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Accelerando

Accelerando

Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Dinge erfahren, die es nicht erfahren soll, weil ich
entschieden dagegen bin. Ich kann bei meiner Aufzeichnung von dir
nicht einmal die Erinnerungen manipulieren, soweit sie mich
betreffen, denn auch das würde dem Paket nützliche
Informationen vermitteln, falls es mir feindlich gesinnt ist. Deshalb
möchte ich eine Kopie von dir aus dem Museum, frisch und
unverdorben.«
    »Und das ist alles?«, fragt Sirhan ungläubig.
    »Klingt mir ganz so, als wäre es schon genug«,
erwidert Manfred.
    Pamela macht den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Manfred sucht
ihren Blick und schüttelt unmerklich den Kopf. Sie erwidert
seinen Blick, nickt tatsächlich (Manfred kann’s nicht
fassen) und klappt den Mund wieder zu. Die Tatsache, dass sie in
diesem Augenblick zu Komplizen geworden sind, lässt ihn geradezu
schwindeln. »Aber ich verlange eine Gegenleistung.«
    »Sicher«, sagt die Katze und schweigt kurz. »Dir
ist hoffentlich klar, dass es sich um einen destruktiven Vorgang
handelt.«
    »Um einen – was?«
    »Ich muss eine aktuelle Kopie von dir anfertigen. Danach
füge ich diese Kopie in dieses… fremde Informationspaket
ein und nutze dazu eine Sandbox. Hinterher wird die Sandbox aus
Sicherheitsgründen zerstört. Sie wird nur ein Bit an
Information herauslassen, ein JA oder NEIN auf die Frage: Kann ich
diesem fremden Informationspaket trauen?«
    »Äh.« Manfred fängt an zu schwitzen.
»Äh, ich bin mir keineswegs sicher, ob mir gefällt,
was du da sagst.«
    »Es ist eine Kopie.« Ein weiteres Achselzucken auf
Katzenart. »Auch du bist eine Kopie. Manni ist eine Kopie. Du
bist so oft kopiert worden, dass es schon lachhaft ist. Dir ist doch
klar, dass sich alle paar Jahre jedes Atom in deinem Körper
austauscht? Selbstverständlich bedeutet mein Vorhaben, dass eine
Kopie von dir nach ein, zwei Lebensspannen – einem Leben voller
einzigartiger, nicht wiederholbarer Erfahrungen – sterben muss.
Es sind Erfahrungen, von denen du niemals wissen wirst, aber das wird
dich nicht weiter berühren.«
    »Doch, es berührt mich! Du redest davon, eine Version
von mir zum Tode zu verurteilen! Das mag mich in diesem Körper
nicht berühren, aber zweifellos berührt es diese andere
Version von mir. Kannst du nicht…«
    »Nein, kann ich nicht. Würde ich mich darauf einlassen,
das Leben der Kopie zu verschonen, falls sie zu einem positiven
Urteil kommt, würde ich sie zum Lügen verleiten, wenn das
fremde Informationspaket wirklich ein Trojaner ist, stimmt’s?
Falls ich vorhätte, die Kopie am Leben zu lassen, würde das
dem Informationspaket außerdem ein Hintertürchen, einen Back Channel öffnen, durch den es einen kodierten Angriff
lancieren kann. Ein einziges Bit, Manfred, mehr nicht.«
    »Ach.« Manfred verstummt. Ihm ist klar, dass er
eigentlich versuchen sollte, irgendeinen Einwand vorzubringen. Doch
Aineko hat all seine möglichen Reaktionen mit Sicherheit schon
berücksichtigt und entsprechende Gegenstrategien vorbereitet.
»Wie passt sie da hinein?«, fragt er und deutet mit
dem Kinn auf Pamela.
    »Oh, sie ist dein Honorar«, erwidert Aineko mit
bemühter Nonchalance. »Ich habe ein sehr gutes
Gedächtnis, was Menschen betrifft. Insbesondere solche Menschen,
die ich schon seit Jahrzehnten kenne. Du hast diese primitive
emotionale Konditionierung, mit der ich dich in der Zeit der
Scheidung traktiert habe, mittlerweile überwunden. Und was sie betrifft, so stellt sie eine gute Neuverkörperung
von…«
    »Weißt du, wie es ist, wenn man stirbt?«, fragt
Pamela, die schließlich doch noch die Selbstbeherrschung
verliert. »Oder möchtest du es auf die harte Tour
herausfinden? Denn wenn du weiter so über mich redest, als
wäre ich eine Sklavin…«
    »Wie kommst du auf die Idee, dass du keine bist?« Die
Katze grinst widerwärtig und entblößt dabei die
nadelspitzen Zähne. Warum zieht sie der Katze keins
über?, fragt sich Manfred benommen. Außerdem wundert
er sich, warum er nicht den Drang verspürt, gegen das Monster
vorzugehen. »Zugegeben, dich mit Manfred zu kreuzen war ein
schönes Stück Arbeit meinerseits. Allerdings wärst du
während seiner kreativen Spitzenjahre nicht gut für ihn
gewesen. Ein zufriedener Manfred ist ein fauler Manfred. Indem ich
euch getrennt habe, konnte ich viele zusätzliche
Arbeitsergebnisse aus ihm herausholen. Und als er schließlich
ausbrannte, war Amber so weit, in seine Fußstapfen zu treten.
Aber ich schweife ab. – Wenn ihr mir das gebt, was ich haben
will, werde ich euch fortan in

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