AC/DC - Maximum Rock N Roll

es da anders.
    Simon Wright: »Stevie hat das gut gemacht. Er war sehr konzentriert und spielte großartig. Mir hat seine Gitarre echt gefallen.«
    Perry Cooper: »Stevie war gut. Es war schon seltsam, dass er auf der Bühne stand. Sehr seltsam. Malcolm hat die Band doch angeführt. Erst war ich schockiert. Aber sie haben weitergemacht, genau wie nach dem Ausstieg von Phil, genau wie nach dem Tod von Bon. AC/DC sind eine Band, die nie aufhört. Es gab ein paar Aussetzer, aber sie haben nie hingeschmissen.«
    Malcolm schaute sich eine der beiden Shows in der Long Beach Arena von Los Angeles an und konnte dabei sein Double aus nächster Nähe beobachten.
    »Das war schon ein komisches Gefühl«, sagte er im Interview mit Howard Johnson vom Metal Hammer im November 1992. »Aber sie hatten echte Probleme mit dem Sound, deshalb war ich froh, dass ich nicht da oben stehen musste.«
    Wahrscheinlich war er genauso froh, dass er am 2. August nicht mit von der Partie war: Wie in einem alten Western befahl der Sheriff von Shreveport in Louisiana der Band, die Stadt zu verlassen, nachdem Angus auf der Bühne die Hose heruntergelassen und dem Publikum seinen nackten Hintern gezeigt hatte. Die Einheimischen waren so erzürnt, dass sie kurz davor standen, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen.
    Nachdem AC/DC im Hotel schnell ihre Sachen zusammengepackt hatten, flüchteten sie nach Dallas.
    Nicht, dass sie sich keinen juristischen Beistand hätten leisten können: Die Gewinne der Tour nach 110 Shows in 105 Städten lagen bei 20,1 Millionen Dollar. Endlich ging es wieder aufwärts.

    1991
Wie im Fluge: Angus beim Monsters of Rock, Castle Donington.

24. Kapitel

    The Razors Edge

    Dieselbe Disziplin, die er während all der Jahre von den anderen Mitgliedern von AC/DC verlangt hatte, forderte Malcolm nun sich selbst ab. Er gab das Trinken auf, ganz im Stillen und ohne jede Publicity. Ende 1988 nahm er nach einer mehrmonatigen Pause die Arbeit mit der Band wieder auf.
    Angus war überglücklich, seinen Bruder wieder neben sich zu haben. Es wunderte ihn, wie Malcolm es so lange geschafft hatte, unter Alkoholeinfluss zu funktionieren.
    Simon Wright: »Es wurde nicht viel geredet. Wir sagten: ›Willkommen zu Hause, Junge. Alles klar?‹ Es gab keinen großen Empfang. Ich habe ihn immer mal angerufen und gefragt, wie es ihm geht. Als er zurück war, wurde alles allmählich wieder so wie früher. Wir waren wieder eine richtige Band.«
    Über die Weihnachtstage setzte sich Malcolm mit Angus zusammen, und gemeinsam arbeiteten sie die Ideen aus, die Malcolm während seiner Auszeit entwickelt hatte. Bis Anfang des Jahres 1989 nahm die Sache Gestalt an.
    In der Regel entstanden die Songs in drei Etappen: zuerst mit akustischen Gitarren, dann mit elektrischen Gitarren und einem Drumcomputer als Rhythmusgeber, falls kein Schlagzeug zur Hand war, und schließlich wurde die gesamte Band mit einbezogen.
    Malcolm hatte neue Kraft getankt: Er fand sogar noch die Zeit, beim Demo von Stevie Youngs neuer Band Little Big Horn als Koproduzent mitzuarbeiten.
    Ungefähr zur gleichen Zeit wurde Simon Wright ungeduldig. Er hatte die Nase voll vom Stillsitzen und dem Mangel an Aktivität im AC/DC-Camp. Zwischen den Touren gab es für ihn nicht viel zu tun. Im Januar 1990 nahm er deswegen nach mehr als einem Jahr der Tatenlosigkeit die Einladung eines Freundes, des früheren Rainbow-Sängers Ronnie James Dio, an, auf dessen Album Lock Up The Wolves zu spielen. Dio bewunderte AC/DC schon, seit sie sich 1976 mit Ritchie Blackmore wegen dessen Äußerungen über die Band in die Haare gekriegt hatten. Während der Aufnahmen zu dem Album entschied sich Wright, für immer bei Dio einzusteigen.
    Simon Wright: »Es war eine wohlüberlegte Entscheidung. Mir war langweilig. Es war alles in Ordnung, aber ich war so selbstzufrieden geworden. Dann sah alles danach aus, als ob die Pause noch länger dauern würde. Ich wollte einfach öfter spielen. Ich gebe zu, dass mir die Entscheidung schwerfiel. Aber während ich die Platte mit Ronnie aufnahm, reifte allmählich mein Entschluss. Und ich bin einfach geblieben.«
    Wright sollte nur ein Jahr bei Dio trommeln. Dann nahm er 1994 zusammen mit den AC/DC-ähnlichen Rhino Bucket das Album Pain auf und stieg später bei den alten AC/DC-Kumpels UFO ein. Im Jahr 2000 kehrte er zu Dio zurück.
    AC/DC brauchten einen Ersatz für ihn. Wieder mal wurden umfangreiche Vorspieltermine angesetzt.
    Es kann schon sein, dass AC/DC laut sind