Acht Augen sehen mehr als vier
informiert. Lauras Eltern geben die Nachricht an Laura weiter. Die schreibt Emily. Vermutlich …“ Er reibt sich mit dem Zeigefinger die Nasenwurzel. „Vermutlich haben die Mädels über Skype schon alles bequatscht. Und dann …“ Er tippt auf Emilys Handy. „… hat Laura aus Versehen eine SMS an Emilys alte Handynummer geschickt. Weil du doch ihre SIM -Karte behalten hast. Kapiert?“
„Ja, bin doch nicht ganz gaga!“
Finn grinst. „Nee, Saurierhirn, du bist voll da!“ Er knufft mich in den Bauch. „Diese Laura ist komplett …“ Er wischt mit der Hand vor seinen Augen in der Luft herum. „Die ist gaga!“
„Das kann ja sein“, sage ich lahm. „Aber wie soll ich jetzt beweisen, dass ich es nicht war?“
„Indem wir die Typen finden, die wirklich eingebrochen haben!“
„Und wie stellst du dir das vor? Selbst wenn wir herausfinden, wer es war, die geben es doch nie zu! Denk bloß an Wolli!“
„Den hab ich sowieso im Verdacht!“
„Ich hab auch schon dran gedacht“, sage ich und sehe Wolli wieder vor mir, wie er behauptet, in Lauras Gartenhaus gäbe es tolle Sachen.
„Der kam aber gar nicht in den Garten rein“, überlege ich.
Doch Finn besteht darauf, dass wir alles nach möglichen Einbruchspuren absuchen. Ich speichere die SMS und stecke Emilys Handy weg.
Wir schwingen uns auf die Räder und fahren am Fluss entlang in den Stadtteil, in dem die vornehmen Leute wohnen. Die Superreichen, denen ich angeblich ihren Elektronikschrott nicht gönne.
„Erst mal kriegt diese Laura eine Antwort von mir, aber hallo!“, faucht Finn unterwegs.
„Ich weiß nicht, Finn. Lass uns damit warten, bis Emily zurück ist. Die kennt Laura besser als wir. Uns glaubt sie ja doch nichts.“
„Okay, aber die Rache ist ihr sicher!“
„Denk nach, Milan!“ Finn bohrt seine Blicke in mein Gehirn. Er nennt das andocken und meint damit, dass ich mit seinen Augen sehen soll und mit ihm gemeinsam kombinieren . Vermutlich bin ich dafür ungeeignet. Meine Stärke liegt eher in der Muskelkraft.
„Also, wo soll ich jetzt anfangen mit Nachdenken?“
„Am Tag vor dem Einbruch. Du stellst dein Rad ab, wie immer. Du klingelst. Der Dingsda fragt, wer da ist. Du sagst deinen Namen. Er drückt auf den Öffner.“
„Nee, warte“, unterbreche ich. „Nicht Dingsda. Butterkübler heißt der, glaube ich.“
„Ist doch egal.“
Finn schüttelt ungeduldig seine freie Hand. Mit der anderen hält er seinen Radlenker fest. Wir stehen auf dem Weg, der an der Mauer der Wiesenhügels entlangführt. Mir ist ganz schön flau im Magen. Was, wenn der Butterkübler irgendwo im Garten herumspukt und uns bemerkt? Der denkt doch bestimmt, ich bin zurückgekehrt an den Ort meiner bösen Tat!
„Lass uns wegfahren, Finn!“ Ich will flüstern, aber meine Stimme hüpft wieder von A nach B. Peinlich! Ich kann nichts dagegen machen.
Finn lässt den Fahrradständer rausschnappen. „Später, Mil. Erst muss ich mir alles genau anschauen.“
Der mit seinen Kommissar-Spielchen! Okay, soll er machen, was er will. Ich schiebe mich samt Rad ein paar Meter von der Mauer weg.
Die Nachbargrundstücke haben Hecken. Richtig hohe Wände aus Thuja und Eiben. Ganz glatt in Form geschnitten. Und die Nachbarn rechts haben außerdem einen Palisadenzaun zum Fußweg hin gezogen. Auf der linken Seite ragt zwei Meter hoher grüner Maschendraht auf. Dazwischen liegt der Garten der Wiesenhügels mit dieser Konstruktion aus alter Steinmauer und wucherndem Gesträuch dahinter.
Finn klopft die groben Steine ab. „Ob man welche rausnehmen kann? Was meinst du, Mil? Du bist doch Experte in Sachen Gartenbau.“
„Jaja, sonst noch was. Nö, Finn. Ich hab mir das noch nie genau angeschaut.“ Doch jetzt fällt es mir auf. Die Mauer ist eher ein Mäuerchen. Mit Räuberleiter kämen Finn und ich einigermaßen leicht obendrauf. Dem Wolli hab ich also Mist erzählt. Darum hat er mir ja auch nicht geglaubt.
„Wenn Huby dem Wolli geholfen hat, ist der tatsächlich über die Mauer geklettert und durch die Büsche zum Gartenhaus! So hätte er alles ausspionieren können“, kombiniert Finn. „Aber wie war das mit dem Maschendrahtzaun innen? Ist da überhaupt ein Zaun?“
Ich zucke nur mit den Schultern. „So sehr hab ich mich dann doch nicht für Laura und ihren Garten interessiert.“
Finn schlendert den Weg zurück. Er will cool wirken. Aber ich kenne seinen Späherblick. Eine Frau mit Kinderwagen und frei laufendem Zusatzkind nähert sich, geht an uns
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