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Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
stehen und blickt zu der
fast unsichtbaren Kuppel der Gaszelle hinauf. »Tauben«,
sagt sie, und es klingt fast resigniert. »Verdammt, wie hab ich
das übersehen können? Wie lange suchen solche kollektiven
Intelligenzen euch schon heim?«
    »Kollektive Intelligenzen?« Sirhan dreht sich um. »Was hast du da gesagt?«
    Das Geschnatter da oben klingt so, als wollten sich die Vögel
über die Menschen lustig machen. Rings um Sirhan ergießt
sich ein feiner Regen von Vogelscheiße über den Weg.
Während Amber rasch zur Seite springt, ist Sirhan nicht ganz so
leichtfüßig. Was zur Folge hat, dass er erst flucht und
dann einen Lappen aus verdichteter Luft ordert, um sich den Kopf
abzuwischen.
    »Es ist das Schwarmverhalten«, erklärt Amber und
blickt nach oben. »Wenn du die einzelnen Elemente – die
Vögel – beobachtest, wirst du feststellen, dass sie keine
individuellen Flugbahnen verfolgen. Stattdessen bleibt jede Taube im
Zehnmeterradius von sechzehn Nachbarn. Es ist ein Hamilton’sches Netzwerk, Junge. Echte Vögel tun das
nicht. Wie lange geht das schon so?«
    Sirhan lässt das Fluchen und sieht finster zu den kreisenden
Vögeln hinauf, die vom sicheren Himmel aus gurren und sich
über ihn lustig machen. Drohend schwenkt er die Faust. »Ich
krieg euch noch, das werdet ihr schon sehen…«
    »Das glaube ich nicht.« Erneut greift Amber nach seinem
Ellbogen und führt ihn um den Hügel herum zur Party
zurück. Da Sirhan vorrangig damit beschäftigt ist, seine
glänzende Birne mit einem Schirm aus Utility Fog zu
schützen, lässt er es ohne Widerstand geschehen. »Du
hältst das doch wohl nicht für einen Zufall, oder?«,
fragt sie ihn über eine Direktverbindung zu seinem Kopf.
»Die mischen in diesem Spielchen mit.«
    »Ist mir doch egal. Sie haben sich in meine Stadt gehackt und
durch ihren Einbruch meine Party platzen lassen! Mir ist egal, wer sie sind, jedenfalls sind sie hier nicht
erwünscht!«
    »Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten«,
murmelt Amber, während die Partygesellschaft um den Hügel
biegt und sie fast überrennt. Jemand hat das Skelett des Argentinosaurus mit Motoren und Nanofasern ausgestattet,
sodass die Riesenechse aufgrund der Simulation jetzt wie lebendig
wirkt. Wer das auch getan haben mag, jedenfalls hat er ihn auch aus
der Überwachungskette gelöst. Als erste Warnung hören
sie einen Tritt, der den Boden unter ihren Füßen erzittern
lässt. Gleich darauf streckt das Skelett des hundert Tonnen
schweren Pflanzenfressers – größer als ein
sechsstöckiges Gebäude und länger als ein
Nahverkehrszug – den Kopf über die Baumwipfel und blickt
auf sie herunter. Auf seinem Schädel steht stolz und mit
aufgeblähter Brust eine Taube, während in seinem Brustkorb
ein ganzes Esszimmer voll bestürzter Taikonauten auf einem
schwebenden Holzfußboden kauert.
    »Das ist meine Party und mein Geschäftsprojekt!«, jammert Sirhan. »Das kann mir
niemand nehmen, egal was du vorhast oder irgendein anderes
Familienmitglied unternimmt!«
    »Stimmt«, erwidert Amber. »Aber falls dir das
entgangen sein sollte: Du hast einer Gruppe von Leuten –
einschließlich mir selbst, auch wenn ich nicht darauf
herumreiten möchte – vorübergehend Asyl gewährt.
Und irgendwelche Arschlöcher halten uns für so reich, dass
sich ihrer Meinung nach ein Überfall auf uns lohnt. Du hast dein
Angebot ohne irgendwelche Absicherungen gegen unvorhergesehene
Entwicklungen ausgesprochen, außer dass du auch dieses
Miststück, die Meisterin der Manipulation – meine Mutter
– eingeladen hast. Was hast du dir dabei gedacht? Wolltest du
ein Schild heraushängen, das besagt: Trickbetrüger sind
hier willkommen? Verdammt, ich brauche Aineko.«
    »Deine Katze.« Sirhan stürzt sich auf diesen neuen
Aspekt. »Deine Katze ist an allem schuld!
Stimmt’s?«
    »Nur indirekt.« Amber blickt sich um und winkt dem
Saurierskelett zu. »He du! Hast du Aineko gesehen?«
    Als die Riesenechse den Hals beugt, öffnet die Taube den
Schnabel und gurrt. Schaurige Harmonien ertönen, als rechts und
links vom Saurier weitere Vögel mit der Gegenstimme einsetzen.
Das verrückte Tirilieren formt sich zu dem Satz: »Die Katze
ist bei deiner Mutter.«
    »O Scheiße!« Amber dreht sich aufgebracht zu
Sirhan um. »Wo ist Pamela? Such sie!«
    Sirhan bleibt stur. »Warum sollte ich?«
    »Weil sie die Katze hat! Was, glaubst du, wird sie tun –
außer mit den Geldeintreibern da draußen einen Kuhhandel
abzuschließen, um mir eins

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