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Ach so!

Ach so!

Titel: Ach so! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ranga Yogeshwar
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letztes Mal an einer irdischen
     Tafel sitzend ein perfekt weich gekochtes Frühstücksei genießen. In solchen Momenten
     habe ich inzwischen zeitweilig mehr Respekt vor dem Koch als vor den
     Raumfahrern!

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    Warum kann Mehl explodieren?
Aufgepasst:
Kleine und große Katastrophen

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    Warum kann Mehl explodieren?
    14 In meiner Jugend durchlief ich, wie viele Jungen, die
     auf dem Dorf leben, eine gefährliche Experimentierphase. Gemeinsam mit meinen
     Freunden versuchte ich, »Bomben« zu bauen. Alles wurde getestet, und ich verzichte
     an dieser Stelle sehr bewusst darauf, ins Detail zu gehen, denn es ist aberwitzig,
     wie viele unschuldige Haushaltsmittel durch geschicktes Mischen und Kombinieren zu
     wirkungsvollen Sprengsätzen werden!
    Im Laufe der Zeit erfreuten wir uns an zischenden
     Mixturen, mit denen wir selbstgebaute Raketen in den Himmel schossen oder unsere
     Schule in einen dichten Nebelteppich hüllten. Unsere besten Entdeckungen wurden
     immer mit Hausarrest und Nachsitzen belohnt, und in der Stille unserer Bestrafung
     dachten wir bereits über neue Kombinationen und Projekte nach. Aus chemischer Sicht
     entdeckten wir dabei, ohne es zu wissen, die elementaren Gesetze der
     Reaktionskinetik oder die verblüffende Wirkung von Katalysatoren.
    Unsere armen Eltern verzweifelten fast und litten bei der
     einen oder anderen Gelegenheit vermutlich unter panischen Angstattacken. An dieser
     Stelle möchte ich mich daher in aller Öffentlichkeit für unsere jugendliche
     Experimentierfreude entschuldigen. Es war nie böse gemeint. Vielmehr waren wir vom
     Virus der Neugier befallen, von der hemmungslosen Lust am Probieren. Noch heute
     profitiere ich von dieserErfahrung und, ehrlich gesagt, blicke ich
     mit Herzklopfen auf unsere wunderbare »Bombenphase« zurück.
    Unter allen Mixturen haben wir jedoch einen Stoff
     übersehen, dessen Zerstörungskraft alles andere in den Schatten stellt: Mehl!
    Die erste dokumentierte Mehlstaubexplosion
     ereignete sich am 14. Dezember 1785 in einem Mehllager im italienischen Turin. 8 Der Vorfall wurde in den Memoiren der
     Akademie der Wissenschaften Turins genau festgehalten. Graf Morozzo untersuchte
     damals den Ort und beschrieb den Vorfall in der Bäckerei Giacomelli. Es war trocken,
     und auch das Mehl war nach den Schilderungen der Angestellten besonders trocken. Die
     Explosion verletzte ein paar junge Mitarbeiter und war von solcher Heftigkeit, dass
     Fenster zerstört wurden und Fensterrahmen auf die Straße fielen. Morozzo befragte
     viele Zeugen und erfuhr, dass auch andere Bäckereien der Gefahr des Mehlstaubs schon
     begegnet waren. Diese Gefahr ist längst nicht gebannt: Allein 1977 kamen in den USA
     bei fünf Staubexplosionen in Getreidesilo-Anlagen 59 Personen ums Leben, 49 wurden
     verletzt.
    Am 6. Februar 1979 löste durch Schweißarbeiten
     verursachter Funkenflug in der Bremer Rolandmühle eine Kettenreaktion an
     Verpuffungen aus. Die Dächer der Silos wurden durch die Druckwelle hochgerissen,
     Wände zum Einsturz und ganze Gebäude zum Bersten gebracht. Noch in weiter Entfernung
     zur Mühle gingen in Wohnhäusern Fensterscheiben zu Bruch, und über einem etwa 30
     Hektar großen Areal ging ein Regen aus Mehl nieder. 14 Tote, 17 Verletzte und ein
     Sachschaden von umgerechnet mehr als 50 Millionen Euro waren die Folgen dieser
     katastrophalen Mehlstaubexplosion.
    Je feiner das Mehl ist, desto größer wird seine gesamte
     Oberfläche, denn bei jedem Zerteilen eines Körnchens entsteht an der Bruchzone eine
     weitere Oberfläche. Jeder, der Kaminholzhackt, arbeitet nach
     demselben Prinzip: Je kleiner und feiner das Holz zerteilt wird, desto besser brennt
     es. Obwohl die Menge an Getreide gleich bleibt, führt das Mahlen also zu einer
     extremen Vergrößerung der Oberfläche, wodurch sich auch die Kontaktfläche zur Luft
     und zum darin enthaltenen Sauerstoff vergrößert. Die Staubpartikel können zudem
     Wärme hervorragend aufnehmen und weitergeben. Der kleine Brand verwirbelt den Staub
     in der Umgebung. Dieser zündet daraufhin und verursacht eine weitere noch größere
     Druckwelle. Immer mehr Staub verwirbelt und verursacht auf diese Weise eine
     Kettenreaktion.
    Anhand von Bärlappstaub, wie er bei Theatereffekten
     benutzt wird, kann man das Prinzip verdeutlichen: Der winzige Staub brennt kaum,
     wenn er in einer Schale liegt. Verwirbelt man den Staub durch festes Pusten, bildet
     sicht ein kritisches Gemisch, das beim

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