Ach so!
Offenbaren von Schwäche, die Demütigung
vor den Klassenkameraden. Wenn ich dann demonstrativ die Zettel entsorge, macht sich
im Saal Erleichterung breit. Nein, niemand muss heute Abend nachsitzen!
Vermutlich haben auch Sie jahrelang die Schulbank
gedrückt, vielleicht sogar studiert. Doch was ist davon »hängen geblieben«? Könnten
Sie die genannten Fragen beantworten? Wissen Sie noch, wann der Dreißigjährige Krieg
endete, und wer da eigentlich gegen wen gekämpft hat? Erinnern Sie sich noch an die
binomischen Formeln oder an die unregelmäßigen Verben im Französischen?
Wer in aller Ehrlichkeit die Bilanz der eigenen Schulzeit
zieht, merkt, dass vieles in Vergessenheit geraten ist. Trotzunzähliger Unterrichtsstunden in Physik, Biologie oder Geschichte verbleiben
gerade einmal eine Handvoll Erinnerungen, und selbst mit elementaren Sachverhalten
sind wir überfordert. Dabei ist unsere Schulzeit eine gewaltige Zeitinvestition.
Doch sie erweist sich oft als unnütz, wenn es darum geht, Gelerntes mit der eigenen
Lebenswirklichkeit zu verknüpfen. So büffeln Generationen von Schülern für die
nächste Klausur und vergessen danach, worum es ging. Meines Erachtens liegt die
Ursache dafür in einem falschen Selbstverständnis. Noch immer ist unser Schulsystem
zu sehr auf Leistung getrimmt: Die gute Note ist entscheidend, der gute Abschluss
steht im Vordergrund, nicht jedoch die Beziehung zum Gelernten, etwa die Erfahrung,
wie praktisch Mathematik im Alltag sein kann. Obwohl unzählige internationale
Vergleichsuntersuchungen wie regelmäßige OECD-Studien oder TIMSS-Erhebungen diese
Schwäche im deutschen Schulsystem aufdecken, ändert sich hierzulande nur wenig.
Bildungsexperten fordern seit langem ein Umdenken. Statt einer übertriebenen
Leistungsorientierung sollte die Lernorientierung im Mittelpunkt stehen. Wer mit
diesem Ansatz in eine Schulklasse geht, erlebt wahre Wunder. Junge Menschen besitzen
nämlich eine bemerkenswerte Neugier und teilen eine intensive Freude am Lernen. Man
muss sie nur dafür öffnen. Wer diese verborgene Kraft nutzt, wird mit einer
ungewohnten Aufmerksamkeit belohnt. Aus dem oft stumpfsinnigen Büffeln wird ein
ehrlicher Lernprozess, getrieben vom eigenen Interesse der Schüler.
Inzwischen setzen sich viele engagierte Lehrer für ein
solches Umdenken ein, denn die veränderte Lernhaltung wirkt sich auch spürbar auf
das Miteinander aus. Schüler beteiligen sich rege, überhören schon einmal den
Pausengong, es gibt weniger Autoritätsprobleme.
Wer so lernt, vergisst weniger und weiß auch noch nachJahren die Antwort auf meine drei Publikumsfragen. Worauf also
warten wir?
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Antwort A)
Viele meinen, es habe mit dem Abstand zu tun, doch dieser
ist unwichtig: Der Spiegel muss exakt halb so groß sein wie man selbst. (Siehe:
»Sonst noch Fragen?«, Kapitel 98: Wie groß muss ein Spiegel mindestens sein, damit
man sich ganz darin sehen kann?)
Antwort B)
Etwa die Hälfte der Befragten tippt auf den schwankenden
Abstand zwischen Erde und Sonne. Die Jahreszeiten werden jedoch durch die Neigung
der Erdachse hervorgerufen: Im Sommer zeigt die Nordhalbkugel zur Sonne und wird
daher intensiver beschienen, wohingegen sie im Winter von der Sonne abgewandt ist.
(Siehe: »Sonst noch Fragen?«, Kapitel 31: Wann beginnt der Frühling? )
Antwort C)
Vielen Befragten ist trotz korrekter Stichworte wie zum
Beispiel »Photosynthese« nicht klar, dass der Baum sich tatsächlich von der Luft
»ernährt«. Das Holz entsteht durch Kohlendioxyd, das aus der Atmosphäre aufgenommen
wird. (Siehe Kapitel 36: Wieso wird CO 2 freigesetzt, wenn man einen Baum fällt?)
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Dürfen wir unserer Erinnerung trauen?
83 In jedem von uns schlummert ein reiches Reservoir an
Erinnerungen: der erste Kuss, ein freudiges Urlaubserlebnis, die Rüge des
Chemielehrers. Jeder von uns trägt sein persönliches Lebensarchiv mit sich herum,
und diese Erinnerungen prägen unsere Persönlichkeit. An diesem episodischen
Gedächtnis, wie die Wissenschaft es nennt, sind gleich mehrere Hirnareale beteiligt:
Neben Stirn- und Schläfenlappen der rechten Hirnhälfte, die für den Faktenanteil des
Erlebten zuständig sind, ist auch das limbische System aktiv, welches das emotional
Erlebte bewertet und festhält. Offensichtlich setzt dieses
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