AC/DC - Maximum Rock N Roll
von der Bühne gefegt. Sie wollten uns die ganze Zeit mit irgendwelchen Psychotricks kleinkriegen. Angus sah einem zum Beispiel nie ins Gesicht. Sie legten es wirklich drauf an, uns fertigzumachen. Das letzte gemeinsame Konzert fand in Chicago statt. Wir kamen sehr gut an, weil Thin Lizzy in Chicago total angesagt waren. Unser Manager spielte AC/DC einen kleinen Streich. Er wusste, dass der Drummer aufs Klo gegangen war. Da gab er die Anweisung, das Licht auf der Bühne auszumachen. Das arme Schwein musste mit runterhängenden Hosen auf die Bühne sprinten und sich hinters Schlagzeug schwingen. An diesen drei Tagen lief wirklich jede Menge Scheiß zwischen den beiden Bands. Es war ganz gut, dass wir nicht länger miteinander unterwegs waren, sonst hätten wir uns vermutlich umgebracht.
Bon kam gelegentlich in die Garderobe und tat so, als würde er uns gut finden. Aber er war nur scharf drauf, an Freibier ranzukommen. Er trank erst die Vorräte in der eigenen Garderobe, dann fiel er über unsere her – das war meist nicht wenig, weil wir keine großen Biertrinker waren. Er erzählte dann: ›Wisst ihr was? Ich dachte, ich würde euch nicht mögen, aber ihr seid echt gar nicht so übel.‹ Bloß, um umsonst an was zu saufen zu kommen.
Als ich Bon das letzte Mal sah, hatte er gerade einen Brief von seiner Frau bekommen und machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Er stand vor der Halle, an eine Wand gelehnt, und sah ziemlich fertig aus. Aber das Konzert war fantastisch! Was für eine Band! Angus war unglaublich. Die ganze Zeit über liefen ihm zwei Rotzspuren aus der Nase. Er tobte wie ein Epileptiker, Mann. Und Bon konnte kaum sprechen, weil er so betrunken war. Er stand am Mischpult und lallte vor sich hin, kam dann wieder auf die Bühne und sang komplett verständlich. Das war schon echt komisch – und ziemlich beeindruckend!«
Am 2. und 3. Oktober gaben AC/DC die letzten Konzerte mit Aerosmith, oder »Hairy Smith«, wie Malcolm die Amerikaner inzwischen zu nennen pflegte. Das ganze Unternehmen war für AC/DC ein riesiger Erfolg gewesen. Die Band hatte wegen der großen Entfernungen in den USA begonnen, von einem Gig zum nächsten zu fliegen. Dennoch hatten sie sich bisher nur einen kleinen Teil des Publikums erschlossen, das noch auf sie wartete. Powerage hatte sich um die 200 000 Mal verkauft, mehr als High Voltage und Let There Be Rock zusammen.
Ein anderes Zeichen für den wachsenden Erfolg waren die weiblichen Fans, die in ihrer Nähe herumhingen und immer zahlreicher – und attraktiver – wurden. Aber diese Frauen mit ihrem Interesse am schnellen Sex mit Stars waren nichts für Malcolm und Angus. Die beiden befassten sich lieber mit der Verbesserung des Sounds. Sie konnten nicht begreifen, warum einige Musiker auf der Bühne mit so geringer Lautstärke arbeiteten und lediglich das Publikum über eine PA mit voller Wucht beschallten. Für sie wirkte es, als hätten Bands wie die damals angesagten Boston und Foreigner Angst, sich die Hände schmutzig zu machen.
»Sie kontrollieren ihren eigenen Sound nicht selbst«, sagte Malcolm dem Journalisten Phil Sutcliffe in Sounds vom 11. November 1978. »Die Dictators waren die einzige Band, die wir wirklich haben arbeiten sehen.«
AC/DC gingen auf der Bühne mit gutem Beispiel voran. Nun war es an der Zeit, das schon so oft angekündigte Livealbum fertigzustellen und zu zeigen, wie eine Rockshow sein musste, bei der Schweiß in Strömen floss und die Ohren dröhnten. Schon seit einiger Zeit hatte die Band Mitschnitte gesammelt, die an den verschiedensten Orten der Erde entstanden waren.
Mark Opitz: »Es war faszinierend, das alles einmal durchzuhören. Ich habe mich um den Mix gekümmert und mir jeden einzelnen Titel vorgenommen. Ich weiß heute nicht einmal mehr, welcher meiner Mixe am Schluss verwendet wurde. Damals lautete die einzige Ansage: ›Okay, du hast das Studio ab 20 Uhr zur Verfügung, hier sind die Bänder, mach was draus.‹«
Zwar war Opitz einerseits von den Aufnahmen begeistert, aber ihm war auch bewusst, wie groß die Erwartungen waren, die seine Auftraggeber mit diesem Projekt verknüpften.
»Insgeheim hatte ich eine ziemliche Panik, eine richtige Scheißangst, dass die Arbeit, die ich abliefern würde, nicht gut genug war. Wir lösten uns immer wieder ab: Mal feilte ich an den Abmischungen, mal George und Harry, manchmal mixten wir auch gemeinsam. Ich versuchte, gute Arbeit zu machen. Wenn ich die Sachen später George vorspielte,
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