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Acht Augen sehen mehr als vier

Acht Augen sehen mehr als vier

Titel: Acht Augen sehen mehr als vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ihm hundertmal. Wie stellen Sie sich das vor, Herr Dingenskirchen? Mist, warum hab ich nur nicht gleich alles erzählt? Jetzt denkt er, ich hätte Lauras Sachen irgendwo im Garten versteckt und würde sie klammheimlich rausschaffen oder was?
    „Na ja“, sagt meine Mutter und drückt ihre Zigarette aus. „Vielleicht bist du ja wieder besser gelaunt, wenn Finn zurück ist.“
    „Bestimmt“, sage ich. „Ganz bestimmt.“ Und das ist nicht gelogen. Meiner Mutter kann ich es nicht erzählen. Die regt sich nur tierisch auf. Doch Finn kriegt von mir einen brühwarmen Bericht, aber hallo. Wenn er nur schon da wäre! Er muss mir helfen, den Dingenskirchen zu überzeugen, dass ich es gar nicht gewesen sein kann!
    „Also, mach’s gut, Milan!“ Meine Mutter schiebt ihren Stuhl vom Tisch weg und steht auf. „Räumst du ab?“
    „Ja, klar“, murmele ich.
    Im Flur zieht sie ihre Regenjacke an und nimmt den Schirm aus dem Ständer. „Tschü-hüss!“ Die Wohnungstür fällt ins Schloss.
    Ich räume den Tisch ab, stelle Teller und Besteck in die Spülmaschine, leere den Aschenbecher, wische den Esstisch. Ich checke in Emilys Handy die Nachrichten. Nix. Keine neue SMS . Die Minuten dehnen sich wie Kaugummi.
    Nicht zum Aushalten.
    In meinem Kopf kratzt schon wieder der Dingenskirchen seine Schleifen in mein Gehirn. Herr Doktor Wiesenhügel kommt auch schon heute. Ist vielleicht schon gekommen. Das Gassigehen soll angeblich beendet sein. Jedenfalls hat mir das der miese Sekretär heute auch verkündet. Ich brauche weder heute Nachmittag noch morgen zu kommen. „Herr von Wiesenhügel wird sich selbst um das Tier kümmern, bis seine Familie eintrifft.“
    Jaja, weiß ich, ob das stimmt? Der will mich doch nur los sein.
    Aber morgen kommt Emily zurück. Morgen!
    Es rieselt durch mich wie heißer Sand.
    Ich mach mich mal auf den Weg zu Finn. Der müsste so allmählich eintrudeln.

„Und das hat der Kerl tatsächlich gesagt?“ Finns Augen sind vor Zorn dunkelblau wie Gewitterwolken. Er schüttelt seine Lockenmähne. Seine neue Sonnenbrille hat er lässig in die Stirn geschoben. Wir haben uns an der Fußgängerbrücke zwischen seinem Wohnviertel und meinem getroffen. Als wir noch in eine Klasse gingen, haben wir uns immer bis hierher den Schulweg geteilt. Die Brücke liegt im Wald, nahe bei unserer alten Grundschule, die darum auch Waldschule heißt. Es führt keine Fahrstraße über die Brücke. Sie wird nur von Radlern und Spaziergängern benutzt.
    Die Räder haben wir oben ans Geländer gelehnt und hocken unter der Brücke am Flussufer. Finn kritzelt in seinen Kalender, während ich erzähle. Heute stört es mich nicht und ich will auch nicht lesen, was er aufschreibt. Vielleicht können wir seine Notizen doch mal gebrauchen.
    Es hat aufgehört zu regnen. Es duftet nach Sommer. Aber der Dingenskirchen mit seinem Verdacht gegen mich, der vermiest mir alles. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Dass er mich beschuldigt, hat sich wie ein Dorn in mich gebohrt und sticht.
    „Los, Milan, packen wir’s an. Untersuchen wir den Tatort, ehe dieser üble Verwalter oder was der ist, alle Spuren verwischt.“
    „Äääm – wieso verwischt? Der will doch Lauras Vater die Spuren zeigen. Der verwischt sie nicht.“
    „Wie ich den Kerl kenne, weiß man nie nichts Genaues nicht“, orakelt Finn und kraxelt den Abhang hoch.
    Mein Handy tönt. SMS ! Emily, denke ich und wühle hektisch in meiner Cargohose.
    Es ist eine SMS . Aber eine sehr seltsame.
    Hi, Emily, eigentlich kommt nur Milan infrage. Schön blöd von mir, ihm zu vertrauen. Mami sagt, die Kinder aus der Unterschicht würden sich bei uns bedienen wie im Supermarkt. Frag Milan aus, wenn du ihn triffst, ja? LG Laura
    Ich denk, mich tritt ein Elch. Das kann ja wohl nicht wahr sein!
    „Finn! Lies mal!“ Meine Stimme kratzt, fiept und entgleist. Das passiert mir ja manchmal, wenn ich mich aufrege.
    „Was?“
    Ich halte ihm das Display hin.
    „Waaas? Tickt die nicht richtig?“ Er schüttelt seine braunen Locken und rollt mit den Augen wie ein wütender Stier. „ WAS schreibt die da? Die ist komplett verrückt! Glaubt die im Ernst, du hättest ihr altes Computerzeug aus dem Gartenhaus geräumt?“ Er schaut mich völlig verwirrt an. „Das, das KANN die doch gar nicht glauben! Und … wo hat sie diesen Unsinn her?“
    Trotz meiner Wut sehe ich, wie es hinter Finns Stirn arbeitet. Zack-zack setzt er die Puzzleteile zusammen. „Na, klar! Der Dingenskirchen hat Lauras Eltern

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