AC/DC - Maximum Rock N Roll
bei dieser Tour endlich all die Verlockungen genießen, die Städte wie Hamburg zu bieten haben. Dazu gehörte in erster Linie Sex. Als Angus einmal mit Phil Rudd unterwegs war, stieß er auf eine riesige Prostituierte, die für ihre Dienste nur neun Mark verlangte.
»Für dich, mein Kleiner, bloß neun Mark«, berichtete er dem Radiosender 2JJ im November 1976. »Das Angebot war zu gut, um Nein zu sagen! Immerhin war sie wirklich das Doppelte von mir.«
Bon und Phil Rudd staunten nicht schlecht, als sie in einem der Nachtclubs entdeckten, dass neben ihnen ein Mann splitterfasernackt auf einem Sessel lümmelte und sich einen runterholte. Als wäre das nicht schon seltsam genug, kam auch noch eine Frau, die langsam ihren Mantel auszog – und nichts drunter trug. Die beiden hatten Sex auf einer Plattform, die allmählich nach oben entschwebte.
Auch für AC/DC ging es weiter nach oben, wenn auch nicht, wie zunächst vorgesehen, mit einem Live-Album. Dafür stand die bis dato längste Großbritannien-Tournee an: Am 15. Oktober fand der erste von 15 Gigs statt. Die Veröffentlichung der Single »High Voltage« sorgte für zusätzliche Publicity.
Aber es dauerte nicht lange, bis es wieder Ärger gab. Das Oxforder Polytechnic verbot den Auftritt der Band, weil die Songs der Band »beleidigende Inhalte über das Geschlechtsleben von Männer und Frauen« enthielten.
Nachdem Angus sich in Birmingham auf der Bühne wieder einmal ausgezogen hatte und man ihm vorwarf, masturbiert zu haben, war das Sittendezernat der Polizei überall in Alarmbereitschaft, wo AC/DC auftraten. In Liverpool und Glasgow drohte man dem Gitarristen sogar, ihn festzunehmen, falls er die Hosen auf der Bühne fallen ließe.
Nach der Zerstörungswut der Zuschauer beim letzten Glasgower Konzert hatte die City Hall für ein großes Sicherheitsaufgebot gesorgt. Das Gelände vor der Halle wurde von der Bereitschaftspolizei kontrolliert.
Angus zog sich trotzdem aus, während gleichzeitig die Band vor ihn trat, damit man nichts sehen konnte. Sonst wäre es zu einem Aufruhr gekommen, und man hätte ihn festgenommen. Die Sache mit der großen Polizeipräsenz entwickelte sich im Verlauf der Tour anders als geplant. Immer wieder schauten Polizisten auch in der Garderobe vorbei, um der Band mitzuteilen, wie gut ihnen die Konzerte gefielen. Dass AC/DC plötzlich so gut mit den Ordnungshütern standen, schützte sie nicht davor, dass ein Rudel Fans Bons Dudelsack auseinandernahm. Er spielte das Instrument nie wieder.
Angus: »Bon hatte kleine Mikrofone einbauen lassen, die speziell für ihn angefertigt worden waren. Sie steckten überall in den Pfeifen. Er hatte es inzwischen richtig gut raus, wie das Ding einzusetzen war. Er war auch ziemlich stolz drauf. Aber dann ließ er es irgendwann während des Konzerts am Bühnenrand liegen, und natürlich griffen die Fans danach und rissen es in null Komma nichts kaputt! Hinterher zündeten sie damit auch noch die Vorhänge an. Damit hatte sich die Sache dann wirklich erledigt.«
Es war erst ein halbes Jahr her, dass AC/DC in England angekommen waren. Aber es war ihnen gelungen, sich von ganz unten so weit hochzuarbeiten, dass sie am 10. November einen triumphalen Gig im Londoner Hammersmith Odeon absolvierten. Es war ihr erster Headliner-Auftritt in dieser Halle vor 2500 tobenden Fans. Sie kamen in den Genuss einer Version des Dirty Deeds -Titels »Big Balls«, eines Songs, der dort vermutlich zum ersten und letzten Mal gespielt wurde.
Backstage tummelten sich Mitglieder von The Damned, Eddie And The Hot Rods und den Sex Pistols.
Steve Jones (Sex Pistols): »Ich glaube, ich habe sie mal live gesehen. Wo war das noch? Im Hammersmith Odeon? Ich war so besoffen, ich kann mich an nichts mehr erinnern.«
Damaligen Presseberichten zufolge waren die Hot Rods auf eine Revanche in dem Wettstreit aus, der damals im Marquee angefangen hatte, aber dieser Zwist war eine reine Publicity-Geschichte.
Barrie Masters (Hot Rods): »Wir waren Kumpels. Wir kamen vorbei und haben mit den Jungs einen gehoben.«
Die Show im Odeon war ein voller Erfolg – die Zeiten der England-Gigs für 10 bis 25 Pfund Gage schienen lange zurückzuliegen. Dabei wäre der Gig beinahe ausgefallen, weil Bon beschloss, mit der U-Bahn zum Konzert zu fahren und kurzzeitig im Londoner Nahverkehr verloren ging. Zehn Minuten vor dem Konzert tauchte er in der Halle auf.
Einige Tage später stellte Michael Browning fest, dass Fotos von Bons Ankunft am
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