Acht Augen sehen mehr als vier
und …“ Ich kneife die Augen zu und drücke mit Daumen und Zeigefinger meine Nasenwurzel zusammen, um das Bild vom Lieferwagen in der Einfahrt ganz genau vor mir zu sehen.
„Butterkübler und Franz? Nee, aber die haben Buchsbaumkugeln und diese … Chrysanthemen ausgeladen. Und ich weiß nicht genau, was für andere Herbstblüher noch. Dahlien oder so. Ah, jetzt hab ich’s. Gartencenter Butterkübler und Stanz , nicht Franz!“
Finn haut mir auf den Rücken. „Spitze, Alter!“ Dann kritzelt er den Namen von diesem Gartencenter in sein Buch und zieht wieder irgendwelche Verbindungsstriche zwischen den Namen.
„Die pflegen auch bei uns rund ums Penthaus“, murmelt Emily. „Ganz bekanntes Gartencenter. B&S.“ Sie nimmt ihren Arm weg. Schade.
„Und jetzt weiter. Das Tor stand offen?“ Finn ist tierisch ungeduldig. Ich soll den Faden nicht verlieren, meint er.
„Ja, es stand offen. Und ich bin einfach so durch, an den Gärtnern vorbei zum Haus.“
„Aha!“ Plötzlich strahlt Finn, als hätten wir gerade tausend Euro im Preisausschreiben gewonnen.
„Warum aha?“ Emily streicht sich die glänzend schwarzen Haare aus der Stirn und guckt Finn fragend an.
„Weil nicht nur du am Lieferwagen vorbeihuschen konntest, Mil. Vermutlich hätte das JEDER gekonnt, solange die beschäftigt waren.“
„Weiß ich jetzt nicht, Finn. Jeder bestimmt nicht. Das hätten die Gärtner doch bemerkt.“
„Glaub ich nicht“, wirft Emily dazwischen.
Finn tickert sich mit dem Kuli an die Stirn. „Bemerkt hätten sie den vielleicht. Aber hat dich einer angehalten und gefragt, was du da willst?“
„Nö!“
„Und wussten die, dass du nur Princess abholen solltest?“
„Nö. Die kannten mich doch gar nicht“, sage ich und andere Bilder huschen aus meiner Erinnerung hervor. Das geschlossene Tor. Wolli, der mich abfängt, der in den Garten will. Ich dränge ihn hinaus. Wolli, der an der Mauer steht, ungefähr da, wo Finn gestern die alten Natursteine untersucht hat. Wolli tönt herum, was für tolle Elektronikteile es in Lauras Gartenhaus gibt. Er rückt aber nicht raus, woher er das weiß.
„Wolli, der hätte sich natürlich locker an den Gärtnern vorbeischleichen können“, sage ich.
„Da haben wir’s!“, grummelt Finn.
Und Emily fragt: „Was war denn mit Wolli? Klärt mich bitte mal auf!“
„Mil hat den miesen kleinen Kerl gleich zweimal ums Grundstück schleichen sehen.“ Finn, ganz Ermittler!
„Also in den Garten rein konnte er wohl. Aber wie hätte Wolli das ganze Zeug an den Gärtnern und am Dingsbums vorbeischleppen sollen?“
„Gute Frage, Milan! Gibt es irgendwo einen Nebenausgang? Siehst du, genau DAS wollte ich gestern herausfinden und du Feigling bist einfach abgehauen!“
„Nenn mich nicht Feigling! Dich verdächtigt ja auch keiner. Aber wenn der Dingsbums mich erwischt hätte, wie ich Räuberleiter für dich mache … nee, das …“
„Milan hat Recht, Finn. Und du weißt ja selber, dass er kein bisschen feige ist, okay?“
„Ja, entschuldige, Mil.“
„Und jetzt will ich erst mal schwimmen, kommt ihr mit?“, sagt Emily.
Im Wasser muss ich Finn unbedingt untertauchen. Das hat er verdient!
Klar, Emily verteidigt ihn. Die zwei gegen mich! Super!
Ich halte die Luft an und bleibe unter Wasser, bis Emily Angst um mich kriegt.
Sie zieht meinen Oberkörper an den Armen über Wasser. Ich natürlich mit geschlossenen Augen als Wasserleiche. „Milan, Milan, was hast du? Sag doch was?“ Sie tätschelt meine Backen. Da pruste ich Luft und Wasser in ihr Gesicht.
Das macht vielleicht Laune! Finn und Emily rächen sich, indem sie mich noch einmal untertauchen, klar!
Schnaubend und keuchend schwimmen wir schließlich an Land, fläzen uns auf die Badetücher, lassen uns trocknen.
Emily liegt neben mir. Das ist so schön, ich kann kaum atmen. Ob ich ihr vorsichtig übers Haar streicheln darf? Oder schüttelt sie mich dann weg? Und was denkt Finn von mir? Im Moment merkt er bestimmt nichts. Er kritzelt in sein Buch und kombiniert .
„Die Sachen kenn ich doch!“ Emily setzt sich urplötzlich auf. „Wo hat die Lauras Bikini und ihre Sonnenbrille her?“
Ich sehe ein etwas aufgequollenes rothaariges Mädel im zu engen, glitzerweißen Bikini über die Liegewiese schlendern. Aber wie erkennt Emily, dass die ausgerechnet Lauras Badezeug trägt?
„Das Logo, der blaue Delfin“, raunt Emily mir zu. „Und es ist Lauras Größe! Das Teil ist irre teuer!“
„Tatsächlich, Lauras
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