Accra: Roman (German Edition)
Hintereingang des Hauses und öffnete die Tür zum Hof. In der heißen Morgensonne spielten Jungen Basketball und Fußball. Es gab nur wenig Platz, doch sie schienen zufrieden. An der Seite stand Socrate und fotografierte sie. Dawson beobachtete ihn eine Weile, ehe er zu ihm ging.
»Morgen, Socrate.«
»Morgen.« Er sah Dawson nicht richtig an.
»Ziemlich viel los hier draußen«, sagte Dawson.
»Hier toben sie sich aus. Lassen den ganzen Frust ab.«
»Und die Bilder?«
»Welche Bilder?«
»Sie machen Fotos.«
»Ach. Für unsere Website. Ich muss ein Update machen.«
Dawson entging das muss nicht.
»Was halten Sie von diesen Jugendlichen, Socrate?«
Socrate sah Dawson direkt an. Seine Augen wirkten leer und blind, und Dawson spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.
Dann drehte Socrate sich weg, um noch ein Foto zu machen. Hat er die Frage nicht gehört?
»Ist Genevieve heute da?«, fragte Dawson, der wieder auf eine Antwort hoffte.
»Mrs. Kusi ist in einer Besprechung. Sie ist sicher bald fertig. Lassen Sie uns reingehen, Inspector.«
Dawson folgte ihm und bemerkte, wie Socrate die Schultern hängen ließ. Der Mann bewegte sich wie unter einer schweren Last. Im Büro setzte er sich an seinen Computer und lud stumm die Bilder von seiner Kamera auf den Rechner.
»Ich bin auf der Suche nach einem Antwi Boasiako«, sagte Dawson.
»Der, der mit Kareem Tedamm herumhängt?«
»Genau. Kommt er manchmal hierher?«
»Ab und zu.«
»Aber jetzt ist er nicht hier?«
»Ich glaube nicht, aber ich kann im Freizeitraum nachschauen.« Socrate beugte sich zu einem zweiten Computermonitor. »Nein, da ist er nicht.«
Interessiert ging Dawson um den Schreibtisch herum. »Sie haben Überwachungskameras?«
»Nur für den Eingang und den Freizeitraum«, antwortete Socrate. »Mrs. Kusi hat auch Zugriff darauf.«
Die Bilder waren von mittlerer Qualität, fünfzehn Aufnahmen die Sekunde, was alles ein wenig ruckelig aussehen ließ; aber sie genügten, um das Geschehen im Blick zu behalten.
»Wer hat das System installiert?«
»Das war ich.« Socrate klang leicht gekränkt.
»Oh, Verzeihung. Sehr gut gemacht. Es gibt anscheinend keine Technik, mit der Sie sich nicht auskennen.«
Dawson schien die Beleidigung wieder halbwegs gutgemacht zu haben, denn Socrate lächelte verhalten.
»Mal sehen, ob Genevieve wieder in ihrem Büro ist«, sagte er und rief sie über die Gegensprechanlage.
»Ja, Socrate?«
»Inspector Dawson ist hier und will Sie sprechen.«
»Dann möchte er doch bitte reinkommen.«
Einige Minuten nachdem Dawson aus dem Raum gegangen war, blickte Socrate auf seinen Überwachungsmonitor und sah, wie Antwi ins Haus kam und sich nach links drehte, um nach oben zu gehen. Socrate stand auf und ging ihm nach. Er holte ihn vor dem Freizeitraum ein.
»Ja, Mr. Socrate?«
»Komm mit mir, Antwi. Ich will mit dir reden.«
Der Junge folgte ihm. Socrate blieb kurz vor der Holzwerkstatt stehen und wandte sich zu einem selten benutzten Notausgang.
Draußen war eine Veranda. Hier lehnte Socrate sich an die Brüstung und sah Antwi an. »Was hast du angestellt?«
»Nichts, Sir.«
»Warum sucht dann ein Polizist nach dir?«
Antwi zuckte zusammen. »Ein Polizist? Wo?«
»Er ist unten und redet mit Madam Genevieve. Bist du in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
»Nein, Sir«, sagte der Junge, wirkte jedoch unruhig.
»Na schön, ich glaube dir.« Socrate nickte leicht. »Ich kann dir helfen. Du versteckst dich in dem Lagerraum, den wir hier oben haben. Wenn der Polizist weg ist, hole ich dich wieder.«
Antwi wurde misstrauisch. »Im Lagerraum? Mepaakyεw , da will ich nicht rein.«
»Was stimmt nicht mit dem Lagerraum?«
»Kann ich nicht lieber über den Balkon klettern und abhauen?«, schlug Antwi vor.
»Du dummer Junge. Und dir ein Bein brechen? Komm jetzt, bevor der Polizist dich findet.«
Socrate führte ihn um die Ecke zum Lagerraum, öffnete das Vorhängeschloss und zog die Tür auf. Antwi hielt hörbar den Atem an. Der »Raum« war winzig, eigentlich eher ein Schrank. Drinnen standen Besen und Wischmopps, kleinere Kanister mit Desinfektionsmittel und größere mit Wasser, falls das fließende Wasser ausfiel, was häufig vorkam.
»Wie soll ich da reinpassen?«, hauchte Antwi.
»Ach, das geht schon«, sagte Socrate. »Du bist dünn, da ist genug Platz.«
» Bitte ... «
» Rein mit dir! «
Es gab ein ziemliches Gerangel, als Socrate den Jungen hineindrängte.
Als Socrate die Tür schloss, war
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