Accra: Roman (German Edition)

und verführerisch.
    Rasch sprang er auf, warf sich ein Hemd über und verließ das Zimmer.
    Dies ist das letzte Mal. Ich schwör’s.

32
    An diesem Abend kam Dawson spät nach Hause. Christine war schon im Bett und wartete auf ihn. Er legte sich quer über die Matratze, sodass sein Kopf auf ihrem Schoß ruhte.
    »Möchtest du etwas essen?«, fragte sie.
    »Ich bin zu müde.«
    »Du musst aber essen. Du bist dünn wie eine Vogelscheuche. Steh auf und geh duschen. In der Zwischenzeit mache ich dir was zu essen. Dark, wach auf!«
    »Bestimmt gibt es eine bessere Art, seine Brötchen zu verdienen«, murmelte er.
    Am nächsten Morgen fuhr Dawson Hosiah zur Schule.
    »Bye, Daddy!«, rief der Junge und wollte aus dem Wagen stürmen.
    Dawson zog ihn zurück. »Hast du nicht was vergessen?«
    »Ach ja!« Er küsste seinen Vater auf die Wange. »Bye.«
    Bevor er wegfuhr, beobachtete Dawson im Rückspiegel, wie sein Sohn auf dem Schulgelände verschwand.
    Um Viertel nach acht traf er auf der Arbeit ein. Dort erwartete ihn eine Überraschung. An der Wand vor dem Detective-Büro lehnte Wisdom Asamoah, seinen Journalistenblock in der Hand.
    »Morgen, Wisdom«, begrüßte ihn Dawson.
    »Guten Morgen, Inspector Dawson.« Wisdom folgte ihm in den lärmerfüllten Raum.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wollen Sie mir nicht wenigstens einen Stuhl anbieten?«, fragte Wisdom und setzte sich auf Chikatas Platz.
    Dawson nahm ihm gegenüber Platz. »Was kann ich für Sie tun, Wisdom?«
    »Ich will nur ein wenig über diese Morde wissen. Das Mädchen auf der Müllhalde am Bahnhof ist Nummer drei, stimmt’s?«
    »Welches Mädchen?«
    »Ich denke, Sie wissen genau, wovon ich rede, Inspector. Ihr Name ist Comfort Mahama. Sie wurde Dienstagabend tot aufgefunden.«
    »Woher wissen Sie von ihr?«
    »Ich habe meine Quellen, und ich weiß, dass sie Nummer drei in der Serie ist. Musa Zakari, Ebenezer Sarpong und jetzt Comfort Mahama. Sie haben Kareem Tedamm festgenommen. Wird er als Serienmörder verdächtigt?«
    »Serienmörder! Wer sagt, dass es einen Serienmörder gibt?«
    »Ach, kommen Sie, Inspector. Drei junge Leute werden auf dieselbe Weise umgebracht und bizarr verstümmelt. Das muss derselbe Täter sein. Ich kenne mich mit solchen Sachen ein bisschen aus, wissen Sie. Mit Handschriften, Modus Operandi und so. Und Sie wissen wirklich nicht mehr? Forensic Files? «
    »Ah, richtig, wie konnte ich das vergessen? Und Sie haben einen Informanten in der Gerichtsmedizin, nicht wahr?«
    »Nicht unbedingt. Erzählen Sie mir, was los ist, Dawson.«
    »Na gut, hier ist meine offizielle Stellungnahme, Wisdom. Die dürfen Sie zitieren. Sind Sie bereit?«
    Wisdom zog die Kappe von seinem Stift und hielt die Spitze übers Papier. »Ja.«
    »Wir haben eine Verhaftung im Zusammenhang mit dem Mord an einer jungen Frau namens Comfort Mahama vorgenommen, deren Leiche am Dienstagabend auf dem Bahnhofsgelände gefunden wurde.«
    »Und der Verhaftete ist Kareem Tedamm.«
    »Ja, aber bisher ist er nicht des Mordes angeklagt.«
    »Das müssen Sie bald machen, oder? Und klagen Sie ihn dann auch wegen der Morde an Zakari und Sarpong an?«
    »Wir haben noch keine Verbindung zwischen den beiden Fällen und diesem hier entdeckt.«
    »Aber Sie gehen von einer Verbindung aus?«
    »Nur wenn wir eine herstellen können.«
    »Ist es richtig, dass Vorgehensweise und Handschrift des Täters in allen drei Fällen identisch ist?«
    »Es gibt einige Ähnlichkeiten.«
    Wisdom lächelte. »Sie sind aalglatt, Inspector.«
    »Sie meinen vorsichtig.«
    »Ist das alles, was Sie für mich haben?«
    »Ja, Sir.«
    »Stimmt es, dass Comfort Mahama eine Ashawo war?«
    »Ich habe zu tun, Wisdom.«
    Er stand auf. »Danke, Inspector. Es ist mir immer wieder ein Vergnügen.«
    Gleich morgens hatte Dawson Chikata und die vier Constables auf die Suche nach Antwi geschickt. Er rief seinen Detective Sergeant an, um sich zu erkundigen, welche Fortschritte sie machten.
    »Wir können ihn nicht finden«, sagte Chikata.
    »Sucht weiter. Wir kriegen ihn. Gute Arbeit, Chikata.«
    »Danke.« Chikata klang erfreut.
    Nachdenklich trommelte Dawson mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Wo würde sich Antwi verstecken? In dem Moment fiel Dawson ein, dass es eine gute Informationsquelle gab, die er bislang nicht hinreichend genutzt hatte.

33
    Als Dawson im SCOAR eintraf, klopfte er als Erstes an Genevieves Tür. Da niemand aufmachte, ging er in Socrates Büro, der ebenfalls abwesend war.
    Dawson ging zum