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Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer

Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer

Titel: Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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könnte, würde ich ihm eine reinhauen.

Langläufer wider Willen
    Lange Läufe sind die Pest. Sie dauern ewig, tun weh und ruinieren das Wochenende. Wer sonntags früh startet, kommt als Wrack nach Haus und braucht bis Dienstag, um zu regenerieren. Die Gattin grummelt. Warum machen Läufer so was? Aus Angst. Angst vor dem Einbruch, dem Aufgeben, Angst vor dem Mann mit dem Hammer oder wie immer man das Ungeheuer nennt, das bei Kilometer 30 auf den Marathonläufer wartet. Die Distanz von 42 Kilometern ist mit ein paar lockeren Trainingsläufchen eben nicht würdevoll zu absolvieren. Wer seinen Beinen die Heldenstrecke abverlangen will, sollte sie vorher ein paarmal mindestens zu drei Vierteln absolviert haben. Denn der Körper verfügt über eine Erinnerungsfunktion: Hat er während des Wettkampfs den Eindruck, diese Laufdistanz schon mal zurückgelegt zu haben, dann läuft er weiter. Ansonsten neigt er zum abrupten Streik. Die Opfer sind bei jedem Marathon zu besichtigen.
Kostenlose Trainingspläne gibt es bei www.achimachilles.de

Was für ein Schock: Läufer sind Ökosünder. Sie hecheln die Erde zum Kollaps und verpesten die Welt laut neuen Studien so sehr mit CO 2 , wie es kaum einer für möglich gehalten hätte. Achim Achilles weiß, was nun zu tun ist: global denken, lokal laufen!
    Â 
    Ich bin ein Klimaschwein. Denn ich hechle. Ich habe damit kein Problem, aber mein Laufpartner Klaus-Heinrich. Immer wenn wir sonntags gegen meinen Willen die unmenschlichen 80 Höhenmeter des Teufelsbergs in unsere Laufstrecke einbauen, sagt er, ich solle aufhören zu röcheln, das sei schlecht fürs Klima.
    Der Läufer produziert nun mal Abwärme und Treibhausgas, erst recht am Hang. Und was soll ich tun, um die Welt zu retten? Aufhören zu atmen? Überhaupt nie wieder hecheln? Wie hätte ich den Schwangerschaftskurs dann überstanden?
    Wenn ich nicht laufe, werde ich übrigens dick wie ein Walker. Und Übergewichtige sind fürs Klima ebenfalls Gift. Sie essen größere Portionen und brauchen mehr Energie für den Transport. Andererseits benötigen sie nicht so viel Wasser in der Badewanne.
    Dicker Nicht-Läufer, dünner Renner oder halbdicker Durchschnitt  – die Kohlendioxid-Produktion hält sie zusammen.
    Läufer immerhin produzieren auf gesündere Art ihr Treibhausgas, ungefähr 25 Prozent mehr als Golfer oder verwandte stockgestützte
Sportdarsteller. Weil sich Puls und Herzschlag kaum erhöhen, bleibt auch der Atem flach. Stöckchensport hat eine Öko-Bilanz wie das Wachkoma. Kaum gehen Golfer oder Walker allerdings ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, dem Transportiertwerden, wird das Klima belastet: 20 Kilometer An- und Abfahrt in der zwei Tonnen schweren Geländekarre und ein vertilgter Doppelzentner aus Südamerika eingeflogener Bananen ruinieren die Bilanz auch ohne Sport nachhaltig.
    Der Läufer wird vor allem zum Öko-Ferkel, wenn er im Rudel zum Wettlauf antritt und die Seinen auch noch eingeflogen werden. Die Öko-Bilanz eines Großmarathons ist verheerend. Wenn 20 000 Marathonis 25 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausatmen, entsteht eine Menge Klimagas, wie sie eine ausgebuchte Boeing 747 auf dem Weg von Hamburg nach Köln produzieren würde. Das geht ja noch. Marathon-Professor Klaus Baum allerdings hat die Abluft aller deutschen Marathonis addiert, vor allem im Training. Da kommen weit mehr als 15 000 Tonnen zusammen, das Kohlendioxid-Aufkommen eines Dorfes mit 1500 Einwohnern.
    Der deutsche Durchschnittsbürger erzeugt im Jahresmittel etwa zehn Tonnen, inklusive Ölheizung und den zahllosen Akku-Ladungen fürs GPS-Gerät. Die unfassbaren Wolken magnesium- und aminosäuregetriebener Magenwinde der Läufer tauchen übrigens in keinem Klimarechner auf, dürften mengenmäßig aber mindestens eine Polkappe auf dem Gewissen haben.
    Das Problem sind allerdings nicht der Marathon und seine masochistischen Teilnehmer. Wie bei jeder Großveranstaltung machen weniger die Akteure den Dreck als die Millionen drumherum. Formel 1 wäre ein blitzsauberer Sport, wenn nur 20 Autisten im Kreis führen. Schmutzig wird der Sport erst durch 100 000 Fans, die zum Nürburgring knattern. So ist es auch beim Marathon: Wer seinen Lauf an der eigenen Haustür startet, ist ein ökologisch korrekter Sportsfreund. Wer allerdings ins Flugzeug steigt, um 42 Kilometer zu

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