Ach so!
derIngenieure für unser Vorhaben gab
es immer »von oben« eine Absage. Offensichtlich war die Automobilindustrie gar nicht
so erpicht auf das Ergebnis eines Kollisionstests bei hoher Geschwindigkeit. Wir
gaben dennoch nicht auf und beschlossen nach zahlreichen Absagen, selbst einen Test
durchzuführen.
Journalisten berichten normalerweise über Ereignisse, doch
nun machten wir unseren eigenen Versuch. Trotz Sperre und ohne Wissen ihrer Chefs
halfen uns Ingenieure und Techniker mit wertvollen Tipps und Ratschlägen: Von der
Haltung des Dummys bis zur Position der Hochgeschwindigkeits-Kameras musste nämlich
alles stimmen. Der Standard-Crashtest verlangt zum Beispiel, dass das Fahrzeug genau
mit 40 Prozent der Vorderseite auf die Barriere treffen muss. Dazu gehört auch, dass
der Wagen nicht mit dem eigenen Motor beschleunigt, sondern von Stahlseilen gezogen
wird.
In unserem Fall zog ein Lastwagen unser Testfahrzeug über
einen Flaschenzug und beschleunigte es in acht Sekunden von 0 auf 100 km/h. Wir
setzten ein »ausgeliehenes« High-tech-Dummy in unser Unfallfahrzeug und statteten es
mit zahl reichen Beschleunigungssensoren aus, denn nur so kann man sich ein präzises
Bild der Beschleunigungskräfte machen, die im Moment des Aufpralls auf die Insassen
wirken. Die Vorbereitungen waren akribisch, denn bei diesem außergewöhnlichen
Versuch wollten wir uns nicht durch Verfahrensfehler angreifbar machen. In solchen
Momenten zählt gute Team arbeit, und die Mitarbeiter von »Quarks & Co« waren
grandios!
Die Kollision dauerte gerade einmal eine Zehntelsekunde.
Ein heftiger Knall gefolgt von gespannter Stille. Die surrenden
Hochgeschwindigkeitskameras zeigten uns aus verschiedenen Perspektiven, was bei
dieser so anderen Kollision passiert war, und es wurde schnell klar, warum die
Automobilindustrie bei diesem Versuch nicht mitmachen wollte:
Die Vorderseite des Wagens, die üblicherweise den Stoß auffängt,
wurde komplett eingedrückt und teilweise in den Innenraum der Fahrgastzelle
geschoben. Bei unserem Dummy federte der Kopf nicht wie üblich vom Airbag zurück,
sondern durchschlug ihn und prallte auf das Lenkrad. Schwere Kopfverletzungen wären
die unausweichliche Folge gewesen. Die Belastung des Oberkörpers durch Gurt und
Lenkrad war extrem, denn kurzzeitig wirkte auf den Körper eine Bremskraft, die dem
Sechzigfachen der Erdbeschleunigung entsprach. Ein Mensch hätte sich dabei mehrere
Rippen gebrochen und eine Lungenquetschung zugezogen. Auf den Zeitlupenbildern
konnte man zudem sehen, wie unser Dummy unter dem Gurt nach vorne rutschte und hart
mit den Knien anstieß. Die Folge wären Oberschenkelbrüche, eine beidseitige
Beckenfraktur und innere Verletzungen an Leber und Darm gewesen.
Im direkten Vergleich mit dem Euro-NCAP-Test bei 64 km/h
war die auf den Dummy wirkende Kraft bei unserem Versuch mit 100 km/h mehr als
doppelt so groß. Es ist ein Gesetz der Physik: Die Energie des Aufpralls wächst
quadratisch im Verhältnis zu der Geschwindigkeit. Doppelt so schnell fahren
verdoppelt daher nicht einfach die zerstörerische Energie, sondern vervierfacht sie.
Ein menschlicher Fahrer hätte unseren Crash trotz
Knautschzonen, Airbags und Sicherheitsgurt höchstwahrscheinlich nicht überlebt.
Unsere Daten belegen, dass all die sinnvollen
Sicherheitsmaßnahmen in unseren Autos bei hoher Geschwindigkeit irgendwann an ihre
Grenzen stoßen.
Die beste Sicherheitsmaßnahme ist daher: Fuß vom Gas!
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Was tun, wenn der Blitz ins Wasser einschlägt?
16 In Gedanken hatte ich mir die Frage schon länger
gestellt: Was ein Blitz beim Einschlag in einen Baum oder in ein Haus anrichten
kann, ist bekannt. Doch was geschieht, wenn man im Meer oder in einem See von einem
Gewitter überrascht wird? Was, wenn der Blitz ins Wasser einschlägt?
Da dies in der freien Natur schwer zu überprüfen ist,
haben meine Kollegen von »Kopfball« das Duisburger Hochspannungslabor aufgesucht. Es
war übrigens das erste Mal, dass ein solcher Versuch durchgeführt wurde. Der
imposante Generator in diesem Labor erzeugt künstliche Blitze mit einer Spannung von
über zwei Millionen Volt! Für den Test wurde in der großen Versuchshalle ein
Schwimmbad aufgebaut. Nach einer Aufladezeit gab es dann per Knopfdruck einen
gigantischen Blitz. Allein der Knall ist Angst einflößend. Was dann in Bruchteilen
einer Sekunde abläuft, erkennt man
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