Achat von Dor (Kampf um Dor) (German Edition)
hübsche, dreieckige Gesicht auf und ab tanzen. Es war wahrscheinlich schokoladenbraun, wirkte durch die Staubschicht jedoch eher grau. Dunkelbraune Augen betrachteten Sadsh misstrauisch. Er wusste gar nicht, was von ihm erwartet wurde. Deswegen sagte er, was ihm in den Sinn kam: „Haben Sie einen Satchelstein, Miranda?“
Miranda ignorierte die Frage.
„Warum machen Sie denn so einen zerhackten Eindruck?“, fragte sie.
„Ein Mann mit einer Flexorette“, erklärte Sadsh.
Miranda spitzte die Lippen. Sie ging um den Stuhl herum und betrachtete, was von den Verletzungen noch zu sehen war.
„Securivisor“, sagte sie dann. „Schieben Sie ab! Ziehen Sie sich bis zu Ihrem hübschen Schweber zurück. Und provozieren Sie mir nix!“
„Nix“, versprach Stawosc. Er ging nach draußen, wo der Wind gelben und grauen Staub verwirbelte.
Miranda fixierte Sadsh.
„Wie lautet der dritte Absatz des zweiten Abschnitts des Codex der delischen Schule?“, fragte sie.
Sadsh war sofort auf den Beinen.
„Wie?“, fragte er perplex.
Miranda wiederholte ihre Frage.
„Delische Schule?“, überlegte Sadsh laut und rezitierte dann: „Die Waffe des Flexorett ist regelmäßig zu pflegen und zu warten, auf Verlangen eines Waffenmeisters vorzuzeigen und nach dessen Anordnung zu optimieren. Die Wahl einer Gebrauchswaffe muss durch einen Waffenmeister bestätigt werden. Bestimmt er eine andere Waffe für den Flexorette, hat dieser sich entsprechend mit einer solchen Waffe auszustatten und sich in ihrer Handhabung zu vervollkommnen. Dieselbe Vorschrift gilt sinngemäß für die Wahl von Duellwaffen. Im Zweifel bestimmt Absatz 1, welcher Waffe sich in welchem Fall zu bedienen ist.“
Die Worte kamen automatisch. Von klein auf eingelernt, bedurfte es keiner bewussten Anstrengung, sie wiederzugeben.
Miranda nickte bedächtig.
„Welches ist Ihre Gebrauchswaffe?“
„Eine Achat von Dor “, sagte Sadsh, der im Rezitieren wieder auf den Stuhl zurückgesunken war.
Miranda lachte verächtlich.
„Und welcher Waffenmeister hat Ihnen den Gebrauch bestätigt?“
„Keiner“, gestand er.
Miranda nahm ihn noch einmal unter dem Kinn und sah in seine moosgrünen Augen.
„Hiermit stelle ich fest, dass Ihnen der Gebrauch einer Achat von Dor nicht bestätigt wurde. Ich untersage Ihnen folglich, eine solche Waffe zu führen, wenn keine Gründe vorliegen, die den Gebrauch notwendig machen.“
„Ach?“, murmelte Sadsh. „Sind Sie eine Waffenmeisterin?“
„So ist es“, sagte Miranda und machte das Zeichen der Ausbilderin, bei dem sich gestreckten Zeigefinger zweimal seitlich berührten.
Sadsh kämpfte sich wieder hoch und verneigte sich.
Miranda Tesfai wischte sich mit dem Handrücken Staub von der Stirn.
„Nun beantworte ich Ihre Frage nach dem Satchelstein“, sagte sie. „Mein Stein erinnert mich daran, dass ich eine Flexorette für Sie aufbewahre. Minas Sadsherell wollte nicht, dass Sie eine Achat führen. Ich werde Ihnen also die Waffe geben, die Ihnen zugedacht ist und ordne an, dass Sie sich damit nach den Vorschriften unverzüglich vertraut machen!“
Sie ging zu einem zerbeulten Stahlkasten. Wäsche flog nach allen Seiten. Von weit unten kam ein schmutziges Bündel zu Tage, aus dem abgebrochene Holzstäbe ragten. Miranda wickelte es auseinander. In Fettpapier eingeschlagen lag etwas zwischen den Holzstäben. Sie zog es aus der Umhüllung.
Es war eine schlanke Flexorette mit goldenem Endknöpfchen. Die schmale Klinge war im alten Hofstil damasziert. Winzige Drachen lugten aus Zweiggespinsten. Sadsh blinzelte und bemühte sich, mit seinem dröhnenden Kopf Einzelheiten auszumachen.
„Dieses Flexorette hat Minas Sadsherell sich im Fall seines Sieges von einem seiner Gegner gewünscht und erhielt sie entsprechend der Herausforderung. Er hat mir erzählt, wie oft sie ihm seitdem das Leben rettete und ihm weitere Siege schenkte. Sie heißt Zunge des Wolkendrachen und besitzt einen Wert von rund 250. 000 Gedon Einheiten. Wie Sie sehen können, entstammt sie der Schmiede von Halbert & Rob und besitzt noch keinerlei Energiespeicher. Trotzdem kann sie mit dem Endknöpfchen töten, denn er enthält eine Steinfedervorrichtung, die bei richtiger Handhabung einen Impuls abgibt, der sich im Gewebe fortpflanzt und zu einem Massensterben der Gehirnzellen führt. Diese Flexorette tötete Asdel von Harben, den Vizekanzler des neunten Imperators. Sie ist also mehr als zweihundert Jahre alt.“ Miranda strich mit dem Finger an der
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