Ach so!
Kontakt mit einer Flamme verpufft. Je nach
Konzentration, Feinheit und Trockenheit des Staubs kann daraus sogar eine explosive
Mischung entstehen.
Staubexplosionen kommen nicht nur bei Mehl vor,
sondern grundsätzlich bei allen brennbaren Stäuben: Von Kakaopulver über Zucker, bis
hin zu Holz, Kunststoff oder sogar Aluminium. Sie sind weit häufiger, als man denkt,
denn fast täglich kommt es irgendwo in Europa zu einer Staubexplosion.
Versicherungsgesellschaften haben Hunderte von derartigen Schadensfällen
protokolliert: 9 Mal sind es eine
Zuckerfabrik, mal ein Silo oder sogar ein Hafen, in dem Schiffe mit Sojamehl beladen
werden: 2002 zerstörte eine Staubexplosion, die sich während der Beladung eines
Schiffs mit Soja im Hafen von San Lorenzo in Argentinien ereignete, den gesamten
Terminal!
Obwohl in modernen Industrieanlagen eine ganze Reihe von
Vorkehrungen gegen Staubexplosionen getroffen werden, lässt sich die Gefahr nicht
völlig eindämmen. Kaum eineSubstanz wird nach wie vor von Laien in
ihrer Gefahr so unterschätzt wie Mehlstaub. Zum Glück wusste ich in meiner Jugend
noch nichts davon ...
Wie gefährlich ist ein Autocrash mit Tempo 100?
15 Das erste Auto ist immer etwas Besonderes, und unser
Sohn hatte lange dafür gespart. Das Tor zur Freiheit stand nun weit offen, und meine
Frau und ich hofften, dass die ersten Fahrversuche möglichst ohne Kratzer verlaufen
würden. Die Vergänglichkeit der Zeit wird einem wohl nie so deutlich wie in dem
Augenblick, wenn das eigene Kind alleine mit dem Wagen abfährt. Gestern, so scheint
es, hat man ihm noch die Windeln gewechselt, und jetzt ruft man ihm den
überflüssigen Satz hinterher, den alle besorgten Eltern ihren Sprösslingen mit auf
den Weg geben: »Bitte fahr vorsichtig!«
Einige Wochen später klingelte das Telefon. Schon an der
ernsthaften Stimme meines Sohnes erkannte ich, dass es passiert war. »Bitte komm
...«
Unfallautos strahlen eine unerträgliche Ruhe aus. Es war
an einer Kreuzung passiert, beim Linksabbiegen. Ein klassischer Anfängerfehler. Eine
gleichaltrige Freundin hatte zwar hinter dem Steuer gesessen, doch das war eher ein
Zufall. Zwei Autos hatten sich an diesem Nachmittag in Sekundenbruchteilen zu
wirtschaftlichen Totalschäden verwandelt. Zum Glück war keiner der Beteiligten
verletzt worden.
Mein Sohn weinte seinem Auto nach, und auch ich hatte
Tränen in den Augen, weil mir verdeutlicht wurde, wie schnell man seine gerade
erwachsenen Kinder verlieren kann. Knautschzonen, Airbags und Sicherheitsgurte
hatten ihrenDienst getan; zum Glück waren beide Autos nicht zu
schnell gewesen. Was aber, wenn sich der identische Unfall bei 100 km/h ereignet
hätte? Wären dann immer noch alle unverletzt geblieben?
Moderne Autos suggerieren ihren Insassen eine trügerische
Sicherheit. Antiblockiersysteme, elektronische Spurkontrolle, Airbags und verstärkte
Fahrgastzellen werden gerne als Werbung für Sicherheit genannt, und schon längst
haben gut gedämpfte Innenräume uns jedes Gefühl für die tatsächliche Geschwindigkeit
abtrainiert. Ich erinnere mich an einen Werbespot eines französischen Autobauers,
der einen Crashtest mit dem Topmodel Claudia Schiffer als »Dummy« absolvierte. Nach
der gut inszenierten Kollision steigt die schöne Frau unverletzt und makellos aus.
Die Botschaft lautete: Moderne Autos sind sicher. Einige Monate später las ich, dass
dieser Spot angeblich bei Tempo 30 gedreht wurde ...
Die offiziellen Euro-NCAP-Crashtests finden immer bei 64
km/h statt: Das Testfahrzeug wird beschleunigt und trifft dann seitlich frontal auf
eine deformierbare Barriere. Beim Seitencrash sind es nur 50 km/h, und beim
»Pfahlcrash« prallt das Fahrzeug mit 30 km/h seitlich in Höhe des Fahrers auf eine
Stahlsäule. Alle diese offiziellen Tests finden also bei vergleichsweise niedrigen
Geschwindigkeiten statt, und interessanterweise gibt es in der gesamten Auto branche
keinen verbindlichen Crashtest bei Tempo 100.
Auf deutschen Autobahnen rasen wir noch immer ohne
Tempolimit, und auf jeder Autoschau präsentiert man uns neue Luxusmodelle mit
atemberaubenden Motorleistungen, doch nach einem Crashtest bei hohen
Geschwindigkeiten sucht man vergebens. Wir sollten das ändern.
Gemeinsam mit meinen Kollegen von »Quarks & Co«
kontaktierte ich diverse Versuchsanlagen, Autofirmen und zuständige Testzentren,
aber trotz der Begeisterung
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