AC/DC - Maximum Rock N Roll
unterbrochen werden dürfe, ganz egal, was passierte. Aber auch dieser Grundsatz hatte Grenzen.
Angus: »Ein Typ traf mich mit einer Getränkedose. Das tat nicht weh, aber er machte weiter und warf mit allem, was ihm in die Hände fiel. Ich ging also mal zu Malcolm rüber, obwohl der immer sagt: ›Ach, das musst du ignorieren.‹ Aber dieser Typ hörte einfach nicht auf, bis ich irgendwann erklärte: ›Schluss, entweder geht der jetzt raus oder ich.‹ Ich schnallte meine Gitarre ab und legte auf ihn an. Das Problem war, dass ich nicht sehen konnte, wie groß er war. Als ich das entdeckte, entschloss ich mich, ihm doch keine zu langen!«
Ein Ordner regelte die Situation für Angus, schlug den Typen zusammen und setzte ihn vor die Tür.
Angus: »Das sprach sich rum. Die Geschichte war am Samstag passiert, und Montag, als wir im Palladium in New York spielten, warteten ein paar Hundert Leute nur darauf, dass ich ins Publikum ging und jedem eine knallte, der auch nur blinzelte. Damals gab es jede Menge pöbelnde Idioten. Es war komisch. Sie waren zwar irgendwie Fans, aber sie kamen nur, um mich zu provozieren. Sie meinten, es sähe geil aus, wenn ich mich so aufregte! Einmal bekam ich auch Unterstützung von so einem Kerl. Der hatte mich den ganzen Abend lang nur angepflaumt, aber als ich mir eine Schnittwunde am Bein zuzog, fuhr er mich ins Krankenhaus.«
Doug Thaler war bei dem Konzert mit Rainbow in Calderone dabei und erlebte einen gemütlichen Klassenkampf zwischen Groß- und Kleinverdienern:
»Der Rainbow-Manager Bruce Paine kam zu mir und beklagte sich: ›Die Jungs kamen einfach in die Rainbow-Garderobe und sind übers Büfett hergefallen! ‹ Als sie jemand deswegen ansprach, erklärten AC/DC mit größter Selbstverständlichkeit: ›Das sieht besser aus als das Zeug in unserer Backstage. ‹ Sie hatten nicht im Geringsten das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Das ließen sie sich auch von niemandem einreden – sie machten einfach, was sie für richtig hielten.«
Eine Woche später spielten AC/DC in Boston. Das Konzert im Paradise Theatre wurde auf WBCN übertragen. Angus zog alle Register. Angeblich soll er während seines Solos bei »Rocker« nicht nur raus aus der Halle und auf die Straße gegangen, sondern in ein Taxi gesprungen und zum Sendegebäude im Prudential Building gefahren sein. Als oben im 50. Stock die Fahrstuhltüren aufgingen, malträtierte er immer noch das Griffbrett.
Die Karriere der Band war in Schwung gekommen. Daher wurde auch nichts aus dem von Vince Lovegrove geplanten Großereignis in Australien, bei dem die Reunion der Easybeats und der Valentines live in Radio und Fernsehen übertragen werden sollte. Bon hatte auch so genug um die Ohren. Wie schnell es nun aufwärts ging, zeigte sich nicht nur an den stetig zunehmenden Glückwünschen seitens ihrer Plattenfirma – was AC/DC eher unangenehm war -, sondern auch beim zweiten Day Of The Green Festival des Jahres im Oakland Stadium mit Ted Nugent, Journey, Blue Öyster Cult und Cheap Trick – ein Angebot, das sie wesentlich lieber annahmen als einen weiteren Auftritt beim britischen Reading Festival.
Nach diesem Festival wurde erneut über ein Livealbum diskutiert, das aus Material zusammengestellt werden sollte, das bei einigen US-Konzerten und bei Shows in Glasgow, London und Australien entstanden war.
Am 6. September wurde ein Auftritt beim legendären »Midnight Special« auf ABC aufgenommen. AC/DC spielten zwei Songs, wobei nur die Performance zu »Sin City« ausgestrahlt wurde. Die Gastmoderatoren der Show waren Ted Nugent, der sich die Freiheit nahm, die Sendung zu seinen Ehren in »Extravagonzo« umzubenennen, und Steve Tyler von Aerosmith. Beide begannen einander – wenn auch gut gelaunt – vor laufender Kamera zu schubsen, weil sie sich nicht einigen konnten, wer die Ehre haben sollte, AC/DC anzusagen.
Der Rest des Septembers verging mit Gigs im Vorprogramm von Blue Öyster Cult, UFO und Thin Lizzy sowie mit ein paar Headliner-Konzerten, beispielsweise im Vet’s Memorial von Columbus, Ohio, wo das Publikum sie erneut äußerst enthusiastisch empfing.
»Unsere Alben sind purer Rock. Hier kommt noch ein Song, der wirklich rockt!«, brüllte Bon als Einleitung zu »Bad Boy Boogie«, bevor er die Menge aufforderte, näher an die Bühne zu kommen. Leider war die Reaktion wesentlich wilder als erwartet. Gleich nach dem Song wandte er sich wieder an die Zuschauer:
»Wir wollen nicht, dass ihr euch wehtut.
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