AC/DC - Maximum Rock N Roll
Zuschauern, dass es auf die Größe nicht ankommt. Trotzdem war die Band, wie schon bei ihrem letzten Auftritt bei dem Festival, alles andere als zufrieden.
Bei einer der Monsters-Shows in Italien wurde Doug Thaler, dem früheren US-Konzertagent der Band, klar, dass die Band noch mit ganz anderen Dingen zu kämpfen hatte als mit der mäßigen Begeisterung für Flick Of The Switch .
»Ich war zu AC/DC in die Garderobe gekommen und trank einen Scotch mit Malcolm und Jonno, während Mötley Crüe spielten. Als dann AC/DC raus auf die Bühne gingen, hatte Malcolm schon einen im Tee. Sie spielten diesen Song, bei dem Angus seinen Striptease macht und Malcolm einfach nur den Rhythmus halten muss. Und nicht einmal das konnte er noch. Er fiel ins Schlagzeug. Da habe ich mir gedacht: Junge, Junge, das geht nicht gut aus.«
Nicht gut ging es auch bei den Konzerten in Frankreich aus, die auf die Monsters-Shows folgten. Beim letzten Gig der Tour zog die Band nur 6000 Leute ins Palais Omnisports in Paris-Bercy, das eigentlich 18 000 Zuschauer fasst. Frankreich machte sich wieder mal unbeliebt bei AC/DC – eine Tradition, die bis zum Konzert mit Black Sabbath im April 1977 in Paris zurückreichte, das unter der schlechten Anlage und dem apathischen Publikum litt. Folglich wurde das Land bei der nächsten Welttournee im Jahr 1986 einfach ausgelassen.
Es kam selten vor, dass sich AC/DC in die Karten schauen ließen, aber die allgemeine Lage hatte auch auf Angus Auswirkungen, der im Oktober 1984 gegenüber Terry Whitfield im Hit Parader sagte: »Ich kann einiges von dem nachvollziehen, was die Leute an diesem Album zu kritisieren haben.«
Er ließ in diesem Interview zum ersten Mal gelten, dass AC/DC Teil einer Community waren, statt haushoch über anderen Gruppen zu stehen. Er war froh, dass Bands wie Def Leppard, die er mochte, den verdienten Erfolg hatten, und sagte: »Wir hatten unsere Zeit im Rampenlicht. Ich habe kein Problem damit, das Rampenlicht mit neuen Bands zu teilen.«
Das waren erstaunliche Eingeständnisse, aber es waren auch keine einfachen Zeiten.
Tony Platt: »Die Sache bei einer Band wie AC/DC ist: Wenn sie auch nur eine ganz leichte Schwäche zeigt, stürzen sich die Leute auf sie. Als sie mit Back In Black auf Tour waren, standen sie zu 110 Prozent dahinter. Deshalb wurde etwas ganz Besonderes draus. Wenn du ein so großartiges Album hast und die Songs mit so viel Hingabe spielst, werden das die Leute bemerken. Bei Flick Of The Switch wurde die Tour sogar von Kleinigkeiten hinter den Kulissen gestört. Und Phil war nicht dabei. Alles hatte sich verändert.«
Am 19. Oktober schien alles – wenn auch nur kurz – wieder wie früher zu sein: Auf der in den USA veröffentlichten ’74 Jailbreak , einem Minialbum mit Tracks, die vorher nur in Australien erhältlich waren, konnte man nicht nur Phil hören, sondern auch Bon.
Einer hatte seine ewige Ruhe gefunden, der andere ruhte sich nur aus.
1986
Schwitzt alles raus: Angus in der Kölner Sporthalle.
22. Kapitel
Fly On The Wall
Mit der Verhaftung des Serienkillers Richard Ramirez im September 1985 schien eines der grauenvollsten Kapitel der amerikanischen Kriminalgeschichte für immer abgeschlossen. Als aber Ramirez aussagte, der AC/DC-Song »Night Prowler« von Highway to Hell habe ihn zu den 16 Morden angestiftet, zog der Täter auch noch die Musiker mit ins Verderben. Dann fand sich bei seiner Verhaftung auch noch eine Mütze mit dem AC/DC-Logo in seinem Haus.
Darauf hatten die Gegner der Band nur gewartet. Besonders in Amerika stürzte sich die Presse sofort auf den Fall: Haltlose Anschuldigungen, AC/DC seien Teufelsanbeter, machten die Runde. Erst die nervenaufreibenden Schwierigkeiten mit Flick Of The Switch – und nun das.
Dabei hatte das Jahr so gut begonnen, wie schon seit den Zeiten von Back In Black und For Those About To Rock nicht mehr. Simon Wright hatte den Auftritt im Madison Square Garden für seine Feuertaufe gehalten – aber im Januar 1985 sollte es für ihn richtig ernst werden. AC/DC nahmen drei Wochen Auszeit von den Aufnahmen für Fly On The Wall und traten an zwei Abenden in Rio de Janeiro als Headliner beim zehntägigen Festival Rock In Rio auf, bei dem auch Rod Stewart, Queen, Yes und Iron Maiden zu den Attraktionen zählten. Am 15. Januar 1985 spielten sie zusammen mit den Scorpions vor 50 000 Zuschauern, am 19. Januar sah eine atemberaubende Menschentraube von 250 000 Zuschauern die Band mit Whitesnake, Ozzy Osbourne
Weitere Kostenlose Bücher