Accra: Roman (German Edition)
Freund, Houdine, haben noch weitergespielt. Gegen ein Uhr zwanzig sahen sie, wie Daramani wiederkam und ins Haus ging. Alex und Houdine machten ungefähr um zwei Schluss.«
Chikata schwieg.
»Falls Daramani Musa ermordet hat«, fuhr Dawson fort, »müsste er es an oder nahe der Korle-Lagune getan haben, denn ohne irgendein Fahrzeug, das Daramani nicht besitzt, kann er die Leiche nicht sehr weit transportiert haben. Also stellt sichdie Frage, wie er sein Haus in Nima um halb eins verlassen, nach Agbogbloshie gehen, Musa ermorden, die Leiche in die Lagune werfen und um zwanzig nach eins wieder in Nima sein konnte.«
»Er könnte ein Taxi hin und zurück genommen haben.«
»Es sind zwanzig Minuten Fahrt von Nima nach Agbogbloshie, vierzig hin und zurück. Wo bleibt die Zeit, um den Mord zu begehen?«
Chikatas Augen wanderten hin und her, als suchten sie nach einer Antwort.
»Irgendeine Idee?«, hakte Dawson nach.
»Daramani könnte das Haus noch einmal verlassen haben, nachdem Alex und Houdine weg waren.«
Dawson schüttelte den Kopf. »Das ist unwahrscheinlich. Laut Alex war Daramani so betrunken, dass er kaum gehen konnte.«
»Ähm, diese Typen – Alex und William oder wie die heißen – sind womöglich mit Daramani befreundet und decken ihn.«
Dawson neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Hmm, scheint mir auch unwahrscheinlich, aber wer weiß, vielleicht hast du recht? Tja, warten wir’s ab.«
Er machte sich wieder an seine Akten, und Chikata starrte einen Moment an die Wand. Dann stand er unvermittelt auf und verließ das Büro. Zehn Minuten später kehrte er zurück.
»Mein Onkel will dich sprechen«, informierte er Dawson knapp.
Kaum saß Dawson auf dem Hinrichtungsstuhl im Chefbüro, sagte Lartey frostig: »Wie ich höre, haben Sie am Wochenende Informationen über Daramani eingeholt.«
»Ja, Sir. Zwei Zeugen haben unabhängig voneinander Angaben gemacht, denen zufolge es schwierig zu erklären sein wird, wie Daramani den Mord begangen haben soll.«
»Solange Daramani unter Mordverdacht steht, führen Sie überhaupt keine Ermittlungen durch, Dawson. Hatte ich mich nicht klar ausgedrückt?«
»Ich verstehe nicht ganz, Sir. Heißt das, ich bin von dem Fall abgezogen?«
Bevor Lartey antworten konnte, klingelte Dawsons Handy, und er sah aufs Display. »Oh, Verzeihung, Sir, da muss ich rangehen. Es ist das Korle-Bu-Labor. Hallo, Dawson hier.«
»Inspector, hier ist Jason Allotey.«
»Ja, hi, wie geht es Ihnen, Jason?«
»Sehr gut. Sie schulden mir einen schönen Tilapia.«
»Dann haben Sie die Ergebnisse?«
»Ja. In Rekordzeit. Wir haben eine Übereinstimmung mit dem Lagunenjungen.«
»Sie sind unglaublich, Jason. Vielen, vielen Dank! Ich bringe Ihnen den besten Tilapia in der Stadt.«
»Hervorragend. Ich hätte allerdings noch eine Frage. Untersucht das CID neuerdings auch Geflügelmorde?«
»Wie meinen Sie das?«
»Das Blut auf dem Messer, das uns D.S. Chikata geschickt hat, ist nicht von einem Menschen. Die roten Blutkörperchen haben Zellkerne. Mit anderen Worten, das Blut stammt von einem Vogel. Wollen Sie trotzdem eine DNA-Sequenzierung?«
Zuerst kicherte Dawson nur leise, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach.
Lartey glotzte ihn an. »Was ist los, Dawson?«
»Jason, würden Sie das bitte kurz Chief Superintendent Lartey erzählen?« Dawson reichte seinem Boss das Handy. Der Chief Supol lauschte sichtlich verärgert.
»Danke, Mr. Allotey«, sagte er gepresst und gab Dawson wortlos sein Handy zurück.
Auf dem Rückweg ins Detective-Büro begegnete Dawson Chikata, der ihn ängstlich fragend ansah.
»Mein Onkel hat mich gerade angerufen, und er hört sich nicht glücklich an. Ist er wegen irgendwas wütend?«
Dawson mimte den Ahnungslosen. »Nicht, dass ich wüsste.«
Chikata lief weiter. Eine Viertelstunde später kehrte er mit unglücklicher Miene zurück und machte sich stumm an seine Arbeit.
Nach einigen Minuten räusperte er sich. »Mein Onkel sagt, ich soll dich fragen, was als Nächstes ansteht und wie deine Anweisungen lauten. Sir.«
» Anweisungen? «
»Ja, Sir, Dawson, Sir. Er hat gesagt, du leitest die Ermittlungen, und ich soll nichts ohne deine vorherige Zustimmung machen. Er hat außerdem gesagt, Daramani soll sofort freigelassen werden, weil die Beweislage gegen ihn nicht ausreicht. Sir.«
»Aha.« Dawson blinzelte. »Okay. Na, jetzt müssen wir erst mal Musa Zakaris Namen und Foto ans Pressebüro geben, damit sie es an die Medien weiterreichen. Und es
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