Accra: Roman (German Edition)
V mit Zeige- und Mittelfinger und zeigte auf seine Augen. »Und hier drinnen.« Er tippte an seine Schläfe. »Also, noch einmal. Haben Sie Ebenezer am Montagabend gesehen?«
»Ich hab ihn gesehen, als er zu seinem Schlafplatz ging. Ich habe ihm Hallo gesagt, das war alles.«
»Hatten Sie Streit mit ihm?«
»Nein. Wieso?«
»Das frage ich Sie.«
»Ich verplemper meine Zeit nicht mit kleinen Jungs wie Ebenezer. Er ist tot, na und? Tut mir leid, aber dem heule ich nicht nach.«
Dawson holte ein Foto von Comfort hervor und legte es vor Tedamm. »Kennen Sie sie?«
Tedamm sah es keine Sekunde lang an. »Nein.«
»Noch mehr Lügen. Sie haben schon wieder vergessen, was ich Ihnen gesagt habe. Wir wissen, dass Sie gestern Abend mit ihr zusammen waren. Jemand hat sie mit Ihnen gesehen. Mit Ihnen, Antwi und Ofosu.«
Tedamm blickte Dawson ungerührt an. »Das stimmt nicht. Ich war nicht mit ihr zusammen.«
»Sehen Sie sich das Bild richtig an.« Dawson hielt es ihm dicht vors Gesicht, worauf Tedamm den Kopf zurückzog. »Hier ist noch eines. So hat man sie gefunden. Ihr Name war Comfort Mahama. Haben Sie das mit ihr gemacht? Sie weggeworfen wie Müll?«
Tedamm wandte das Gesicht ab.
»Wir wissen, dass sie vergewaltigt wurde, Tedamm. Waren Sie das?«
»Ich hab nichts getan.«
Ein leichter Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn, wie feiner Nieselregen auf Asphalt.
»Warum können Sie nicht hinsehen, Tedamm? Sie haben sie vergewaltigt, nicht? Ihre Jungs, Antwi und Ofosu, hielten sie fest, als Sie es getan haben. Und dann haben Sie sie umgebracht.«
»Nein, hab ich nicht!«
»Was nicht? Sie vergewaltigt oder sie umgebracht?«
»Keins von beiden.« Tedamms Stimme wurde lauter, und Dawson beobachtete ihn aufmerksam. »Wieso verprügeln Sie mich jetzt nicht, Mr. Inspector-Mann? Ich weiß Bescheid über Sie. Vor zwei Jahren haben Sie einen Freund von mir geschnappt und auch behauptet, dass er ein Mädchen vergewaltigt hat. Und Sie haben ihn verprügelt, wissen Sie noch?«
Chikatas Kopf ruckte nach oben wie ein Springteufel.
Dawson war sprachlos. Tedamm hatte recht. In einem Wutausbruch hatte Dawson einem Vergewaltiger mehrmals ins Gesicht geschlagen, nachdem der Mann erklärt hatte, dass seine Opfer verdienten, was sie bekamen. Solche Zornattacken plagten Dawson inzwischen zum Glück nur noch selten.
»Sie haben ihm die Nase gebrochen«, fuhr Tedamm fort. »Sie sagen, in jedem Schläger steckt ein Feigling. Also wer ist hier der Feigling, abgesehen von mir?« Tedamm zeigte auf sein rechtes Auge. »Sehen Sie es jetzt?«
Tatsächlich sah Dawson etwas, nämlich Flecken unter Tedamms Fingernägeln.
»Erzählen Sie mir von Comfort, Tedamm.«
»Erzählen Sie mir, wieso Sie meinen Freund zusammengeschlagen haben, obwohl er gar nichts gemacht hat.«
»Dass das Gericht ihn nicht schuldig gesprochen hat, heißt nicht, dass er es nicht war.«
»Aber wieso haben Sie ihn geschlagen? Warum? Er hat überall im Gesicht geblutet, Inspector Dawson.«
Ein Lächeln zuckte in Tedamms Mundwinkeln, als er Dawson in die Augen sah. »Wenn jemand das Wort Vergewaltigung sagt, ticken Sie aus.«
Dawsons Handy klingelte. Ohne den Blick von Tedamm abzuwenden, ging er ran. »Hallo?«
»Hier ist Biney.«
»Ja, Doctor?«
»Wir haben Samenflüssigkeit für einen DNA-Vergleich.«
Hervorragend . »Und wir haben einen Verdächtigen«, sagte Dawson.
»Bestens. Bringen Sie mir eine Speichel- und eine Blutprobe.«
»Machen wir. Danke, Doctor.«
Dawson steckte sein Handy wieder ein. Tedamm wirkte amüsiert, doch etwas an Dawsons Miene vertrieb sein Grinsen.
»Sie gehen jetzt zurück in Ihre Zelle. Handschellen, Chikata.«
Tedamm sprang auf. » Ich habe nichts getan! «
Chikata stieß Tedamm mit dem Oberkörper flach auf den Tisch und riss ihm die Hände auf den Rücken.
Dawson lehnte sich auf Tedamms Schultern, um ihn unten zu halten.
»Schluss damit! Wir sind zwei gegen einen, und draußen sind noch mehr von uns.«
Sie führten den Verdächtigen in eine Ecke, sein Gesicht zur Wand. Er atmete schwer.
»Hol jemanden aus dem Korle Bu, der eine Speichelprobe und etwas von dem Dreck unter seinen Fingernägeln nimmt«,sagte Dawson zu Chikata. »Und wir brauchen auch eine Blutprobe.«
Er trat näher zu Tedamm und sagte leise: »Wir gehen Ihren Freund Antwi suchen. Dann sehen wir ja, ob Sie die Wahrheit gesagt haben.«
Tedamm zuckte mit den muskulösen Schultern.
»Ah, das ist Ihnen egal, ja?«, sagte Dawson. »Warten wir ab, bis wir
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