Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
Vom Netzwerk:
sollte eine Presseerklärung geben, dass Daramani entlastet wurde. Ach ja, und erinnere Wisdom Asamoah daran, dass er mir noch einen Ausdruck für Akosua geben wollte.«
    »Ja, Sir.«
    »Wir glauben nicht, dass Musa in Accra Familie hat, aber es könnte sich jemand auf das Foto in der Zeitung oder im Fernsehen melden. Und wir müssen nach Leuten suchen, die ihn gekannt haben, andere Karrenjungen in Agbogbloshie und in Accra. Gehen wir zu den Plätzen, an denen sie sich treffen. Wir zeigen ihnen das neue Bild von Musa und sehen, ob ihn jemand wiedererkennt. Wir suchen auch nach Feinden. Diese Jungen leben in einem sehr rauen Umfeld. Einer von denen könnte Musa aus welchen Gründen auch immer gehasst haben. Die abgehackten Finger sind möglicherweise ein Racheakt.«
    »Ja, Sir. Ich fange gleich an. Und was machst du?«
    »Ich fahre zur Universität und sehe, ob ich mit Dr. Allen Botswe reden kann. Er ist Kriminalpsychologe, und ich möchte ihn fragen, was er von Musas Fall hält.«
    »Ja, in Ordnung, Sir.«
    An der Tür drehte Dawson sich um und sagte: »Und, Chikata, hör auf, mich ›Sir‹ zu nennen. Ich bin kein verdammter Schuldirektor.«

18
    Professor Allen Botswe, Ph. D., hatte ein Treffen mit Dawson um drei Uhr in seinem Haus in East Legon vorgeschlagen. Dawson konnte sich ziemlich gut vorstellen, was ihn dort erwartete. In dieser Gegend südöstlich vom Universitätscampus standen Häuser, die ab 400 000 Cedis aufwärts kosteten, was in etwa derselben Summe in US-Dollar entsprach. Wie konnte Botswe sich das leisten? Vom Professorengehalt an der Universität jedenfalls nicht. Dawson hatte seine Hausaufgaben gemacht. Botswe war der einzige Kriminalist im Fachbereich Psychologie. Er hatte sich einen Namen als Fachmann für kulturelle Aspekte bei Mordfällen in Ghana und Westafrika gemacht. Jedes Jahr wurde er als Gastdozent an Universitäten in Europa, den Vereingten Staaten und Kanada geladen, und diese wiederum zahlten gut.
    Mit den Autopsiefotos in seiner Umhängetasche auf dem Rücken machte Dawson sich mit seiner Honda auf den Weg nach East Legon. Es war Regen angekündigt, doch Dawson glaubte, dass dieser noch Stunden auf sich warten lassen würde. Als er links am Flughafen vorbeifuhr, fühlte er, wie das Motorrad seltsam stotterte. Die Maschine kam allmählich in die Jahre, und in jüngster Zeit häuften sich die technischen Probleme. Gleich hinter der Tetteh Quarshie Interchange blieb die Honda endgültig stehen. Fluchend versuchte Dawson, den Motor wieder zu starten.
    Dann ließ er die Maschine etwa zehn Minuten abkühlen, ehe er einen weiteren Versuch unternahm. Diesmal reagierte sie. Stotternd schaffte er es bis ans Ziel, wenn auch nur knapp.
    Dr. Botswes Haus war von hohen Mauern mit Stacheldraht umgeben. Ein großes Tor aus Gusseisen sicherte die Zufahrt. Dawson läutete, worauf ein Mann durch ein Guckloch rechts in der Mauer lugte.
    »Guten Tag, ich bin Inspector Dawson.«
    Der Mann nickte und zog das Tor auf. Dawson fuhr hindurch. Seine Honda keuchte, stotterte und verstummte.
    »Guten Tag, Sir«, sagte der Mann. »Ich bin Obi. Seien Sie willkommen.«
    Dawson schüttelte ihm die Hand. »Freut mich, Obi. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, dem Herrn sei Dank.« Seine Stimme war rau wie Gari . Er war ein gedrungener, kräftiger Mann von Mitte dreißig. Sein Kopf war glattrasiert und glänzte. »Macht Ihnen das Motorrad Probleme?«
    Dawson nahm seinen Helm ab und stellte ihn auf den Sitz. »Es wird alt, das ist das Problem.«
    Obi lächelte mitfühlend. »Ein Jammer. Bitte, kommen Sie mit mir. Doctor Botswe erwartet Sie.«
    Oben in der rotgepflasterten runden Einfahrt parkte ein neues Benz-Modell in glänzendem Silber und mit einem sehr interessanten Nummernschild: AB-7777-P. Dawson vermutete, dass AB für Allen Botswe stand. Besondere Buchstabenkombinationen auf Nummernschildern kosteten extra – sehr viel extra. In der Doppelgarage des Professors stand außerdem ein pechschwarzer Infiniti-SUV. Stinkreich , dachte Dawson.
    Die Haustür war aus massivem Mahagoni mit geschliffenen Glasscheiben. Obi schwenkte eine Magnetstreifenkarte vor dem Lesegerät an der Wand und stieß die Tür mit einem leisen Klicken auf. In der Diele war es wohltuend kühl. Ein riesiger Kronleuchter hing von der hohen gewölbten Decke herab. Auf dem Marmorboden standen vier ghanaische Skulpturen. Die Gemälde an den Wänden stammten aus verschiedenen Regionen Westafrikas. Vor einer malvenfarben gestrichenen Wandbefand sich eine

Weitere Kostenlose Bücher