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Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
für die Antriebslaser zu tragen. Was ihnen
von der kinetischen Energie des Ring-Imperiums verblieben ist,
basiert auf dem Drehimpuls der Umlaufbahn eines kleinen, inneren
Jupitermondes. Und dieses Wenige an Energie veräußern
sie nahezu mit Verlust. Sie reagieren damit auf die brutalen
Forderungen der Exobionten und Metanthropen, die sich in der Daten
verarbeitenden Sphäre des äußeren Jupiter-Systems
breit gemacht haben und im Netzwerk ständig weiter verteilen.
Inzwischen ist es unglaublich teuer, Gehirne ins Ring-Imperium zu
importieren. Der Verzweiflung nahe, zeugen Amber und Sadeq ein
Kind der Generation 3.0, um ihr schrumpfendes Königreich zu
bevölkern. Man stelle sich die Katze vor: Beleidigt hockt sie
in der Schwerelosigkeit neben dem Kinderbettchen und peitscht
wütend mit dem Schwanz.
     
    • Eine Überraschung: Postkarten, die Amber und Sadeq
von Orbitalen im inneren System erhalten. Ambers Mutter bietet
ihre Hilfe an. Dem Kinde zuliebe bietet Sadeq ihr seinerseits
Bandbreite und ein verbessertes User-Interface an. Das Kind
spaltet sich mehrmals in unterschiedliche Versionen auf, denn
Amber spielt verzweifelt mit Wahrscheinlichkeiten und simuliert
die jeweiligen Ergebnisse von unterschiedlichen Kindheiten. Weder
sie noch Sadeq eignen sich zur Elternschaft. Der Vater neigt dazu,
sich in der intertextuellen Dekonstruktion von Suren zu verlieren,
und ist stets geistesabwesend, die Mutter ein ständig
gereiztes Nervenbündel, weil auf ihren Schultern der
Staatshaushalt dieses kleinen Königreichs ruht, das von Tag
zu Tag tiefer in den Schlamassel gerät. Innerhalb von zehn
Jahren lebt Sirhan ein Dutzend verschiedener Leben und legt
Identitäten ab wie alte Kleider. Das ungewisse Leben im
verfallenden Ring-Imperium entzückt ihn nicht gerade, und die
Obsessionen seiner Eltern nerven ihn nur noch. Als seine
Großmutter anbietet, die Kosten für seinen Umzug auf
eines der Orbitale in der Umlaufbahn Titans zu tragen und dort
auch für seine Erziehung aufzukommen, willigen seine Eltern
zögernd ein.
     
    • Amber und Sadeq trennen sich – im Bösen.
Angesichts wachsender Einmischungen der real existierenden Welt in
das Universum dessen, was sein sollte, befasst sich Sadeq
nicht mehr mit seinen Studien. Stattdessen schließt er sich
einer im Raum angesiedelten Sekte von Sufis an, die sich
draußen in der Oort-Wolke in einer Matrix vongläsernen
Nanomechs eingekapselt hat, um auf bessere Zeiten zu warten. In
seinem Nachlass – der rechtsgültigen Anweisung zu seiner
Wiederbelebung, im Falle, dass… – macht er deutlich,
dass er auf die Wiederkehr des verborgenen zwölften Imam
wartet.
     
    • Ihrerseits durchforstet Amber kurz das innere System, um
nachzusehen, ob eine Nachricht von ihrem Vater eingegangen ist
– Fehlanzeige. Isoliert und ganz auf sich gestellt, verfolgt
von drängenden Schulden, stürzt sie sich in eine
Reorganisation, wird wieder zur Borg-Angehörigen und streift
all jene Aspekte ihrer Persönlichkeit ab, die sie
heruntergezogen haben. Rechtlich gesehen ist ihre Haftbarkeit an
ihre Identität gebunden. Irgendwann macht sie sich selbst
einer Kommune von gleichfalls Davongelaufenen zum Geschenk und
nimmt die Persönlichkeit des Borgs an, weil sie im Gegenzug
völlig mit ihrer Vergangenheit brechen kann.
     
    • Ohne die Königin und ihren Gefährten
verlässt das mittlerweile verwaiste Ring-Imperium (dessen
atembare Atmosphäre bereits Lecks aufweist und dessen
Steuerung auf Autopilot geschaltet ist) mit der Zeit die alte
Umlaufbahn und taucht in die Dunkelheit der Jupiter-Region ab. Das
Imperium strahlt weiter Energie ab, die zu den äußeren
Monden gelangt, bis es mit einem letzten Aufglühen als
strahlend heller, weißer Lichtfleck ein solches Loch in die
Wolkendecke reißt, wie man es seit dem Zusammenstoß
von Teilen des Kometen Shoemaker-Levy 9 mit dem Jupiter im Jahre
1994 nicht mehr gesehen hat.
     
    • Sirhan, völlig in Angelegenheiten des Saturns
vertieft, nimmt Anstoß daran, dass seine Eltern nicht mehr
aus sich gemacht und schlichtweg versagt haben. Sozusagen
stellvertretend für sie beschließt er, die Dinge selbst
in die Hand zu nehmen, wenn auch nicht unbedingt mit Methoden, die
ihnen gefallen würden.
     

     
    »Weißt du, ich setze darauf, dass du mir bei dem
Geschichtsprojekt hilfst«, sagt der junge Mann mit dem
ernsthaften Gesicht.
    »Geschichtsprojekt.« Pierre folgt ihm die Galerie
entlang,

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