, was ist es denn überhaupt?«
    »Ein Stapelspeicher für Protokolle. Im Wesentlichen
ermöglicht er es neuen Knotenpunkten, sich mit einem Netzwerk zu
verbinden, indem er die Konversion von Protokollen auf hohem Niveau
sicherstellt. Er muss lernen, wie ein Mensch zu denken, damit er die
Übersetzung für uns vornehmen kann, wenn wir zum Router
vorstoßen. Deshalb haben die Aliens ja zusätzlich auch das
neuronale Netzwerk eines Hummers integriert; sie wollten die Struktur
mit unserer kompatibel machen. Aber ich kann dir versichern, dass
keine versteckten Zeitbomben darin ticken. Ich hatte ja jede Menge
Gelegenheiten, das zu überprüfen. Also, bist du dir immer
noch so sicher, dass du dem Ding keinen Zugang zu deinem Kopf
gewähren willst?«
     

     
Willkommen im fünften Jahrzehnt des
Wunderjahrhunderts.
    Im Sonnensystem, das rund achtundzwanzig Billionen Kilometer
– knapp drei Lichtjahre – hinter dem beschleunigenden
Starwhisp Field Circus liegt, wimmelt es nur so vor
Veränderungen. In den vergangenen zehn Jahren ist der
technologische Wandel schneller vorangeschritten als in der ganzen
früheren Geschichte der Menschheit zusammengenommen. Aber
auch die Anzahl unvorhergesehener Katastrophen macht ein
Vielfaches der bisherigen Unglücksfälle in der
menschlichen Geschichte aus.
    Bei vielen schwierigen Problemen zeichnen sich jetzt
Ansätze zur Lösung ab. Genom und Proteom sind auf der
Erde so erschöpfend kartiert worden, dass die
Biowissenschaften sich derzeit auf die Herausforderungen des
Phänotyps konzentrieren. Beispielsweise versuchen sie sich an
grafischen Darstellungen des Phasenraums, der durch die
Schnittstelle von Genen und biochemischen Strukturen definiert
wird. Dadurch wollen sie herausfinden, wie neue, verbesserte
phänotypische Eigenarten erzeugt werden und zur
Durchsetzungsfähigkeit des Lebewesens in der Kette der
Evolution beitragen.
    Die Biosphäre hat surrealistische Züge angenommen: Im
schottischen Hochland sind kleine Drachen beim Nisten gesichtet
worden, im Mittleren Westen Amerikas hat man Waschbären beim
Programmieren von Mikrowellengeräten erwischt.
    Die Rechenkapazität des Sonnensystems beträgt
inzwischen rund tausend MIPS pro Gramm und wird in nächster
Zeit wohl kaum noch wachsen. Was die unintelligente, unbearbeitete
Materie der Erde betrifft, so ist nur noch der Bruchteil eines
Prozents unter deren zugänglicher Kruste verborgen; das
Verhältnis von Intelligenz zu Masse ist an eine Grenze
gestoßen, die erst überschritten werden kann, wenn
Menschen, Körperschaften oder andere posthumane Wesenheiten
den Abbau der größeren Planeten in Angriff nehmen. In
der Umlaufbahn um Jupiter und im Asteroidengürtel hat man
damit bereits begonnen. Greenpeace hat Siedler zur Besetzung von
Eros und Juno entsandt, aber die meisten Asteroiden sind
inzwischen von einem Riff spezieller Nanomaschinerie und
Raumtrümmern umgeben – Opfer einer kosmischen Landnahme,
wie sie seit den

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