Accra: Roman (German Edition)
Angst gekriegt, Dawson.«
»Wovor?«
»Ich dachte, du bringst Tedamm um. Dieser Würgegriff ist gefährlich.«
»Ich gebe zu, dass ich vielleicht ein bisschen zu weit gegangen bin, aber du hast gesehen, was er mit dem Jungen gemacht hat.« Er überlegte. »Das soll allerdings keine Empfehlung sein, den Würgegriff bei jemandem anzuwenden.«
Chikata nickte. »Ja, ich weiß.«
»Besorg ein T-Shirt für Tedamm, ehe wir anfangen.«
Chikata trottete nach unten und kehrte mit einem Hemd aus der sogenannten Fundkiste zurück. In ihr befanden sich Kleidungsstücke, die von Verdächtigen vergessen worden waren.
Sie gingen in das Büro, und Dawson warf das Hemd auf den Tisch, an dem Tedamm saß.
»Ziehen Sie das an«, sagte Dawson. »Wir wollen nicht auf Ihre nackte Brust gucken.«
Gewiss hätte Tedamm diese Aufforderung mit einem verächtlichen Blick quittiert, nur hatte er diesen bereits aufgesetzt. Er zog das Hemd nicht an.
Dawson nahm sich den einzigen freien Stuhl im Raum und stellte ihn polternd gegenüber von Tedamm hin. Chikata standmit einem Klemmbrett und Papier zwischen Tedamm und der Tür.
Dawson knallte eine Akte auf den Tisch und setzte sich. »Ich sagte, das Hemd anziehen.«
Tedamm nahm es und streifte es sich mit einer einzigen Bewegung über den Kopf. Nicht schlecht für einen Kerl, der selten Hemden trug.
»Wie geht es Ihnen, Mr. Tedamm?«, fragte Dawson.
Keine Antwort. Tedamm hielt den Kopf gesenkt, blickte jedoch mit rot glühenden Augen zu Dawson hoch.
Dawson spulte die übliche Rechtsbelehrung herunter, denn nichts war übler, als einen Verhafteten wegen eines Formfehlers freilassen zu müssen.
»Wie ist Ihr voller Name?«, fragte er dann.
Er wartete einen Moment, doch Tedamm schwieg beharrlich. Abrupt stand Dawson auf, wobei die Stuhlbeine quietschend über den Boden rieben.
»Sperr ihn weg«, sagte er zu Chikata. »Ich habe keine Zeit für diesen Quatsch. Wir versuchen’s morgen noch mal.«
Mit diesen Worten ging er zur Tür.
»Kareem Tedamm.« Es klang wie das Knurren einer Buschkatze.
Dawson ging zurück zum Tisch und setzte sich wieder. »Warum haben Sie den Jungen verprügelt?«
»Er hat mir Geld geschuldet und wollte nicht bezahlen«, sagte Tedamm. Das Knurren in seiner Stimme war verschwunden, und nun hörte sie sich verblüffend weich an.
»Wofür schuldete er Ihnen Geld?«
»Ich habe ihm seinen Job auf dem Makola-Markt besorgt, und dafür muss er mich bezahlen.«
»Jede Woche?«
»Ja.«
»Also muss Sie jeder bezahlen, dem Sie einen Job verschaffen?«
»Na klar. So läuft das eben.«
»Dann verdienen Sie eine Menge Geld.«
»Nicht so viel wie Sie.«
»Und Sie schlagen auch eine Menge Leute zusammen, nicht wahr?«
»Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie das Leben auf der Straße ist?«, fragte Tedamm gereizt. »Man muss kämpfen, wenn man nach oben kommen will, und ist man oben, muss man kämpfen, damit man da bleibt. Die Leute haben Angst vor mir – ich mache Ihnen Angst, klar?«
»Sie sind ein Schläger«, sagte Dawson. »Sonst nichts. Und in jedem Schläger steckt ein Feigling. Sollte dieser Junge sterben, weil Sie ihm gegen den Kopf getreten haben, klagen wir Sie wegen Mordes an.«
Tedamm zuckte nicht einmal mit der Wimper.
»Ebenezer Sarpong«, sagte Dawson. »Kannten Sie ihn?«
Tedamm schüttelte den Kopf.
»Doch, Sie haben ihn gekannt. Sie haben ihm gesagt, es würde ihm noch leidtun, wenn er seine Schuhputzecke in Lartebiokorshie nicht aufgibt. Doch er hat nicht getan, was Sie von ihm wollten.«
»Und?«
Dawson zog eines von Ebenezers Autopsiefotos aus der Akte und schob es Tedamm hin. »Und dann das.«
Tedamms Blick huschte kurz über das Bild und wanderte zurück zu Dawson.
»Wissen Sie etwas darüber?«, fragte Dawson.
»Ich weiß bloß, dass er tot ist, sonst nichts.«
»Nicht nur tot. Ermordet.«
»Und was wollen Sie von mir?«
»Wo waren Sie am Montagabend zwischen neun Uhr und Mitternacht?«
»Mit meinen Freunden in Agbogbloshie.«
»Wie heißen Ihre Freunde?«
»Antwi und Ofosu.«
Dieselben Namen, die Issa ihnen genannt hatte. Angeblich waren die beiden ständig bei Tedamm.
»Und nach Mitternacht?«, fragte Dawson.
»Haben wir in Agbogbloshie geschlafen.«
»Haben Sie Ebenezer Sarpong irgendwann am Montagabend gesehen?«
»Nein.« Er blinzelte.
»Sie lügen, Tedamm. Ich sollte Sie warnen. In diesem Raum gibt es einen Lügendetektor. Nein, sehen Sie nicht nach oben an die Wand. Da ist er nicht. Er ist hier.« Dawson machte ein
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