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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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Bronzedarstellung von Sankofa, jenem Vogel, der seinen Kopf auf den Rücken dreht, um sein Ei aufzufangen. Nichts ist falsch daran, dir aus der Vergangenheit zu holen, was du für die Zukunft brauchst , lautete der Spruch dazu.
    Sie gingen an einer Wendeltreppe vorbei ins große Wohnzimmer. Gegenüber vom Eingang befand sich ein gläserner Erker, von dem aus Schiebetüren in den ausgesprochen gepflegten Garten führten. Draußen gurgelte ein Springbrunnen vor sich hin. Dr. Allen Botswe saß mit einem Buch in der Hand in einem ausladenden Ledersessel und blickte auf.
    »Sir, Inspector Dawson für Sie«, sagte Obi.
    Dr. Botswe legte das Buch zur Seite, stand auf und kam Dawson entgegen, um ihm die Hand zu schütteln. Er war ein kleiner, eleganter Mann, den Dawson auf Ende vierzig schätzte. Sein graumelierter Bart war genauso sorgfältig getrimmt wie der perfekt angelegte Garten.
    »Allen. Allen Botswe«, stellte er sich vor. »Freut mich, Inspector Dawson.«
    »Ganz meinerseits. Ich danke Ihnen, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.«
    »Nicht doch! Es ist mir ein Vergnügen.« In seiner Stimme klang ein Zischen an, ähnlich dem Geräusch eines Strohbesens auf Zement. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Dawsons Wahl fiel auf einen Ebenholzstuhl mit niedriger Rückenlehne und bestickten, butterweichen Lederpolstern in Schokoladenbraun.
    »Kann ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«, fragte Botswe.
    »Haben Sie zufällig Malta?«
    »Haben wir, Obi?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann lass Irene ein Malta für den Inspector bringen, und ich nehme ein Heineken.«
    Obi ging durch das angeschlossene Esszimmer und verschwand durch eine Tür auf der anderen Seite. Dawson stelltesich vor, wie er kilometerweit lief, bis er in einen anderen Bereich des Anwesens gelangte, der in einer anderen Zeitzone lag.
    Er versuchte, die Opulenz um sich herum nicht allzu offensichtlich zu bestaunen, als er mit Botswe Smalltalk machte. Irene, eine winzige Frau Anfang zwanzig, kam mit einem Tablett herein, auf dem ein Malta, ein Heineken und zwei Gläser standen. Sie stellte es zwischen den beiden Männern auf den Tisch, schenkte ein und trat ein paar Schritte zurück.
    »Sir«, flüsterte sie kaum hörbar, »wünschen Sie sonst noch etwas?«
    »Nein, das wäre alles für den Moment, Irene, danke.« Er winkte mit einer Hand, worauf Irene einen Knicks machte und ging.
    »Sie ist eine unserer neueren Bediensteten«, erklärte Botswe beiläufig und nahm sein Glas. »Sie kommen und gehen schneller, als mir lieb ist. Unser einziger Fels in der Brandung ist Obi. Er arbeitet schon seit zwölf Jahren bei uns, lernt die Bediensteten an, hat ein Auge auf sie und bringt sie in Form. Außerdem ist er hier der Mann für alles, der sich um Reparaturen und den Garten kümmert.«
    Dawson nickte und widmete sich seinem Malta. Was die Feinheiten der Hauspersonalführung betraf, konnte er ohnehin nicht mitreden.
    »Aber lassen wir das«, sagte Botswe, als hätte er Dawsons Gedanken gelesen. »Wie kann ich Ihnen helfen, Inspector?«
    Dawson erzählte ihm, was er über den jungen Mann wusste, der tot in der Lagune gefunden worden war und mittlerweile als Musa Zakari identifiziert werden konnte. Botswe hörte aufmerksam zu und nickte hin und wieder.
    »Eine bemerkenswerte Detektivarbeit«, konstatierte er, nachdem Dawson geendet hatte.
    »Danke, Dr. Botswe. Ich weiß, dass Sie schon viel über Ritualmorde in Ghana und anderen westafrikanischen Länderngeschrieben haben. Deshalb bin ich hier. Dieser Mord weist Besonderheiten auf, zu denen ich gern Ihre Meinung hören würde.«
    »Nur zu.« Botswe lehnte sich ein Stück vor.
    Dawson reichte ihm die Autopsiefotos.
    »Du liebe Güte! Die Verwesung ist schon extrem fortgeschritten.«
    In der Stimme des Doctors nahm Dawson ein ganz zartes Trillern wahr.
    »Holla, was ist das denn?« Er sah zu Dawson auf. »Amputierte Finger?«
    »Ja, alle bis auf den Zeigefinger.«
    »Geschah dies während des Mordes, oder können Sie das nicht sagen?«
    »Dr. Biney, der Pathologe, meint, dass die Verletzungen um den Todeszeitpunkt herum zugefügt wurden.«
    Botswe lehnte sich wieder zurück und hielt nachdenklich eine Hand an sein Kinn. »Hmm. Sonstige Verstümmelungen? Entfernung der Genitalien oder der Zunge?«
    »Nein.«
    Botswe stand auf. »Kommen Sie mit, Inspector. Gehen wir in mein Arbeitszimmer. Und nehmen Sie sich gern Ihr Malta mit.«
    Sie durchquerten das Esszimmer und kamen in einen mit Teppich ausgelegten Flur. Das Arbeitszimmer besaß die

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